M1 Rallye-Masters

Neues Konzept in Österreich

Der Audi TTS von Reini Sampl war quasi der Vorreiter – Günther Knobloch, früher erfolgreicher Motorradrennfahrer und im Rallyeboliden auf Anhieb vorn dabei, hat daraus ein Konzept für eine ganze Rennserie erstellt: Das in Österreich geltende M1-Serienreglement wurde so angepasst, dass künftig Autos mit einem Minimalaufwand in punkto Sicherheit auf die Prüfungen dürfen.

Audi TTS M1
Reini Sampl mit seinem Audi TTS - Foto: ir7.at

Für die Piloten ist die M1 Rallye-Masters eine interessante Alternative zur gängigen R-Schiene der FIA. Rallyeteams können wie einst ein Seriensportauto für den Sport adaptieren, die Fans wiederum erfreuen sich an neuen Boliden, neuen Marken – und wer weiß? Vielleicht öffnet M1 Rallye-Masters auch die eine oder andere Türe zu den Importeuren? Wir haben mit M1 Rallye-Masters-Initiator Günther Knobloch gesprochen.

Was ist die M1 Rallye-Masters?
Die M1-Rallye-Masters ist ein Wettbewerb, zu dem 2016 vier österreichische Rallyes zählen. Gefahren wird mit geringfügig modifizierten Serienfahrzeugen nach dem neuen M1-Reglement, um die Kosten so niedrig wie möglich zu halten.

Wann werden wir zum ersten Mal diese neuen M1-Fahrzeuge in Einsatz sehen und wer wird starten?
Starten darf man damit ab sofort bei jeder Rallye in Österreich. Der erste Lauf zur M1 Rallye-Masters findet im Rahmen der Lavanttal Rallye (8.-9. April) statt. Fixstarter sind Reini Sampl mit dem Audi TTS, ein internationaler Top Pilot und ein deutscher Quereinsteiger haben sich angekündigt,  zudem natürlich ich selbst. Ein Vermieter und zwei Aktive haben sich auch schon gemeldet – weil das Thema noch so frisch ist, lässt sich das vermutlich erst im März seriös einschätzen.

Die Rahmenbedingungen der M1 Rallye-Masters klingen interessant – wie ist das zu verstehen, „back to the roots“ oder „auf in ein neues Zeitalter“ im nationalen Rallyesport?
Vermutlich beides, zumindest ein Stück weit. Die „Race on Sunday, sell on Monday“-Philosophie der früheren Rallyetage mit seriennahen Fahrzeugen finde ich charmant - ich glaube zudem, dass die Kosten für die auf nationaler Ebene überwiegend von Sportlern initiierten Projekte reduziert werden müssen. Das Ziel ist aber nicht, die bestehenden Strukturen der „R-Klassen“ (R1-R5) zu verändern, sondern lediglich diese auf nationaler Ebene zu ergänzen.

Günther Knobloch will neue Fahrzeuge im Rallyesport etablieren

Wie siehst du die Zukunft der FIA-Klassen in nationalen Rallyesport?
Die aktuellen Fahrzeuge der internationalen FIA-R-Klassen werden natürlich auch in Zukunft sowohl als sportliche Spitze des nationalen Rallyesports als auch als „Nachwuchsförderungskanal“ in den kleineren Klassen ein unverändertes Gewicht haben – mit der neuen nationalen „M1-Klasse“ soll das Angebot lediglich in der Breite deutlich erweitert werden. Die Tendenz sehe ich übrigens auch international, wenn man die Prototypen-Diskussion verfolgt, wenngleich mit einem anderen Ansatz.

Wohin soll sich die Serie entwickeln?
Für 2017 ist die Ausweitung der M1 Rallye-Masters auf sechs bis acht Läufe in Österreich angedacht. Um das Budget im Rahmen zu halten, sollen jedoch auch 2017 maximal fünf Läufe daraus gewertet werden. Das betrifft aber wieder nur die Wertung in der M1 Rallye-Masters. Starten kann man mit einem M1-Fahrzeug auch in Zukunft bei jeder Rallye in Österreich, welche die Klasse 9 ausschreibt. In der Gesamtwertung der Rallye und der Klasse wird man immer berücksichtigt.

Welche Hauptziele werden mit der M1 Rallye-Masters verfolgt?
Wir wollen damit mehr Interesse bei den Zusehern, den aktiven Piloten, der Industrie und den Medien in Zusammenhang mit dem Rallye Sport in Österreich erwirken. Wir glauben, dass das der Fall ist, wenn der Rallyesport in Österreich wieder individueller, spektakulärer, bunter und leistbarer wird. Zudem wünschen wir uns Fahrzeuge mit einer eindrucksvolleren Sound-Kulisse, die auch wieder „mehr quer“ fahren.

Welche Piloten wollt Ihr mit der Serie ansprechen?
Durch die interessanten Fahrzeuge und die wesentlich niedrigeren Betriebskosten wollen wir Einsteiger, das breite Feld der Hobby-Piloten und auch international bereits erfolgreiche Piloten ansprechen. Auch diese können oftmals in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht mehr so locker ein sechsstelliges Jahresbudget für eine ganze ÖM-Saison mit einem R3 oder R5 Fahrzeug aus dem Ärmel schütteln und nicht jeder fühlt sich von Cup-Fahrzeugen angesprochen. 

Welche Fahrzeuge sind startberechtigt?
Seriennahe Fahrzeuge aller Antriebskonzepte und Hubraumklassen, die entsprechend dem neuen M1-Reglement nach den erforderlichen Sicherheitsstandards mit Überrollkäfig usw. aufgebaut sind und dem Leistungsgewicht entsprechen. Da sind viele spannende neue Fahrzeuge dabei – alle sportlichen Kleinwagen, fast alle Kompaktsportler und einige echte Exoten - egal ob alt oder neu – egal ob Front-, Heck- oder Allradantrieb – fast alle Fahrzeuge passen in das neue Reglement! Dazu kommen bestehende Rallyeautos der deutschen Gruppen G und F sowie jene aus Österreich, die ihr jeweiliges Reglement nicht voll ausreizen und sich gemäß Entwicklungsstand im Rahmen des M1-Reglements bewegen.

Von wem wurde die M1 Rallye-Masters ins Leben gerufen?
Das Konzept wurde von mir ausgearbeitet und der OSK bereits im Laufe der Saison 2015 präsentiert. Es basiert auf der Grundlage des „M1-Prototypen“, dem Audi TTS von Reini Sampl und wurde entsprechend der Erkenntnisse aus diesem Projekt und den Inputs von Ex-Weltmeister Andreas Aigner präzisiert. Vorschläge der OSK und weiteren Experten der Rallyeszene wurden berücksichtigt. Das neue M1-Reglement wurde im Januar 2016 in der gültigen Form verabschiedet.

Wie schnell werden die neuen M1-Autos sein?
Reini Sampl hat 2015 den Audi TTS in Liezen schon auf Gesamtrang neun gefahren. Die Performance wird vom jeweiligen Streckenlayout der Rallye abhängen. Ein M1-Auto mit guter Basis wird in etwa auf Augenhöhe mit einem Gruppe N-Mitsubishi liegen. Gegen die Topfahrzeuge S2000, R5 oder WRC hat man natürlich keine Chance, aber das ist auch nicht der Sinn der Sache.

Wie wird das Reglement überprüft?
Sportliche Fairness ist das oberste Gebot. Zudem, wenn die Serienteile wieder mit mehr Ladedruck belastet werden, gibt es mehr Verschleiß und die Kosten steigen an, was gegen unsere Interessen ist. Es wird daher rigorose Kontrollen der Software, des Ladedrucks und in allen performancerelevanten Bereichen geben, das wird auch vonseiten der Rallye-Masters Verantwortlichen unterstützt.

Wo kann man sich informieren?
In den nächsten Tagen geht das Kommunikationsportal der Serie unter www.rallye-masters.at mit Basisinformationen online – bis zum „Kick-off Event“ der Serie am 4. und 5. März bei winterfahrtraining.at werden alle relevanten Infos, das Reglement, FAQs, Termine und interessante Anregungen hier online zu finden sein, bzw. beim Event im Lungau im Detail präsentiert.

Was wünscht du dir für die erste Saison der M1 Rallye-Masters?
Dass alle Rallyefans unseren Ideen offen begegnen und auch möglichst viele schon heuer mit möglichst spannenden Fahrzeugen bei der einen oder anderen Veranstaltung „Rallye-Österreich“ bereichern. Das wäre für mich der schönste Lohn für die Arbeit der letzten Monate und vermutlich auch das schönste Dankeschön an alle Verantwortlichen der OSK, die diese Entwicklung letztlich möglich gemacht haben.

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