Lausitz-Rallye

Anders Gröndal feiert Lausitz-Hattrick

Der Norweger Anders Gröndal sichert sich seinen dritten Lausitz-Sieg in Folge und verweist Matthias Kahle und Dominykas Butvilas auf die weiteren Podiumsplätze.

Die 18. ADMV-Lausitz-Rallye ist der drittletzte Lauf zur neuen FIA European Rally Trophy, eine vorwiegend auf dem Balkan angesiedelte Regionalmeisterschaft. Dieses Prädikat lockt zwar nur ein einziges Team, Rashid Al Ketbi und Karina Hepperle, in die Tagebaulandschaft, beschert dem Veranstalter allerdings einige Komplikationen wie zwei Felder, sechs Wertungen und einige Unklarheiten, wann FIA-Regeln und wann DMSB-Regeln gelten. Im FIA-Feld starten 19 Fahrzeuge (nur zwei aus Deutschland) der FIA-Klassen RC2 und RC4, im nationalen Feld 50 Fahrzeuge der DMSB-Gruppen H, F, G und CTC, darunter 12 aus dem Ausland.

Ein wahres Schotter-Festival

Die Strecke ist für alle gleich: Am Freitag vier Prüfungen über 40 WP-Kilometer mit der Lausitz-Arena als Highlight, am Samstag neun Prüfungen über 143 WP-Kilometer, wobei die beiden 32 km langen Start-Ziel-Prüfungen im Tagebau Reichwalde enorme Anforderungen an Fahrzeuge und Fahrer stellt. Die 98% Schotter in der Lausitz sehen in diesem Jahr anders aus als in den meisten Jahren zuvor: Ganz überwiegend finden die Teams glatten und festen Schotter vor; neben der guten Präparation der Pisten spielt auch der Wettergott diesmal zu 100% mit: viel Regen in den letzten Wochen, trockenes Wetter in den letzten Tagen. Der gefürchtete Staub entwickelt sich überhaupt nicht, die gefürchteten Längsrinnen sind längst nicht so tief – es kann selbst im letzten Durchgang noch gut gedriftet werden. Zu den tollen Pisten kommt in diesem Jahr auch ein „Goldener Oktober“ – mild, sonnig, trocken – und ein minutengenauer Ablauf der Rallye. Der Serviceplatz in den Tagesanlagen bei Boxberg ist ideal, die Team-Präsentation in Weißwasser kommt gut an, nur die ausgelagerte Siegerehrung im Festzelt, 15 km von Servicezentrum entfernt, steht für eine Änderung an.

Die R5-Renner erobern den Tagebau

Mit dem R5-Citroën DS 3, der im bisherigen Verlauf der Saison viel Kummer bereitet hat, setzt sich der Norweger Anders Gröndal sofort an die Spitze des kleinen, aber erlesenen Feldes mit fünf R5- und einem R4-Fahrzeug. Hinter ihm bildet sich eine Vierergruppe, bestehend aus dem 26-jährigen Litauer Dominykus Butvilas im R4-Evo 10, dem 23-jährigen Finnen Kristian Kiviniemi im Gruppe-N-Evo 9, dem Euro-Trophy-Zweiten Rashid Al Ketbi aus Dubai (mit Karina Hepperle als Dirigentin) und Matthias Kahle. Der aus der Lausitz stammende siebenmalige Champion hat den im Rallye-Mag-Design auftretenden Skoda Fabia R5 des holländischen Wevers-Teams am Donnerstag zum ersten Mal gesehen, außer ein paar Metern auf Asphalt fehlt im jegliche Fahrpraxis. Nach Platz 5 und 3 in der ersten Schleife am Freitagabend schaffen Kahle und Copilot Christian Doerr beim zweiten Durchgang Platz 2 und Platz 1 – Bestzeit vor den Zuschauern in der Lausitz-Arena. Anders Gröndal und seine neue Copilotin Miriam Walfridsson aus Schweden haben nach der Freitagetappe schon ein Polster von 26 Sekunden herausgefahren. Dahinter geht es eng zu: Al Ketbi, Butvilas, Kahle und Kiviniemi liegen innerhalb von nur sieben Sekunden! Dahinter klafft bereits eine Zwei-Minuten-Lücke – nicht zuletzt weil der alte Wolf Saku Vierimaa (Gruppe-N-Evo 9) und der Pole Maciej Oleksowicz (Ford Fiesta R5) auf der WP 1 rund eine Minute einbüßen, weil sie sich verfahren haben!

Am Samstagmorgen zieht Anders Gröndal schnell und sauber seine Bahn, gewinnt alle fünf Prüfungen – darunter die beiden Marathonstrecken – und verfügt beim mittäglichen Service über einen beruhigenden Vorsprung von 70 Sekunden. Bei den Verfolgern haben sich die Fronten geklärt: Rasid Al Ketbi fällt am Morgen ans Ende des Viererpulks zurück und macht Reifenprobleme geltend. Dominykas Butvilas fährt mit dem unhandlichen Evo 10 stark und stabilisiert sich auf Rang 4. Kristian Kiviniemi streitet mit Matthias Kahle intensiv um Platz 2 – nicht schlecht, wie der junge Finne mit seinem Gruppe-N-Lancer aus dem Jahr 2006 gegen die moderneren Fahrzeuge aussieht. Doch gegen Ende der zweiten 32-km-Prüfung durch den Tagebau Reichwalde arbeitet das vordere Differenzial nicht mehr richtig, im Service muss Kiviniemi aufgeben. Zu diesem Zeitpunkt haben sich Matthias Kahle und Christian Doerr schon auf Rang 2 nach vorn gekämpft.

Kahle fährt sich in die Herzen der Zuschauer

Der Nachmittag erlebt einen lockeren Matthias Kahle, der an den Zuschauerzonen auch ein bisschen Show macht. Mit zwei Bestzeiten am Schluss und einem souveränen zweiten Platz bei R5-Debüt rollen Matthias Kahle und Christian Doerr unter starken Applaus über die Zielrampe. Den Sieg von Anders Gröndal und Miriam Walfridsson können sie nicht gefährden; der 31-jährige Norweger strahlt im Ziel vor Freude, weil sein Citroën DS 3 endlich problemfrei gelaufen ist – und zudem feiert er in der Lausitz einen echten Hattrick als Gesamtsieger 2013, 2014 und 2015.

Auch Butvilas darf sich noch eine Bestzeit gutschreiben lassen und vervollständigt das Podium. Rashid Al Ketbi und Karina Hepperle wahren mit Platz 4 noch eine klitzekleine Chance auf die FIA-Trophy. Die Sonderwertung für die besten Gruppe-N-Fahrzeuge sichert sich nach Kiviniemis Ausfall sein Landsmann Saku Vierimaa vor dem Polen Daniel Chwist im Subaru, der ohne einen einzigen Sponsoraufkleber auskommt. Von den vier frontgetriebenen RC4-Teams kommen nur die tschechischen Junioren Tomaš Pospišilik ind Ivo Vybiral im Citroen C2 ins Ziel.

Latvala als Zuschauer

Die nationale Wertung der Lausitz-Rallye sah ein Mitsubishi-Trio an der Spitze. Ganz vorne landete Aleksandrs Griva aus Litauen, gefolgt von Raphael Ramonat und dem Finnen Jari Latvala. Dessen Sohn Jari-Matti war das große Zugpferd der diesjährigen Lausitz-Rallye. Doch schon im Shakedown am Donnerstag sorgte ein Riss im Ölkühler seines Audi Quattro für reichlich Verdruss. Ein Loch im Motorblock beendete die Fahrt des VW-Werkspiloten am Freitagabend frühzeitig. Zur großen Freude der Fans mischte sich Latvala anschließend unters Rallyevolk, um als Zuschauer das Geschehen zu verfolgen. Ein ausführlicher Bericht über die Lausitz-Rallye National folgt morgen.

Zuschauer waren begeistert

Nicht nur die WP-Länge und die 98% Schotter sind „außer der Norm“, die Lausitz-Rallye zeigt sich enorm zuschauerfreundlich. Zweieinhalb Tage lang berichtet das örtliche Radio WSW 89,2 live von der Rallye, die Ausschilderung zu den Zuschauerpunkten ist vorbildlich, die Plätze bieten hervorragende Sichtmöglichkeiten. Zu der bekannt spektakulären Lausitz-Arena mit der Flugschanze und der Wasserdurchfahrt – am Samstagnachmittag mit einem Riesenansturm - kommt in diesem Jahr eine neue Attraktion, der Rundkurs Schadendorf, für den eigens eine neue Schottertrasse gebaut worden ist. Nur fünf Fuß-Minuten vom Rallyezentrum erleben die Fans längs eines Entwässerungsgrabens eine Brücke übers Wasser, eine Brücke über die Schotterstraße, Driftkurven und zum Auftakt ein Live-Interview mit Jari-Matti Latvala. Wer diesen Punkt verpasst hat, sollte schon jetzt für die nächste Lausitz-Rallye den „Kessel am Hammergraben“ vormerken.

Ergebnis Lausitz-Rallye 2015

1.Gröndal / WalfridssonCitroën DS3 R51:49:17,6
2.Kahle / DoerrSkoda Fabia R5+1:07,8
3.Butvilas / VaitkeviciusMitsubishi Lancer Evo X+1:39,9
4.Al Ketbi / HepperleFord Fiesta R5+2:26,5
5.Oleksowicz / KusnierzFord Fiesta R5+5:10,4
6.Vierimaa / RajasaloMitsubishi Lancer Evo IX+7:30,2
7.Chwist / BurkatSubaru Impreza STi+8:28,8
8.Olsen / EilertsenCitroën DS3 R5+9:16,2
9.Wieromiejczyk / WrobelMitsubishi Lancer Evo IX+12:27,1
10.Scharmach / ZenzMitsubishi Lancer Evo IX+13:30,9

Ergebnis Lausitz-Rallye National 2015

1.Griva / VeilandsMitsubishi Evo VIIH1657:07,4
2.Ramonat / SchneeweißMitsubishi Evo VIIH16+2:14,5
3.Latvala / MustalahtiMitsubishi Model E3H16+3:36,6
4.Vollak / KuhnBMW 318ti E36F08+9:57,9
5.Fechner / PitzkMitsubishi Evo VIH16+10:21,9
6.Muschiol / MunkwitzRenault Clio RagnottiH14+13:13,1
7.Goldbohm / SommerVW Golf 16 VH14+14:57,9
8.Weidner / PetzoldLada VFTSH14+18:56,7
9.Leiß / SeltmannMazda 323G20+20:17,3
10.Czekan / TrzaskaHonda Civic Type RH14+20:56,6

GALERIE: Die besten Bilder der Lausitz-Rallye 2015


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