EM 2015

Sepp Wiegand: Zukunft unklar

Trotz des Unfalls vor der Rallye Korsika wurde Sepp Wiegand Vizemeister in der Rallye-EM. Jetzt hofft der Skoda-Junior auf eine Fortsetzung seines Programms. Entschieden ist aber noch nichts.

Feuerunfall, Startabsage und trotzdem Vizemeister. Wie siehst Du Dein EM-Finale?
„Direkt nach dem Unfall war ich natürlich sehr enttäuscht. Ich hatte das Gefühl, dass die ganze Arbeit des Jahres erfolglos war. Dann überwog jedoch die Freude über den Vizetitel.“

Wie ist der Unfall überhaupt passiert?
„Es war eine Links-2-Minus, also relativ langsam. Ich habe angebremst, aber das Auto fuhr einfach geradeaus. Ich konnte es nicht mehr abfangen. Wir sind mit rund 40 km/h gegen einen Baum geprallt. Das war weniger tragisch, aber ich bemerkte Flammen im Motorraum, die wir zwar mit dem kleinen Feuerlöscher unter Kontrolle bringen konnten, doch dann stieg erneut Qualm auf. Mein Beifahrer Frank (Christian) aktivierte noch die Feuerlöschanlage im Fahrzeug, aber es war schon zu spät. Das Gras unterhalb des Fabias hatte sich entzündet und wir hatten keine Chance mehr, das Auto zu retten.“

Wie enttäuscht warst Du, dass es kein Ersatzauto gab?
„Es ist müßig, sich darüber noch einen Kopf zu machen. Der eigentliche Fehler lag ja bei mir. Ich habe den Unfall gebaut. Ich bin mir durchaus bewusst, dass ein großer Schaden entstanden ist, der sehr viel Geld kostet. Es gab aber die Möglichkeit, ein anderes Auto ran zu holen. Skoda Deutschland hat sich dafür sehr eingesetzt. Dass es doch nicht geklappt hat, war bitter für uns. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum es so gekommen ist und ich will mir auch nicht zu viele Gedanken darüber machen. Vielleicht hat man auch gedacht, dass die Chancen auf den Doppelsieg in der Europameisterschaft sehr groß sind, auch wenn ich nicht starte. Ich muss es akzeptieren, es war eine Teamentscheidung. Ich habe dadurch aber auch gesehen, wer hinter mir steht und wer nicht.“

Speziell in der zweiten Saisonhälfte konnte man bei Dir eine deutliche Steigerung erkennen. Gibt es dafür einen Grund?
„Von den Ergebnissen her stimmt das auf jeden Fall. Aber grundsätzlich muss ich sagen, es bringt einem jungen Fahrer nichts, wenn man einfach ein Auto hingestellt bekommt. Man braucht jemanden, der einem jungen Fahrer unter die Arme greift. Ich habe seit Saisonbeginn mit David Doppelreiter zusammengearbeitet und es war in diesem Jahr ein Umfeld, das ich das Gefühl hatte, dass man in eine klare Richtung geführt wird. David hatte Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit Andreas Mikkelsen, das hat mir sehr geholfen. Wir haben uns im Vorjahr bei der Rallye Frankreich kennengelernt und über die Entwicklung von Mikkelsen in der damaligen Interkontinentalen Rallye Challenge gesprochen. Im Winter konnten wir uns über eine Zusammenarbeit einigen und wir haben einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht.“

Wann hattest Du das letzte Mal Kontakt mit Volkswagen und Sportchef Jost Capito?
„Das ist schon länger her. Bei der Rallye Frankreich gab es ein flüchtiges ‚Hallo’, das war es aber schon. Ein Problem war früher für mich, dass ich zwei Teams glücklich machen sollte. Ich musste den Spagat zwischen Volkswagen und Skoda schaffen. Das klappte nicht und führte zu Irritationen. Eine Seite fühlte sich immer vernachlässigt. Deshalb habe ich mich in dieser Saison voll auf Skoda konzentriert. Entscheidend war, dass wichtige Leute wie die Ingenieure meine Leistungen erkennen und diese dann auch weitergeben. Ich erhalte aus Wolfsburg eine Unterstützung, jedoch nicht mehr aus Hannover.“

Esapekka Lappi sitzt deutlich mehr im Auto als Du, wie frustrierend ist das für Dich?
„Grundsätzlich ist es ein unangenehmes Gefühl, weil er bessere Chancen hat als ich. Ich habe aber gelernt, dass manche Dinge einfach so sind, wie sie sind. Ich musste die paar Möglichkeiten nutzen, um ihm zu zeigen, dass ich es auch drauf habe. Trotz dieses Drucks habe ich im Verlauf der Saison mehr Routine bekommen und meine Nervosität abgelegt. Ich kann mittlerweile erkennen, ob die Prüfung gut oder schlecht war, ohne dabei auf die Uhr zu schauen. Mein Selbstvertrauen ist gewachsen, das ist auch ein Verdienst der Zusammenarbeit mit David Doppelreiter.“

Spürst Du eigentlich den großen Druck, der deutsche Hoffnungsträger im internationalen Rallyesport zu sein?
„Es belastet mich nicht. Es ist ein schönes Gefühl und eine tolle Herausforderung.“

Wie geht es für Dich jetzt weiter?
„Ich muss ehrlich sagen, dass ich im Moment noch nichts weiß. Zur Motorshow Essen soll es weitere Informationen geben. Es kann aber auch passieren, dass ich nicht mehr im Rallyeauto sitze und wieder Motorrad fahre. Ich selber kann kein neues Projekt stemmen und habe auch kein Management im Rücken, dass mich auffängt. Wir haben uns aber einen Namen erarbeitet und ich habe mein Tempo unter Beweis gestellt. Diese Tatsache könnte mir helfen. Zu gerne würde ich zeigen, dass ich noch zulegen kann.“

Hast Du auch Kontakt mit anderen Herstellern?
„Nein. Ich habe mich voll auf meine Zusammenarbeit mit Skoda Deutschland konzentriert. Ich würde sehr gerne auf dem EM-Niveau weitermachen, aber auch die Lücken zwischen den Einsätzen füllen.“

VIDEO: Skoda Fabia R5

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