Schotter-Cup

Auer siegt beim Emmersdorfer Thriller

Dramatisches Finale bei der Emmersdorfer Schotter-Rallye: Vor der letzten Prüfung in der Aldersbacher Kiesgrube liegen die ersten Vier lediglich fünf Sekunden auseinander. Im Endspurt triumphieren Florian Auer und Elke Irlacher im Evo 2!

Der 18. Emmersdorfer ADAC-Baron-von-Aretin-Rallye im niederbayerischen Aldersbach haftet eine Art Kultstatus an. Das Rallyezentrum im Weißbierstadel der Aldersbacher Brauerei ist simpel und funktionell zugleich, die beiden rund 5 km langen Start-Ziel-Prüfungen auf schmalen Waldwegen – Kurve an Kurve ohne Pause – sind einzigartig in Deutschland. Die dritte Prüfung in der Kiesgrube dient eher dem Spaß der Zuschauer, der allerdings durch die Staubentwicklung diesmal getrübt wird. Die umgekehrte Startreihenfolge mit den Favoriten am Schluss und ein 2-Minuten-Abstand sind weitere Besonderheiten dieser Rallye, die zum Schotter-Cup, zur Niederbayerischen Meisterschaft und zur Oberlandrunde zählt.

67 Teams haben genannt, alle 67 kommen nach Aldersbach, starten bei sonnigem Wetter zur WP 1 zwischen Aidenbach und Haidenburg – und alle sehen das Ziel der Prüfung. Erste Spitzenreiter sind Michael Dinkel und Bernd Allstadt im Evo 7 vor Rudi und Dominik Weileder (Evo 8), den dritten Platz müssen sich Florian Auer und Elke Irlacher (Evo 2) mit dem schnellsten Nicht-Allrad-Team, Jeffrey Wiesner und Marcel Eichenauer im Volvo 940, teilen.

Die WP 2 beginnt im Ort Emmersdorf, nach einem guten Kilometer auf Asphalt biegt die Strecke nach rechts in den Wald ab auf die „Hohe Straße“, vier Kilometer höchst anspruchsvoller Schotter. Die ersten 34 Fahrzeuge kommen glatt durch, Nummer 35 trifft kurz vor dem Ziel einen Baum, wobei sich beide Fahrer verletzten. Die Rettungskette funktioniert sehr gut, die nachfolgenden Teilnehmer leisten Erste Hilfe, die zweite Hälfte des Feldes wird zur WP 3 umgeleitet. Die Prüfung wird abgebrochen, aber die Regel für die fairen Zeiten wird falsch angewendet: Alle Teilnehmer bekommen eine einheitliche Zeit, alle 34 regulär erzielten Zeiten landen im Papierkorb.

Auf der WP 3 in der Aldersbacher Kiesgrube legt Rudi Weileder – er lernt in dieser Saison seinen 14-jährigen Sohn Dominik an - eine Fabelzeit hin und verdrängt Michael Dinkel vom ersten Platz. Marc Bach und André Seelisch sind beim ersten Start in Niederbayern erstaunlich schnell und erreichen als Dritte die Halbzeitpause knapp vor Florian Auer. Wiesner hat sich heftig verbremst und ist hinter die Mitsubishi von Ramonat und Milde sowie die Subaru von Eriksson und Schulze auf Platz 9 zurückgefallen. Jan Eriksson ist im eigenen Staub ausgeritten, hat dabei die Impreza-Front beschädigt und gibt in der Pause auf.

Die zweite Schleife beginnt wieder mit einer Dinkel-Bestzeit vor Auer, Wiesner, Bach und Weileder, wodurch Dinkel mit sechs Sekunden Vorsprung auf Weileder führt. Der zweite Durchgang über die „Hohe Straße“ verläuft glatt. Florian Auer erzielt die Bestzeit vor Bach, Wiesner, Dinkel und Weileder und rückt dem Spitzenreiter auf die Pelle. Vor dem nur 2,2 km kurzen Finale in der Kiesgrube führt Dinkel mit 2,4 Sekunden Vorsprung auf Auer; auch Weileder mit 6,1 Sekunden und Bach mit 6,8 Sekunden Abstand haben noch einen Podestplatz im Visier.

An der Zeitkontrolle stempelt Bernd Allstadt versehentlich um eine Minute zu spät und kassiert 10 Strafsekunden, die den beiden Franken am Ende den Platz auf dem Podium kosten. Rudi Weileder leistet sich beim Versuch, erneut Bestzeit zu fahren, einen kleinen Fehler und muss Marc Bach um eine Sekunde den Vortritt lassen. Florian Auer und Elke Irlacher legen einen Tanz auf der Rasierklinge hin, setzen eine fulminante Bestzeit und gewinnen die Emmersdorfer Schotter-Rallye im uralten, aber bestens hergerichteten Lancer Evo 2. Auer, der 2003 im ADAC-Junior-Cup mit dem letztjährigen Schotter-Cup-Sieger Sebastian Vollak die Klingen kreuzte und von 2005 bis 2008 als Junior im Team von Hermann Gaßner die DRM bestritt, strahlt im Ziel mit der Sonne um die Wette.

Als bester Hecktreibler landet der Volvo 940 von Jeffrey Wiesner und Marcel Eichenauer mit 24 Sekunden Rückstand auf Platz 5 – fast unglaublich, weil er 17 Sekunden beim Fehler in der ersten Kiesgruben-Durchfahrt einfangen hat. Die nächsten Autos mit Heckantrieb landen auf den Rängen 13 und 16: Jan Schneider und Sascha Wöll im 318 Compact als Sieger der 318is-Cup-Wertung sowie Markus Daffner und Sebastian Grund im BMW M3 als Dritte der Klasse NC2.

Die Fronttriebler erleben einen extremen spannenden Dreikampf zwischen Hannes Arndt und Christof Wagner im Ford Fiesta, den früheren Schotter-Vizemeistern Thomas und Melanie Schultz im Renault Clio und – man höre und staune – den beiden Österreicherinnen Viktoria Hojas und Vera Hinterramskogler im Opel Corsa OPC mit 1600-cm³-Turbomotor. In dieser Reihenfolge erreichen sie auf den Rängen 10 bis 12 das Ziel innerhalb von nur vier Sekunden. In der stark besetzten 2-Liter-Klasse belegen der 23-jährige Jan Schneider – gleichzeitig bester Junior des Feldes - sowie die Opel Astra von Michael Wallner und Marco Weidinger sowie Patrick Krückl und Maria Graßl die nächsten Plätze.

In der Klasse NC4 bis 1600 cm³ feiern Fabian Schulze und Anna-Lena Pfützenreuter im Suzuki Swift den Klassensieg ganz knapp vor Uwe Joachim und Michael Knorr im Polo. Auch die kleinste Klasse NC5 bis 1400 cm³ ist in Niederbayern komplett. Dabei zeigen Patrick Bannert und Michael Just, dass sie nicht nur im Clio auf Asphalt Spitze sind, sondern auch auf Schotter mit einem „alten“ geliehenen Polo zum Klassensieg fahren können; sie distanzierten die Zweiten, Martin und Claus Hartmann im Allrad-Suzuki, um 27 Sekunden.

In der Gruppe G sind die Berliner Thomas Leonhardt und Kevin Linke im schweren Audi S4 Avant am schnellsten, während der oberbayerische Sprint- und Slalom-Spezialist Josef Haagn im BMW 325 die NC7-Klasse gewinnt – mit keinem Geringeren als dem viermaligen Deutschen Meister Siegi Schrankl als Co. Die mit 8 Teams gut besetzte Klasse NC8+9 sieht die niederbayerischen Teams Josef Madl und Stefanie Peuker (BMW 318) sowie Martin und Martina Neumaier (VW Golf 2) vorn, nachdem sich die Schotter-Spezialisten Pierre Günther und Markus Ernst (Opel Vectra 4x4) sowie Patrick Rodewald und Jacqueline Kaiser (Volvo 940) beim Stempeln 20 bzw. 40 Sekunden eingefangen haben.

Neben den schnellen Opel-Damen aus Österreich schlagen sich auch die beiden einheimischen Damen-Teams achtbar. Lena Plattner und die erst 14-jährige Nena Feldl (Suzuki Swift) schaffen Rang 3 in der Klasse NC4, Simone Unholzer und Nicole Scheungraber verlieren mit dem Polo 1.4 aus der Klasse NC9 in der zusammengelegten Klasse NC8 nur 43 Sekunden auf den Klassensieger.

Die Ausfallquote ist mit 10% extrem niedrig: 3 Ausritte, 2 technische Defekte und zwei Aufgaben nach dem Unfall. Viel Beifall für den MSC Emmersdorf und eine gute Stimmung kennzeichnen die Siegerehrung, bei der Haus- und Schirmherr Adam Baron von Aretin die Gesamtsieger auszeichnet.

Schotter-Cup

28 der 63 Schotter-Cup-Teams sind nach Niederbayern angereist. Hannes Arndt (Fiesta) hat mit seinem zweiten Tagessieg die Führung erobert. Ken Milde, Frank Zischkale, Patrick Rodewald und Björn Becker bleiben erste Verfolger; dahinter lauern Jeffrey Wiesner, Thomas Schultz und Marc Bach – alle drei mit einem Streicher – auf ihre Chance. Dark Liebehenschel (keine Zeit) und Jan Rößner (kein Budget), bisher auf Platz 1 und 3, fehlten; während Jaakko Keskinen (Business) und Martin Christ (Trauerfall) ihre Nennungen zurückziehen mussten. Mit seinem Klassensieg in Aldersbach hat sich Fabian Schulze an die Spitze der Junioren-Wertung gesetzt, während Patrick Buys (Ausfall, Antriebswelle) bei den Einsteigern vorn bleibt. Der Lada-Cup innerhalb des Schotter-Cups sieht alle drei Lada VFTS im Ziel, Thomas Funke führt die Sonderwertung an. Nächster Lauf zum Schotter-Cup ist die 8. ADAC-Rallye Bergring Teterow in Mecklenburg am 13. Juli.

Ergebnis 18. Emmersdorfer ADAC-Baron-von-Aretin-Rallye
1.Florian Auer / Elke IrlacherMitsubishi Evo 2NC117:51,5
2.Marc Bach / André Seelisch Mitsubishi Evo 9NC18,4
3.Rudi Weileder / Dominik WeilederMitsubishi Evo 8NC19,4
4.Michael Dinkel / Bernd AllstadtMitsubishi Evo 7NC113,7
5.Jeffrey Wiesner / Marcel EichenauerVolvo 940 – 16VNC224,8
6.Raphael Ramonat / Sara Phieler Mitsubishi Evo 7NC131,4
7.Ken Milde / Heinke MöhrpahlMitsubishi Evo 8NC136,4
8.Thomas Böhm / Daniel RosenmüllerSubaru Impreza GTNC146,7
9.Stefan Schulze / Lisa KuhnSubaru Impreza GTNC149,4
10.Hannes Arndt / Christof WagnerFord Fiesta STNC357,2
11.Thomas Schultz / Melanie SchultzRenault Clio III RSNC357,5
12.Viktoria Hojas / Vera HinterramskoglerOpel Corsa D OPCNC2+1:01,3
13.Jan Schneider / Sascha WöllBMW 318 CompactNC3+1:06,8
14.Sven Senglaub / Lydia EschenhornMitsubishi Evo 6NC1+1:10,9
15.Jürgen Seidl / Anna-Maria SeidlAudi S3NC1+1:18,2
Zwischenstand Schotter-Cup: 1. Arndt 1659, 2. Milde 1392, 3. Zischkale 1385, 4. Rodewald 1321, 5. Becker 1256, 6. Wiesner 1231, 7. Schulze 1209, 8. Schultz 1166, 9. Bach 1110, 10. Liebehenschel 1079
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