Den dritten Lauf zum Schotter-Cup und zur ADMV-Rallye-Meisterschaft werden die Fahrer und die Organisatoren (besonders die durchnässten Streckenposten) nicht so schnell vergessen. In den Tagen vor der 51. ADAC-Roland-Rallye hat es immer wieder geregnet, so dass die Schotterwege – immerhin 57% der 61 WP-Kilometer – schon bei der Besichtigung von Pfützen übersät sind.
Doch am Samstag regnet es ohne Unterbrechung, die Pfützen weiten sich zu kleinen Seen, an vielen Stellen kämpfen die Fahrer mit Aquaplaning. Auf den Asphaltabschnitten sorgt der beim Cutten aufgewirbelte Matsch für „Null-Grip“, harmlose Ausrutscher führen zum Aus, weil die Fahrzeuge erst nach dem Schlusswagen am Strick die aufgeweichten Wiesen und Äcker verlassen können. Hut ab vor der Leistung der Fahrer, denn es gibt keinen „echten“ Unfall, die Ausfallquote liegt mit 30% im üblichen Rahmen: 46 von 66 gestarteten Fahrzeugen stehen im Parc Fermé.
Stig Andervang und Annemieke Hulzebos dominieren das Feld nach Belieben und gewinnen im Fabia Rally2 alle sechs Wertungsprüfungen mit unfassbarer Überlegenheit, zum Beispiel die 11,6 km lange WP 4 Apostelbrücke mit einer ganzen Minute Vorsprung auf den Zweitschnellsten! Raphael Ramonat kämpft mehr mit den beschlagenen Scheiben im Ford Fiesta R5 als mit Andervang, mit Copilotin Karina Derda fährt er auf den Ehrenplatz, während die Finnen Petri Reinikainen und Timo Hallia den Mitsubishi Evo 9 auf den dritten Podiumsrang bringen und die Klasse NC1 gewinnen.
Als Klassenzweite beenden Michael Dinkel und Bernd Allstadt im Evo 7 die Roland-Rallye auf Platz 4, wobei Dinkel wenige Wochen vor dem 60. Geburtstag mit der zweitschnellsten Zeit auf der letzten Prüfung – knapp 11 km Sprint mit 70% Schotter – ein Ausrufzeichen setzt. Dahinter geht es knapp zu, weniger als drei Sekunden trennen Martin Wagner (Mitsubishi), Mark Schindler (Subaru) und Robin Hofmann (BMW), der auf 60 der 61 WP-Kilometer nur den Heckantrieb seines Allrad-M3 zur Verfügung hat. In der 3-Liter-Klasse setzen sich Björn Becker und Dirk Mürkens im Audi 90 Quattro deutlich von der Konkurrenz ab. Die Verfolger Nick Heilborn im BMW M3, Kevin Müller im Toyota Yaris und Maximilian Irmer im Audi 90 Quattro fahren auf die Plätze 12 bis 14.
Den prickelndsten Zweikampf fechten Bernd Knüpfer und Jan Schneider, die Schotter-Cup-Sieger von 2020 und 2021, in der 2-Liter-Klasse aus. Bis zur Halbzeit fährt Knüpfer im Opel Astra einen 10-Sekunden-Vorsprung heraus, der sich auf WP 4 nach einem kleinen Ausritt in einen 5-Sekunden-Rückstand verwandelt. Die Schneider-Brüder starten mit drei Sekunden Vorsprung in den langen letzten Sprint, doch Bernd Knüpfer und Daniel Herzig pressen alles aus dem Astra heraus und haben im Ziel um vier Sekunden die Nase vorn. Beide Teams tanzen auf der Rasierklinge: Knüpfer landet nach der Flugkuppe auf der Landstraße nach Günzerode mit zwei Rädern im nassen Bankett und braucht 300 Meter, um den Astra einzufangen. Marc Schneider bekommt auf die Frage „Wie oft wars kritisch?“ von Bruder Jan nur die lakonische Antwort: „Mehrere Male.“
Jans Onkel Norbert Schneider spielt seine Routine aus und wird im Compact-318 Dritter, zehn Sekunden vor seinem Cup-Kollegen Daniel Habicht.
Bei den 1600ern brilliert Lokalmatador Fabian Schulze einmal mehr mit Zeiten in den Top 10, doch in der WP 5 verraucht der Motor des Suzuki Swift. Danach steht mit Hannes Heldt ein weiterer Lokalmatador vor dem Klassensieg, doch 2 km vor dem Ziel der letzten Prüfung verbremst er sich, ein Vorderrad hängt in der Luft, aber niemand ist da, der den Polo einen Meter zurück auf die Piste schiebt. Andreas Schramm und Sindy Schneider gewinnen am Ende vor ihren Polo-Mitstreitern Uwe Joachim und Yasmine Fritzsche, während Manuel Schneider und Jenny Zander im Swift als Dritte auch Platz 3 im Schotter-Cup verteidigen. Erwartungsgemäß siegen Alex und Conny Klemm mit ihrem hochbeinigen Panda in der kleinsten Klasse bis 1400 cm³.
In der Gruppe G haben Axel Bayer und Rico Wächtler erneut die Konkurrenten im Griff und erreichen im Impreza mit Allrad und Turbo-Diesel Gesamtrang 15. Patrick Buys und Ronny Hayn freuen sich diebisch, dass sie bei diesen Wetterbedingungen mit dem frontgetriebenen Seat Ibiza noch vor Thomas und Tanja Leonhardt im Audi B5 Quattro ins Ziel kommen.
Nach dem dritten Lauf liegen Stig Andervang und Björn Becker im Schotter-Cup nur um wenige Punkte getrennt an der Spitze des Schotter-Cups. Jan Schneider und Petri Reinikainen, beide mit nur zwei Starts, haben viel Boden gut gemacht. In der ADMV-Meisterschaft führen Torsten Brunke und Normen Standke, die als einziges Team mit ihrem Golf bei allen drei Läufen das Ziel erreicht haben. Björn Becker und Dirk Mürkens verlassen Nordhausen als Spitzenreiter in der ADMV-Pokal-Wertung.
Ergebnis 51. ADAC-Roland-Rallye Nordhausen | ||||
1. | Stig Andervang / Annemieke Hulzebos | Skoda Fabia Rally2 | RC2 | 35:21,0 |
2. | Raphael Ramonat / Karina Derda | Ford Fiesta R5 | RC2 | + 3:25,8 |
3. | Petri Reinikainen / Timo Hallia | Mitsubishi Evo 6 | NC1 | + 4:11,0 |
4. | Michael Dinkel / Bernd Allstadt | Mitsubishi Evo 7 | NC1 | + 4:37,1 |
5. | Martin Wagner / Alexander Rödiger | Mitsubishi Evo 8 | NC1 | + 4:56,6 |
6. | Mark Schindler / Stefan Pfister | Subaru Impreza STI | NC1 | + 4:57,4 |
7. | Robin Hofmann / Jan Bemmann | BMW M3 E46 | NC1 | + 4:59,1 |
8. | Björn Becker / Dirk Mürkens | Audi 90 Quattro | NC2 | + 5:20,3 |
9. | Uwe Geipel / Burkhard Hesseler | Skoda Fabia R5 | RC2 | + 5:57,0 |
10. | Bernd Knüpfer / Daniel Herzig | Opel Astra OPC | NC3 | + 5:57,3 |
11. | Jan Schneider / Marc Schneider | BMW 318 Compact | NC3 | + 6:01,0 |
12. | Nick Heilborn / Benjamin Melde | BMW M3 E36 | NC2 | + 6:13,0 |
Zwischenstand Schotter-Cup: 1. Andervang 1422, 2. Becker 1412, 3. M.Schneider 1351, 4. Bayer 1264, 5. Buys 1210
Zwischenstand ADMV-Meisterschaft: 1. Brunke 2300, 2. Bayer 1885, 3. Schulze 1867, 4. Joachim 1858, 5. Becker 1828
Nächster Lauf: 23. ADAC-Fontane-Rallye Neuruppin am 29. April (ADMV)