Rallye Erzgebirge

Alle Neune für Zeltners im Erzgebirge

Sechs Bestzeiten auf sechs Wertungsprüfungen, Spitzenreiter vom Start bis ins Ziel – Ruben und Petra Zeltner haben bei der Rallye Erzgebirge die Konkurrenz fest im Griff. Julius Tannert feiert als Zweiter eine gelungene Generalprobe für den WM-Lauf auf Korsika.

Das Erzgebirge präsentiert sich an diesem Wochenende von seiner schönsten Seite, die Sonne scheint zwei Tage mit voller Kraft, das erste frische Grün treibt aus Bäumen und Büschen. Vor dem Stollberger Rathaus starten am Samstagmittag 55 Fahrzeuge zur Rallye 70 und 31 Fahrzeuge zur Historic-Gleichmäßigkeitsprüfung. Vor ihnen liegen zwei Schleifen mit dem langen 11,5 km Sprint durch Oberdorf, dreieinhalb Runden auf dem Grünhainer Stadtkurs und rund 7 km Sprint bei Gelenau. Das Interesse der vielen Zuschauer konzentriert sich auf den Zweikampf Zeltner contra Wiegand. Ruben und Petra Zeltner haben bei Gaßner einen Evo 10 im Gruppe-N-Trimm gemietet, Sepp Wiegand und Alexander Rath erscheinen im Schmack-Citroen DS3, mit dem Philipp Knof 2016 den deutschen 2WD-Titel gewinnen konnte. 

Leider ist der Fight schon nach zehn Kilometern beendet. Sepp Wiegand ist auf der Feldweg-Passage kurz vor dem Ziel der WP 1 mit hohem Tempo unterwegs, als sich in einer schnellen Linkskurve – offenbar nach einem Schlagloch - das Heck selbständig macht. Der Citroen dreht sich in einen kleinen Graben und rollt sich seitwärts ab – nichts Schlimmes, aber das frühe Aus für Sepp Wiegand. 

Sepp Wiegand muss frühzeitig aufgeben

Ruben Zeltner schießt sich nach wenigen Kurven auf den schweren Evo 10 ein und gewinnt die Auftaktprüfung mit einem satten Vorsprung von 22 Sekunden auf John Macht im betagten, aber flott pilotierten Evo 6, während Julius Tannert – eine Sekunde dahinter - den in Polen angemieteten Ford Fiesta R2 beherzt über die schmalen Asphaltsträßchen durch Oberdorf scheucht. Auch auf dem Rundkurs Grünhain sind die Zeltners die Schnellsten, mit einem Schnitt von 111 km/h bleiben sie als einzige unter der 8-Minuten-Schallmauer. Macht ist erneut Zweiter, Tannert und sein österreichischer Co Jürgen Heigl bleiben Dritte, auch wenn der Rallye-Cup-Titelverteidiger Ken Milde im Evo den Berg-und-Tal-Kurs um eine Sekunde flotter umrundet. Zeltner gewinnt auch die Gelenau-Prüfung mit langen Plattenweg-Abschnitten, die Halbzeitpause erreicht er vor dem Duo Tannert/Macht und einem zweiten Duo Czok/Milde.

Als Macht mit technischen Problemen aufgibt, sind die beiden ersten Plätze bezogen. Ruben und Petra Zeltner gewinnen auch alle drei Prüfungen der zweiten Schleife, der Riesenvorsprung verringert sich durch einen Stempelfehler um eine Minute. Das reicht dennoch locker für den Gesamtsieg – Nummer 9 für Zeltner/Zeltner im Erzgebirge, wobei 1999 nicht Petra, sondern Rubens Bruder Thomas das Gebetbuch vorlas.

Starker Auftritt von Julius Tannert im Ford Fiesta R2

Julius Tannert und Jürgen Heigl fliegen mit dem Ford Fiesta, dessen 3-Zylinder- Turbomotor über nur 999 cm³ Hubraum verfügt, auf den zweiten Platz. Dahinter kämpfen die Evos bis zum letzten Meter um das Podium. Im Ziel strahlen die Zwickauer Mario Czok und Andy Tänczyk über Platz 3, nachdem sie Ken Milde und Jean Ihlefeldt noch auf der letzten Prüfung überholt haben. Auf Platz 5 kommt der amtierende ADMV-Meister ins Ziel: Rigo Sonntag hat sich kurz entschlossen den Citroen C2 R2 von Schmack gemietet und zeigt mit dem Renner ein starke Leistung, zumal er erstmals mit Copilotin Jacqueline Dietzel unterwegs ist. Unglaublich schnell fährt vor der Haustür der Zschopauer Suzuki-Händler Veit König, der mit Co Henry Wichura im Suzuki Swift – Gruppe F, 1600 cm³, stattliche 170 PS – bis auf Platz 6 nach vorn fährt und die Klasse vor dem ebenfalls überzeugenden jungen Schwaben-Team Ernst Reinmann und Madeleine Steinbach im Ford Fiesta gewinnt.

Dazwischen platzieren sich die besten Teams der mit 17 Fahrzeugen stärksten Klasse, den 2-Liter-Autos der Gruppe F. Die Ausfälle von Jan Horlbeck (Fiesta) und Stephan Dammaschke (Clio) dezimieren die Spitzengruppe; nach einem schönen Kampf sind die Schotter-Spezialisten Bernd Knüpfer und Daniel Herzig im „alten“ Astra mit Platz 2 hochzufrieden. Den überraschenden Sieg erobern allerdings Mathias Fröhlich aus dem Allgäu und die Zwickauer Beifahrerin Clara Bettge – bei ihrer zweiten Rallye! – mit einem kräftig motorisierten Renault Clio III. Das schwäbische Ehepaar Frank und Inge Herrmann holt sich im BMW 318 Rang 3 vor dem Golf-Team Torsten Brunke und Paul Stöckel. Einen Klassensieg und Rang 10 insgesamt nehmen Nick Heilborn und Benjamin Melde im BMW M3 über die Grenze nach Thüringen.

In der Gruppe G fahren Mario Kunstmann und Heiko Langer im Evo 7 auf Rang 7, während die Schneeberger Alexander Queck und Dominik Romainczyk im Astra die Klasse 10 bei den Serien-Autos klar gewinnen. In der kleinen CTC-Klasse bis 2000 cm³ fällt Bernd Michel mit dem Astra auf dem Rundkurs Grünhain aus; dadurch können die Grünhainer Piloten Tobias Edelmann und Markus Ernst mit nur 1400 cm³ im Skoda Fabia den Klassensieg erringen.

Ausritte sowie Unterbrechungen für Linienbusse und Anlieger sorgen schon auf WP 1 für Lücken im Feld. In Grünhain passieren rund um die WP 2 zwei kuriose Unfälle: Erst trifft ein weggeschleudertes Reifenteil nach einen Plattfuß einen Zuschauer, dann stürzt eine Frau abseits der Strecke heftig. Die medizinische Versorgung hat Vorrang, fortan klafft eine fast einstündige Lücke zwischen dem ersten Drittel und dem Rest des Feldes. Motorprobleme, Schäden an der Kraftübertragung und Kaltverformungen treiben die Ausfallquote hoch; das Ziel erreichen nur 36 der 55 gestarteten Teams.

Bei der 5. ADMV-Rallye Erzgebirge Historic beherrschen erwartungsgemäß die Stoppuhr-Experten der Retro-Rallye-Süd-Serie das Geschehen. Mit Thomas und Albert Gutheil (Toyota Celica), Mark und Antje Blüthner (VW Golf) und den Vorjahressiegern Max und Timo Birnbreier (Lancia Fulvia) landen drei bekannte Familienteams auf den Plätzen 2 bis 4. Überraschend fahren Sven und Jana Hoßfeld, ein junges Ehepaar aus der RRS, im Audi A4 zum Gesamtsieg. Die besten Nicht-RRS-Teams schaffen es unter 31 Startern auf die Ränge 7 und 8: Hans-Werner und Peter Müller im BMW 2002 sowie Bastian Pfeiffer und Max Decker im Volvo 244.

Ergebnis 54. ADMV-Rallye Erzgebirge

1.Ruben Zeltner / Petra ZeltnerMitsubishi Evo 10RC239:22,4
2.Julius Tannert / Jürgen HeiglFord Fiesta R2TRC4+28,9
3.Mario Czok / Andy TänczykMitsubishi Evo 9F1+1:10,5
4.Ken Milde / Jean IhlefeldtMitsubishi Evo 8C18+1:16,7
5.Rigo Sonntag / Jacqueline DietzelCitroen C2 R2RC4+2:15,3
6.Veit König / Henry WichuraSuzuki Swift SportF6+2:27,2
7.Mario Kunstmann / Heiko LangerMitsubishi Evo 7G8+2:54,1
8.Mathias Fröhlich / Clara BettgeRenault Clio III RSF5+2:59,1
9.Bernd Knüpfer / Daniel HerzigOpel Astra GSiF5+3:10,7
10.Nick Heilborn / Benjamin MeldeBMW M3 E36F4+3:30,9
11.Frank Herrmann / Inge HerrmannBMW 318is E30F5+3:57,5
12.Ernst Reinmann / Madeleine SteinbachFord Fiesta 1.6F6+4:00,0

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