Rallye News

Zurück zu den Wurzeln

Perfekte Navigation als Schlüssel zum Erfolg: Die Dakar startet mit einem neuen Reglement, welches neben Fahrkönnen eine fehlerfreie Orientierung verlangt.

<strong>KEIN LEICHTER JOB:</strong> Die Mechaniker müssen in der Nacht arbeiten

Die Fahrer müssen bei der 28. Auflage der längsten und härtesten Rallye der Welt weitgehend ohne die Unterstützung von Satelliten navigieren und sind in erster Linie auf die Wegbeschreibungen im so genannten "Roadbook" angewiesen. Damit steigt der ohnehin hohe Anspruch an die Teilnehmer der "Dakar" weiter und verleiht der Rolle der Beifahrer eine noch höhere Bedeutung.

 

"Das sportliche Reglement sorgte bereits in den vergangenen Jahren für eine hohe Chancengleichheit", unterstreicht Volkswagen Motorsport-Direktor Kris Nissen. "Durch die Neuerungen ist der Anspruch dieser Rallye aber noch einmal deutlich gestiegen. Die fünf Copiloten im Team von Volkswagen sind daher erst recht stark gefordert."

 

Peilten die Teams in der jüngeren Vergangenheit mittels GPS (Global Positioning System) vorgegebene Wegpunkte zielgenau an, heißt es 2006: zurück zu den Wurzeln. Die vom Veranstalter zur Verfügung gestellten GPS-Systeme - und nur diese sind erlaubt - zeigen zwischen Prüfungsstart und -ziel lediglich die Himmelsrichtung und die Geschwindigkeit an. Die Route muss daher anhand des Roadbook abgefahren werden. "Nach 42 Kilometern bei einem halb eingegrabenen Reifen links abbiegen" - so liest sich ein typischer Hinweis in dem 150 Seiten starken Nachschlagewerk. "Das neue Reglement sorgt dafür, dass die Navigation als klassisches Element des Marathon-Rallye-Sports wieder mehr in den Vordergrund rückt", erklärt Andy Schulz, Copilot von Volkswagen Neuzugang Carlos Sainz und mit zwei Siegen der erfolgreichste deutsche "Dakar"-Teilnehmer. "Mit Tempo allein wird man die ?Dakar? 2006 nicht gewinnen können. Man muss sehr genau aufpassen, denn es gibt es eine Million Möglichkeiten, sich zu verfahren."

 

Um sicher zu gehen, dass die Teams unterwegs die komplette Distanz bewältigen, müssen versteckte Kontrollpunkte angefahren werden. Immerhin: Nähert sich ein Auto der entsprechenden Stelle in einem Umkreis von drei Kilometern, spricht das GPS an und führt die Teilnehmer in Richtung Wegpunkt. Haben die Teams den Punkt bis auf 200 Meter erreicht, sind sie auf dem Weg zum nächsten Kontrollpunkt wieder auf Roadbook und Kompass angewiesen. Jeder verpasste Punkt wird mit einer üppigen Strafzeit geahndet.

 

Strafzeiten werden auch bei Geschwindigkeitsübertretungen verhängt. So gilt beispielsweise in Ortschaften ein strenges Limit von 50 km/h. Temposünder haben keine Chance, ihrer Strafe zu entkommen, denn im Etappenziel werden die GPS-Geräte sämtlicher Fahrzeuge ausgelesen. Dort ist jede Überschreitung dokumentiert. Während für Race-Trucks und Motorräder auch im freien Gelände eine Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h gilt, haben Autos grundsätzlich freie Fahrt. Auf einigen gefährlichen Passagen gibt der Veranstalter aber ein Tempolimit vor. Dieses wird ebenso rigide überwacht wie bei Ortsdurchfahrten. Neu sind Geschwindigkeitsvorgaben für die Begleitfahrzeuge, die meist eine andere Strecke fahren als die Rallyeautos. "Da die Routen für die Service-Crews ähnlich lang sind wie die der Wettbewerbsfahrzeuge, wird es deutlich schwieriger, rechtzeitig im Etappenziel zu sein und die Wartung der Fahrzeuge vorzubereiten", erklärt Logistik-Chef Paco Crous die bevorstehende Herausforderung.

 

Diese neue Reglementvorgabe macht der Service-Crew die ohnehin harte Arbeit bei der härtesten Marathon-Rallye der Welt nicht leichter. Die Mechaniker müssen die Autos zwischen den Etappen auf den nächsten Tag vorbereiten - das bedeutet Nachtarbeit. Einziger Trost: Das Reglement gewährt den Technikern viel Spielraum. Mit Ausnahme des Motorblocks und des Rahmens dürfen alle Teile, die nicht repariert werden können, getauscht werden. Besonders schwierig wird es, wenn während der Wettbewerbsetappe ein Problem auftritt. Dann dürfen den Fahrern nur andere Teilnehmer helfen. Eine weitere Hürde ist die so genannte Marathon-Etappe am 12. Januar: Im Zwischenziel Labé (RG) steht den Piloten am Abend keine Service-Crew zur Seite. Noch mehr als an den anderen Tagen ist dann Zuverlässigkeit der Schlüssel zum Erfolg.

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