Schotter-Cup

Achter Ketomäki-Sieg in Bad Schmiedeberg

„Routine“ in Bad Schmiedeberg: Im Ziel vor dem Kurhaus feiern Jukka Ketomäki und Kerstin Munkwitz ihren achten Sieg in Folge. Doch zuvor erleben die Zuschauer einen spannenden Kampf mit Dark Liebehenschel, zwei Führungswechsel – und Safari-ähnliche Staubfahnen.

Die 14. ADMV-Rallye Kurstadt Bad Schmiedeberg fordert fahrerisches Können und Flexibilität, denn die Streckencharakteristik wechselt ständig. Die zwei langen Sprints mit 10 und 14 km Länge führen zu 75% über Schotterwege und zu 25% über schnelle Landstraßen, dazwischen liegt der Zuschauer-Rundkurs mit 8 Asphalt-Kilometern, Vollgas-Abschnitten, drei Reifen-Schikanen und dem winkligen Häuserkampf in Kleinkorgau. Die anhaltende Trockenheit schraubt die Anforderungen zusätzlich in die Höhe, denn – vor allem im Wald – warten stellenweise Staubwände auf die Teams, die jedem Team irgendwann ein Aha-Erlebnis bescheren. „Aber das ist Rallye“; kommentiert ein Fahrer.

Der fehlende Regen sorgt auch dafür, dass die Wege trotz guter Präparierung im zweiten Durchgang tief ausgefahren werden. Fahrwerk und Fahrer werden gut durchgerüttelt, 22 Teams bleiben auf der Strecke. Bemerkenswert: Mit 28% ist die Schmiedeberger Ausfallquote trotz 67 WP-Kilometern und 55% Sand und Schotter die kleinste an diesem Wochenende; in Calw mit 35 Asphalt-Kilometern liegt sie bei 31%, im hessischen Grünberg mit 69 WP-Kilometern, davon 8 km auf Schotter, sogar bei 40%.

77 Teams starten mittags vor dem Jugendstil-Kurhaus, davon allein 16 Fahrzeuge in der Allrad-Klasse NC1 mit den Favoriten. Den 10 km langen Auftakt im Reinharzer Wald gewinnt das Top-gesetzte – also als Letztes gestartete – finnisch-deutsche Team Jukka Ketomäki und Kerstin Munkwitz im Evo 9 mit 10 Sekunden Vorsprung vor Dark Liebehenschel und Markus Drüge (Evo 7), 19 Sekunden vor Marc Bach und André Seelisch (Evo 9) und 22 Sekunden vor Raphael Ramonat und Sara Phieler (Evo 7). Fünf Sekunden länger brauchen Jeffrey Wiesner und Marcel Eichenauer im Volvo 940, die sich respektlos vor Ken Milde und Heinke Möhrpahl (Evo 8) und Martin Christ und Norman Jakobs (Evo 9) schieben. Christ verliert mindestens 20 Sekunden, als er im dichten Staub auf Marcus Hesse aufläuft, der durch zwei platte Reifen gebremst wird.

Auf dem Asphalt-Rundkurs fahren Liebehenschel und Christ sieben Sekunden schneller als Ketomäki, der auch Milde, Bach und Ramonat den Vortritt lassen muss. Der Finne hat aber auch eine der Schikanen mit dem Heck verschoben, kassiert 10 Strafsekunden und fällt dadurch hinter Liebehenschel zurück. Auf der dritten Prüfung am Gollmer Weinberg fliegen Ketomäki und Liebehenschel Kopf an Kopf durch Ziel mit nur acht Zehntel Vorsprung für den Finnen. Christ büßt als Dritter 12 Sekunden, Bach als Vierter 24 Sekunden, alle anderen verlieren mehr als eine halbe Minute auf der 14-km-Piste mit sechsmaligem Belagwechsel. In der Halbzeitpause führt Liebehenschel mit 5,7 Sekunden vor Ketomäki, dann folgen die Evos von Christ, Bach, Ramonat und Milde sowie der Volvo von Wiesner.

Ketomäki trotzt Staub und Grippe

Beim zweiten Durchgang im Reinharzer Wald fällt die Vorentscheidung, als Jukka Ketomäki und Kerstin Munkwitz um zehn Sekunden schneller fahren als Dark Liebehenschel und Markus Drüge; damit übernehmen sie wieder die Führung. Auf dem Rundkurs  knallt Martin Christ die Bestzeit auf den Asphalt, die beiden Spitzenteams  sind zeitgleich. Ehe die NC1-Fahrzeuge zur abschließenden WP 6 starten können, wird die Prüfung abgebrochen, weil der Führende des 318is-Cups auf schnurgerader Landstraße – offenbar nach einem Lenkungsdefekt – gegen einen Baum geprallt wird; zum Glück kommen beide Fahrer mit Prellungen davon, doch die Lücke im Feld verursacht den Abbruch und die Wertung nach fairen Zeiten, so dass an der Spitze die Reihenfolge nach WP 5 unverändert bleibt.

Somit herrscht bei der Zieleinfahrt „the same procedure as every year“: Jukka Ketomäki und die Schmiedeberger Copilotin Kerstin Munkwitz gewinnen zum achten Mal in ununterbrochener Folge! „I did some mistakes“, sagt der grippekranke Finne – zu Hause bewegt er einen Skoda Fabia R5 – im Ziel zum knappsten Vorsprung in diesen acht Jahren. Dark Liebehenschel und Markus Drüge fahren auf Rang 2. „Zweimal habe ich einen Abzweig verpasst, da wäre noch mehr drin gewesen“, kündigt der Westfale eine Attacke für 2020 an. Martin Christ und Norman Jakobs bestätigen – nach den Teterow- und Wedemark-Siegen – mit dem dritten Platz ihre starke Form. Durch den Ausfall von Marc Bach auf WP 4 fahren Ken Milde und Heinke Möhrpahl auf Platz 4 vor Raphael Ramonat und Sara Phieler. Trotz einiger eigenhändiger Reparaturen seinem ungewöhnlichen BMW 330ix ist Gerd Tabbert mit Rang 7 zufrieden, noch vor den Allrad-Turbo von Sven Senglaub und Thomas Böhm.

Husarenritt von Jeffrey Wiesner

Eine bravouröse Fahrt legen Jeffrey Wiesner und Marcel Eichenauer hin, die den kraftvollen Volvo 940 auf Rang 6 prügeln und damit klar bestes Team ohne Allradantrieb werden. Das Fernsehen hat Wiesner bei der Rallye begleitet und strahlt am Dienstag um 19 Uhr einen Bericht auf MDR Sachsen-Anhalt aus. Natürlich gewinnen die Thüringer die Klasse NC2 vor Alex und Conny Klemm im Seat Ibiza sowie Sven Schumann und Torsten Hopfer im Audi 90 Quattro.

Die starke 2-Liter-Klasse NC2 erlebt den erwarteten Sieg von Björn Becker und Dirk Müskens im Audi 90 Quattro, nachdem der zunächst führende Bernd Knüpfer im Opel Astra OPC in WP 3 mit technischem Defekt ausfällt. Hannes Arndt und Christof Wagner werden beste „Zweiradler“ in der Klasse und machen durch den zweiten Klassenrang einen Riesensprung nach vorn in den Meisterschaftswertungen. Rigo Sonntag und Peter Messerschmidt im Honda, Torsten Brunke und Jean Ihlefeldt im Golf sowie Stephan Dammaschke und Winnie Helm im Clio belegen die nächsten Plätze.

In der 1600-cm³-Klasse NC4 fährt Fabian Schulze im Suzuki Swift, diesmal mit Jan-Eric Bemmann als Co, zum Klassensieg vor den Lokalmatadoren Gero Wildgrube und Thomas Keller im Lada VFTS. Die 1400-cm³-Klasse NC5 endet ebenfalls mit einem Heimsieg durch den erst 19-jährigen Lukas Heinze und Ronny Hayn im Nissan Micra. In der Gruppe G fällt Thomas Leonhardt im Audi S4 mit defekter Kupplung aus. Klassensiegerpokale holen sich Dominik Romainczyk und Clara Bettge (Opel Kadett, NC7), Alexander Rieck und Jürgen Müller (BMW 318is, NC8) sowie der 18-jährige Nick Loof und Nico Eichenauer (Volvo 940, NC9).

Vier Markenpokale werden rund um Bad Schmiedeberg ausgetragen. Im Volvo-Original-Cup siegt Jochen Walther mit Tochter Johanna überlegen vor Nick Loof / Nico Eichenauer und Jörg Litfin / Petra Standke. Im 318is-Cup haben Jan Schneider und Sascha Wöll bis zum Unfall ganz klar geführt; der Sieg geht am Jan-Patrick Lauth und Alica Meyer-Scheel vor Jan Heß und Marcel Gruber. Im Lada-Cup liegen Gero Wildgrube und Thomas Keller vor Thomas Funke und Nico Rostalski, während Mario Keller (mit Felix Wolf als Co) seinen sechsten Schmiedeberg-Erfolg im ADMV-Trabant-Rallye-Cup feiert, gefolgt von Thomas Grimm und Aaron Jungnickel. Die Histo-GLP gewinnen Roy Kunz und Andrea Selzer (Opel Kadett) vor Thorsten Götz und Anja Backhaus im Lancia Delta.

Hannes Arndt neuer Spitzenreiter

Hannes Arndt und Christof Wagner haben am Abend im Festzelt allen Grund zu strahlen. Im Schotter-Cup, in der ADMV-Meisterschaft und im ADMV-Pokal stürmen die beiden Thüringer Fiesta-Fahrer an die Spitze. Der bisher Führende, Volvo-Pilot Patrick Rodewald, erlebt ein schwarzes Wochenende: Er hat den Gruppe-F-Volvo 242 (statt des Gruppe-G-940) wiederbelebt, doch ein schlecht fixierter Getriebedeckel verursacht einen Getriebeschaden auf der zweiten Prüfung. Frank Zischkale (BMW 318) punktet zuverlässig und rückt auf Platz 2 im Schotter-Cup vor Patrick Rodewald, Ken Milde und Björn Becker, während Lausitz-Experte Dark Liebehenschel seine Chancen wahrt, obwohl er seine zwei Streicher schon verbraucht hat.

Hannes Arndt springt auch an die Spitze der ADMV-Meisterschaften, die in vier Wochen mit der Rallye Erzgebirge fortgesetzt werden. Im ADMV-Pokal-Pokal überraschen zwei Junioren: Der 19-jährige Lukas Heinze, der erst im März seine erste Rallye bestritten hat, ist Zweiter, der 21-jährige Fabian Schulze verbessert sich auf Platz 5.

Ergebnis 14. ADMV- Rallye Bad Schmiedeberg
1.Jukka Ketomäki / Kerstin MunkwitzMitsubishi Evo 9NC138:55,5
2.Dark Liebehenschel / Markus DrügeMitsubishi Evo 7NC1+5,1
3.Martin Christ / Norman Jakobs Mitsubishi Evo 9NC1+39,5
4.Ken Milde / Heinke MöhrpahlMitsubishi Evo 8NC1+1:39,0
5.Raphael Ramonat / Sara PhielerMitsubishi Evo 7NC1+1:46,2
6.Jeffrey Wiesner / Marcel EichenauerVolvo 940 16VNC2+2:15,1
7.Gerd Tabbert / Stefan LauthBMW 330ix E46NC1+3:32,4
8.Sven Senglaub / Lydia EschenhornMitsubishi Evo 6NC1+3:36,0
9.Thomas Böhm / Daniel RosenmüllerSubaru Impreza GTNC1+3:42,6
10.Björn Becker / Dirk MürkensAudi 90 QuattroNC3+3:52,3
11.Hannes Arndt / Christof WagnerFord Fiesta STNC3+4:45,7
12.Ingmar Wandner / Hendrik WandnerMitsubishi Evo 7NC1+4:50,7
13.Rigo Sonntag / Peter MesserschmidtHonda Civic RNC3+5:28,4
14.Alexander Klemm / Cornelia KlemmSeat Ibiza TDINC2+5:29,7
15.Torsten Brunke / Jean IhlefeldtVW Golf III GTINC3+5:44,4
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