Baja 1000

Schwarz greift nach Titel

In einer guten Woche endet der Countdown zur berühmt-berüchtigten BAJA 1000, der ultimativen Offroad-Jagd über die mexikanische Halbinsel Baja California.

<strong>ERFOLGSHUNGRIG:</strong> Armin Schwarz will den Titel, Armin Kremer gehörig auftrumpfen

Vom 19. bis 22. November wartet auf die Teilnehmer einmal mehr eine ganz besondere Herausforderung. Denn wenn am Morgen des 20. Novembers im mexikanischen Ensenada die Startflagge fällt, gilt es bei der Mutter aller Wüstenrallyes genau 672,85 Meilen (rund 1082 Kilometer) extremster Schotterstrecken im Eiltempo zu bewältigen – nonstop bei Tag und Nacht!

 

Genau das Richtige für die erfahrenen Rallye-Cracks vom All German Motorsports Team (AGM). Hoch motiviert reisen die Deutschen Armin Schwarz und Armin Kremer sowie ihre Fahrerkollegen, der junge Österreicher Andreas Aigner und AGM-Teameigner Martin Christensen, zum finalen Lauf der US-amerikanischen SCORE Series, der am bestbesetzten und zugleich am härtesten umkämpften Offroad-Rennserie der Welt. Bei der Generalprobe anlässlich der SCORE PRIMM 300 im September vor den Toren Las Vegas, donnerte das AGM-Topduo Schwarz/Christensen zum Klassensieg in der Topklasse für „Class-1-Unlimited“-Buggys. Zuvor zeigte die deutsch-österreichische AGM-Paarung Kremer/Aigner bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt, dass sie sich bei der spektakulären Geländejagd nicht verstecken müssen: Nur knapp verpassten sie mit ihrem rund 640 PS starken Prototypen bei der SCORE BAJA 500 im Mai das Siegerpodest.

 

 

Wilder ist kein Westen: Das Interesse an der SCORE BAJA 1000 ist gross. Auch in diesem Jahr werden zahlreiche Fernsehsender, darunter die grossen amerikanischen TV-Anstalten über das älteste und berühmteste Offroad-Rennen der Welt berichten. Nennungen werden bis kurz vor dem Start angenommen. Schon jetzt haben sich 325 Teams aus dreizehn Nation angesagt. Neben der versammelten US-Elite, darunter Robby Gordon, B.J. Baldwin, Roger Norman oder dem mexikanischen Toppiloten Gus Vildosola, die allesamt auf rund 850 PS starken Trophy Trucks setzen, geht das All German Motorsports Team in der „Class 1“-Topklasse mit zwei „Unlimited“-Buggys an den Start. „Hinter uns steht eine eingespielte Mannschaft. Wir müssen und werden uns nicht verstecken“, ist Armin Schwarz zuversichtlich. „Wir sind gut vorbereitet und haben ein klares Ziel: Martin und ich kämpfen um den SCORE-Titel und müssen deshalb auch auf die Titelkonkurrenten in unserer Klasse, Harley Letner und Randy Wilson, schauen. Hinter den Trophy Trucks gehe ich zwar als erster „Class-1“-Buggy auf die Strecke, den prestigeträchtigen Gesamtsieg stellen wir für den möglichen Titelgewinn diesmal allerdings gerne hinten an.“

  

Das zweite AGM-Duo Armin Kremer und Andreas Aigner hoffen derweil auf freie Fahrt. „Sofern man das bei Startabständen von 30 Sekunden sagen kann“, relativiert Startfahrer Kremer. „Zumeist werden wir nämlich den Staub der vorne weg startenden Trophy Trucks und ich wohl auch jenen von Armin, der zwei Minuten vor mir auf die Reise geht, zwischen den Zähnen haben.“ Sein junger Kollege sieht der Herausforderung gelassen entgegen: „Natürlich ist die BAJA 1000 ein echter Hardcore-Ritt. Doch bei der 500er habe ich viel gelernt, vor allem wie man die Kräfte von Mensch und Material einteilt. Zudem bin ich derjenige im Team, der wohl die meiste Zeit hatte, sich auch körperlich auf die extremen Belastungen vorzubereiten.“

 

 

Doch bevor die beiden AGM-Buggys in der mexikanischen Hafenstadt Ensenada über die Startrampe rollen, steht die „Pre-run“ genannte Streckenbesichtigung auf dem Programm. Erstmals gehen die AGM-Crews dabei getrennte Wege. Teamchef Martin Christensen erklärt: „Wir haben aufgerüstet und setzen nun zwei ‚Pre-runner’ ein. Die beiden Armins und ihre Copiloten, die jeweils den Start fahren, trainieren ihren Streckenabschnitt. Andi, ich und unsere Beifahrer teilen uns den zweiten viersitzigen Trainings-Buggy und besichtigen die zweite, gut 500 Kilometer lange Streckenhälfte.“ Der Kalifornier mit dänischen Wurzeln, der schon in den Neunziger Jahren einen Kassensieg bei der BAJA 1000 feierte, kennt sich aus: „Die Route und damit auch viele der gröbsten und gemeinsten Stolpersteine habe ich im Visier. Unser Hauptaugenmerk beim Training liegt deshalb auf wetterbedingten Veränderungen.“

 

Armin Schwarz schätzt, dass er mittlerweile 70 Prozent der Strecke kennt. Demnach sind für den ehemaligen Werksfahrer mit der Erfahrung aus 121 WM-Läufen noch gut 200 Meilen, umgerechnet also alle Wertungsprüfungen eines Rallye-WM-Laufes unbekannt. „Auch wenn die Konkurrenz sich die Strecken schon seit Tagen und Wochen ‚reinpfeift’, in dieser Hinsicht machen wir uns keinen Kopf“, so der Franke. Unsere Copiloten sind allesamt top und haben die Art und Weise wie wir Europäer möglichst präzise Streckennotizen erstellen schnell adaptiert.“ Armin Kremer weiß spätestens nach seinem irren Soloritt bei der SCORE San Felipe 250 Anfang des Jahres, was auf ihn zukommt: „Diesmal führt die Route der BAJA 1000 vom Start im nordwestlichen Ensenada etwas mehr über die südöstliche Seite der Baja California runter nach San Felipe. Wichtig ist, dass wir uns unsere Kräfte richtig einteilen. Bei dem Tempo, das wir anschlagen, gilt es jede der unzähligen Wellen, Buckel, Kuppen, aber auch die riesigen Löcher, Felsen und Steine sowie die ultra weichen Sandpassagen richtig einzuschätzen.“ Ein guter ‚Pre-run’ ist die Basis für den Erfolg – ein zuverlässiges und schnelles Einsatzgerät die halbe Miete.

 

 

Genau deshalb steht nun ein gemeinsamer Abschlusstest in der Nähe der AGM-Zentrale in Südkalifornien auf dem Programm. „Martin und sein Team haben die Buggys nochmals weiterentwickelt“, freut sich Schwarz. „Dank einer hydraulischen Kupplung können wir auf den anfälligeren ‚Torque Limiter’ verzichten und im extremen Gelände trotzdem die Belastungen für den Antriebstrang und das Getriebe minimieren. Zudem haben sie zusammen mit Bilstein und Eibach das Fahrwerk verfeinert. Insgesamt soll es nun etwas weicher und sensibler sein. Das entlastet nicht nur das Chassis, die Aufhängungen und auch den Motor, sondern sorgt zudem für eine bessere Traktion im Gelände. Ich bin wirklich gespannt. Vor allem natürlich auf die bevorstehende BAJA 1000. Das Rennen ist wirklich das Verrückteste, was es gibt. Alles ist möglich, alles ist drin – für uns hoffentlich der SCORE-Titel.“

 

GALERIE: Die Bilder der Baja 500...

 

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