RX 2016

RX Loheac: Loeb feiert Heimspiel-Podium

Der achte Lauf zur Rallycross-Weltmeisterschaft war für Sebastien Loeb das Heimspiel: Obwohl der Rallycross-Neuling nicht frei von Fehlern war, landete er in Loheac auf dem Podium.

Frenetisch feierten die Franzosen jede Aktion ihrer einheimischen Fahrer. Ganz egal, wie abgeschlagen sie schienen, jede noch so kleine, gelungene Aktion sicherte den Jubel und den Applaus des Publikums. Diese ganz besondere Gänsehautstimmung stellte sich natürlich erst recht ein, wenn Loeb mit seinem Peugeot auf die Startaufstellung rollte. Kein Wunder, das die Stimmung bestens ausfiel, feierte die Rallycross-Piste in Loheac doch im Rahmen des WM-Laufes ihr 40-jähriges Dienstjubiläum. 

Die Strecke gilt als Geburtsstätte des französischen Rallycross-Sports und ist seit Beginn der WM-Rechnung fester Bestandteil im Kalender der Weltmeisterschaft. Mit 31 Startern bei den Supercars fiel das Starterfeld besonders groß aus, schlagkräftige Gaststarter aus dem Lager der Europameisterschaft wollten sich im direkten Duell mit den WM-Protagonisten messen. Mit Kevin Hansen war der Tabellenführer der EM dabei, auch Tommy Rustad als amtierender Europameister trat an. Die einheimischen Reihen wurden mit dem WM-erfahrenen Davy Jeanney und Jean-Baptiste Dubourg verstärkt. Sie alle wollten Jagd machen auf die Semi-Finalplätze.

Timur Timerzynaov muss im ersten Heat die Segel streichen. Bei einem Rad an Rad Duell schlägt er rückwärts in den Wall ein und verkürzt seinen Ford Fiesta um etwa einen Meter. Kevin Hansen fällt ebenfalls durch technischen Defekt bis auf den 26. Platz zurück, kann im zweiten Durchgang aber die drittbeste Zeit einfahren und hält sich in der Folge stets vor seinem Bruder Timmy, der es 2015 immerhin zum Vizeweltmeister gebracht hatte. Doch die technischen Probleme beschertem den gerade erst Achtzehnjährigen am Ende nur den zehnten Rang. Bester aus dem Team Peugeot Hansen wurde wieder Sebastien Loeb. Mit der zweitbesten Zeit setzte er am Samstag einen ersten Achtungserfolg, doch der Franzose leistete sich im zweiten Qualifikationslauf einen kleinen Fahrfehler, kam weit nach außen in den schmutzigen Teil der Piste und schon schlüpften zwei Konkurrenten durch. Die beiden Qualifikationsläufe am Sonntag waren durch schlechte Starts geprägt, dennoch reichte es für Loeb noch für Platz sechs, er wurde damit bester Franzose nach der Qualifikation.

Für US-Star Ken Block lief es in Frankreich ganz nach Plan. Dreimal qualifizierte er sich unter die besten sechs, stand damit am Ende der Qualifikation auf Position vier und damit direkt hinter seinem Teamkollegen Andreas Bakekrud. Davy Jeanney, vom einheimischen Publikum frenetisch gefeiert, schließt die Qualifikation als Achter ab und wird zweitbester Franzose hinter Loeb. Sein Teamkollege Kevin Hansen setzt sich erneut gegen seinen Bruder und Vorjahressieger Timmy durch und sichert sich damit ebenfalls die Semifinalteilnahme. Damit sind alle vier Piloten des Team Peugeot Hansen in den Finalläufen vertreten. Das galt diesmal nicht für das führende Duo in der Teamwertung der Weltmeisterschaft. Team EKS musste den Ausfall von Heikkinen verbuchen, der im dritten Qualifikationslauf nach einem Rempler von Ken Block in die Bande geflogen war. Das Streichergebnis warf den Finnen zurück, zwar bekam das Team innerhalb kürzester Zeit den Audi wieder fahrbereit, aber der letzte Auftritt brachte keine gute Zeit mehr, als Trost blieben immerhin zwei Pünktchen für die Wertung.

Auch Weltmeister Petter Solberg hatte es nicht leicht an diesem Wochenende. Eine sechste Zeit zum Auftakt sah viel versprechend aus, doch es folgten zwei Durchgänge jenseits der Top-Ten. Ein Notfallplan musste her, doch es sollte noch schlimmer kommen. Jedenfalls auf den ersten Blick, denn Solberg verursachte einen Fehlstart im vierten und Letzten Qualifikationslauf, sofort ging ein Raunen durch das Publikum, schließlich waren auch Franzosen in der Startgruppe. Alle waren sich sicher, jetzt gewinnt ein Landsmann wieder einen Vorlauf, schließlich musste Solberg als Sanktion für den Frühstart zweimal durch die Jokerlap rasen.

Jokerlap bremst Solberg nicht ein

Dieser Teil der Strecke soll eigentlich ein Umweg sein und dazu führen, dass die Rundenlänge dann weitere zwei Sekunden beträgt. Jeder muss hier in jedem Rennen einmal durch, wer einen Fehlstart verantwortet, muss die Alternativroute sogar zweimal durchqueren – und verliert grundsätzlich damit wertvolle Zeit. Nun hatte es über Nacht geregnet, auch am Sonntagmorgen nieselte es ein wenig. Die Asphaltpassagen trockneten dadurch schneller ab, wo Schotter lag blieb es dagegen weiterhin feucht und schmierig. Der Großteil der Jokerlap bestand aus einer Asphaltschikane und einer Sprungkuppe, die originäre Streckenführung bestand aus einer lang gezogenen Schottergeraden mit leichtem Kurvenübergang. Schon in anderen Vorläufen zeichnete sich ab, dass die Jokerlap deshalb kaum zu einer Verzögerung führte, wer sie durchquerte, verlor meist keine Position.

Solberg musste nun zweimal hier durch, er flog geradezu durch die Schikane und über die Sprungkuppe. Zweimal fand er darin die absolute Ideallinie, gewann seinen Lauf und freute sich am Ende diebisch über die sensationelle zweitschnellste Zeit, die für ihn dabei herausgesprungen war. Sofort kamen viele ins Grübeln, das wird Mr. Hollywood doch nicht alles geplant haben? Mit diesem Resultat machte er jedenfalls einen mächtigen und wichtigen Zug nach oben, Rang fünf aus der Qualifikation bescherte dem Weltmeister immerhin noch 12 Zähler. Die hatte er auch bitter nötig, denn inzwischen hatte Mattias Ekström sich mit zwei Bestzeiten und ohne nennenswerte Komplikationen den Qualifikationssieg und damit 16 Punkte gesichert. Beide lagen jetzt wieder punktgleich an der Tabellenspitze, denn Solbergs erst kürzlich erkämpfte Tabellenführung betrug lediglich vier Zähler. Und diese Distanz hatte Ekström nach der Qualifikation wieder aufgeholt.

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Doch in den Finalläufen wendete sich das Blatt. Ekström lieferte ein gutes Semifinale ab, lag hinter Bakkerud auf Finalkurs. Aber dann gibt ein Reifen den Geist auf, sofort ist Solberg da und klebt seinen direkten Kontrahenten am Heck. Ekström gerät nach außen, die Zielflagge vor Augen und muss Solberg passieren lassen. Auch Reinis Nitiss fliegt vorbei und so fehlt Ekström im Finale. Solberg hatte ihn wieder einkassiert, baut den Abstand mit Rang vier im Finale auf fünf Punkte aus. Es bleibt also weiter spannend. Für Loeb reichte es am Ende doch noch für einen Finalplatz, aber es war für den Franzosen denkbar anstrengend auf seiner Heimstrecke. Im Semifinale musste er sich mit Ken Block herumschlagen, im Finale bekam er es mit Blocks Teamkollegen Andreas Bakkerud zu tun. Aber trotz einiger Positionswechsel sicherte sich Loeb einen Podiumsplatz. Einen ungefährdeten Sieg fuhr jedoch Johan Kristoffersson ein, der erstmals in dieser Saison einen Sieg verbuchen konnte. 

Ergebnis RX Lohéac

1. Johan Kristoffersson
2. Andreas Bakkerud
3. Sébastien Loeb
4. Petter Solberg
5. Reinis Nitiss
6. Ken Block

RX 2016 (nach 8 von 12 Läufen)

1. Petter Solberg 181
2. Mattias Ekström 176
3. Johan Kristoffersson 158
4. Andreas Bakkerud 157
5. Sébastien Loeb 141
6. Timmy Hansen 117

GALERIE: RX Loheac


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