Goodwood 2018

„Tribute to Georg Plasa“ wird voller Erfolg

Beim 25. Goodwood Festival of Speed feierte der legendäre BMW 320 Judd V8 des 2011 bei einem Bergrennen verstorbenen Ausnahmebergrennfahrers Georg Plasa sein Comeback.

KW-Geschäftsführer Klaus Wohlfarth und Georg Plasa verband eine enge Freundschaft. Als Andenken an den Oberbayer baute ein Team von KW-Angestellten den BMW 320 Judd V8 auf. Zur Jubiläumsausgabe des Goodwood Festival of Speed wurde das Team samt des Rennwagens vom Veranstalter, Charles Gordon-Lennox, 11. Duke of Richmond, eingeladen. Bei der britischen Motorsportveranstaltung startete der BMW nicht etwa als Showprogramm, sondern nahm ganz im Sinne von Georg Plasa am Wettbewerb teil. 

In Großbritannien sorgte der BMW für eine Überraschung. Mit einer Zeit von 46,43 Sekunden war der alte 3er BMW das schnellste Fahrzeug mit herkömmlichem Verbrennungsmotor und musste sich nur den Elektro-Rennwagen Volkswagen I.D. R Pikes Peak (43,86 Sekunden) und dem Elektro-Sportwagen NIO EP9 (44,32 Sekunden) im „Shootout-Finale“ geschlagen geben. Für die europäische Bergrennsport-Community ist Georg Plasas BMW der Sieger der Herzen. 

Wer war Georg Plasa? 

Ein absolutes Ausnahmetalent im europäischen Bergrennsport war Georg Plasa. Wie kaum ein anderer hat er die internationale Bergrennsport-Gemeinde geprägt und das nicht nur durch seine zahlreichen Streckenrekorde. Der stille Mann aus Oberbayern war einer der ersten der in seinem Tourenwagen Ende der Neunziger Jahre und Anfang der Nuller Jahre Formel-1-Technik einsetzte. Noch heute sind viele seiner Streckenrekorde gültig. Georg Plasa verunglückte bei einem Bergrennen mit seinem BMW 134 Judd tödlich. 

Der BMW wird wiederbelebt

Als Andenken an den beliebten Sportler und bodenständigen Menschen übernahm KW-Geschäftsführer Klaus Wohlfarth, den mit dem Oberbayern eine enge und lange Freundschaft verband, den alten BMW 320 Judd V8. Zwar wurde der Rennwagen regelmäßig gepflegt, um an Georg Plasa zu erinnern, aber der Wagen war nicht rennfertig. Es fehlten viele Komponenten wie etwa Aufhängungs- und Anbauteile sowie zahlreiche Kleinteile.

Schwierig gestaltete sich der Wiederaufbau in den Wintermonaten 2017 / 2018, da es sich dabei größtenteils um Einzelanfertigungen handelte die man nirgends kaufen konnte. Beispielsweise nutzte Georg Plasa beim BMW 320 Judd Reifen mit einer einzigartigen Mischung auf Felgen in einer Größe, die davor und danach nie wiederhergestellt wurden. Auf Anfrage fertigte der Reifenhersteller Avon für den BMW mit den alten Formen neue Reifen.

Aber auch andere Partner wie etwa Recaro stellte einen neuen Schalensitz zur Verfügung, da die Zulassung des bis 2009 von Georg Plasa eingesetzten Rennwagen abgelaufen war. Den Wiederaufbau übernahmen KW-Angestellte und Diplomanden in ihrer Freizeit und auch ehemalige Teamkollegen von Georg Plasa unterstützten den Fahrwerkhersteller.

Tribut für Georg Plasa 

Den Auftritt des BMW 320 Judd V8 E36 unterstützte als Fahrer der Bergrennfahrer Jörg Weidinger, der in Goodwood nichts anbrennen ließ und in den verschiedenen Läufen immer schneller wurde. „Für mich waren es wahnsinnig emotionale Tage, ich habe mich viele Male an die Momente mit Georg erinnert, und ganz besonders oft kam mir in den Sinn, dass wir beide immer wieder mal unseren Gedanken den Lauf ließen, was man denn motorsportlich noch so alles anstellen müsste. Und da war neben der Nordschleife (die er leider nicht mehr erleben konnte) und dem ehrwürdigen Pikes Peak auch immer wieder mal der Hillclimb von Goodwood ein zentrales Thema unserer Spinnereien. Ungefähr so: ‘Jörg, denen müssten wir endlich mal zeigen, was man mit einem gescheiten Bergrennauto dort machen kann!’ Und dann reisten wir in Gedanken mit dem Osella und dem 320 Judd V8 im Gepäck nach Goodwood”, so Jörg Weidinger. „Deswegen war es für mich – so banal es klingt – am vergangenen Wochenende die Erfüllung seines Traums. Und ich habe Georg nur vertreten.“

Weidinger weiter: „Dabei war es mir ein zentrales Anliegen, dass ich ihn würdig vertrete. Dazu gehörte, dass ich es so angegangen bin, wie er es gemacht hätte und wie wir beide es immer gemacht haben. Unseren Sport betrieb er immer und überall ernsthaft und professionell von Anfang bis Ende, egal um was es gerade ging. Einfach nur zum Spaß ein bisschen Lärm und Burnouts, das war nicht und niemals seine Art und wenn wir den Event darauf reduziert hätten, dann hätte er uns wohl ein gewaltiges Gewitter nach unten schicken lassen. Ich möchte auch an dieser öffentlichen Stelle noch einmal der ganzen Mannschaft danken, die das Wochenende zu Georgs Ehren möglich gemacht hat. Sei es der Mut, sich dafür zu entscheiden, das Gerät unseres unvergessenen gemeinsamen Freundes mit aller Konsequenz und vielen Unwägbarkeiten wieder einsatzfähig zu machen, sei es die riesengroße Orga drumherum, die für mich als Außenstehender zeitweise Charakter eines Vollzeitjobs hatte, sei es die Zähigkeit aller, die sich die Tage und Nächte um die Ohren geschlagen haben um das Ziel zeitgerecht umzusetzen, aus dem „Rolling Chassis“ nicht nur ein Ausstellungsstück sondern ein einsatzfähiges Rennauto zu schaffen ohne dabei Geschichte oder Patina zu zerstören oder sei es das Vertrauen in mich, dieses ehrenvolle Gerät so zügig auf dieser Strecke bewegen zu dürfen. Never forget!“

Ob direkt vor Ort in Großbritannien oder vor den zahlreichen Bildschirmen der internationalen Liveübertragung des Goodwood Festival of Speed: der 550 PS starke BMW mit seinem 3,4-Liter-Judd-V8 sorgte mit seinem unglaublichen Sound bei mehr als 11.000 Umdrehungen pro Minute für Begeisterung. Im Laufe des langen Wochenendes wurde der legendäre BMW einer der automobilen Stars und der schnellste Rennwagen im finalen Shootout mit einem Verbrennungsmotor.

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