ÖRM 2020

Neubauer befreit sich mit Sieg vom „Jänner-Rallye-Fluch“

Nach einem Rückschlag am ersten Tag, kann Hermann Neubauer das Ruder doch noch herumreißen und sichert sich seinen ersten Sieg bei der Jänner-Rallye.

Mit einer konservativer Reifenwahl war Hermann Neubauer (Ford) am Samstag in die bis dahin ungewöhnlich schneefreie 35. Jänner-Rallye gestartet und lag nach fünf gefahrenen Prüfungen zwar gut 14 Sekunden hinter dem Führenden Julian Wagner (Skoda) auf Platz drei, war aber perfekt im Plan für den weiteren Verlauf der Rallye, wo laut Vorhersage Schnee und Eis warten würden. Doch dann schlug einmal mehr Neubauers „Jänner-Rallye-Fluch“ zu: Nach einem Dreher sprang der heiße Motor mehr als eine Minute lang nicht mehr an, im Ziel der WP6 lag man schlussendlich mehr als eineinhalb Minuten zurück, die Siegchance schien dahin.

Der Fehler von Julian Wagner

Doch im Rallyesport – und besonders bei den unberechenbaren Wetterverhältnissen im Mühlviertel – herrschen eigene Gesetze. Neubauer und Beifahrer Bernhard Ettel gaben nichts verloren und blieben fokussiert. Bei einsetzender Dunkelheit kam der Schnee und die Verhältnisse wurden brutal schwierig, das Gesamtklassement wurde wild durcheinandergewirbelt. Hauptkonkurrent Julian Wagner erwischte es dabei am Schlimmsten, er verlor auf WP7 fast 13 Minuten, während Hermann Neubauer am Ende dieses ersten Tages plötzlich wieder auf Platz zwei lag.

„Ich war wirklich heilfroh, im Ziel zu sein. Das, was sich auf der letzten Prüfung abgespielt hat, war das Schlimmste, was ich im Rallyesport je erlebt habe. Ich habe zum Teil auf der Geraden gebremst, so arg waren die Verhältnisse“, so Neubauer. Für den zweiten Tag waren dann ebenfalls Schnee, Eis und kältere Temperaturen angesagt – worauf das Team den Ford Fiesta R5 im Schlussservice entsprechend umbaute. Eine gute Entscheidung, die, gemeinsam mit der richtigen Reifenwahl, den Grundstein zum späteren Sieg legen sollte.

Die Entscheidung fällt im Service

Der Führende nach Tag 1, Simon Wagner, hatte sein Auto für die zweite Etappe nicht umgebaut, worauf Hermann Neubauer mit zwei zweitschnellsten Zeiten auf den ersten beiden Wertungsprüfungen des Sonntags die Führung übernehmen konnte. Dank taktisch perfekter Reifenwahl und kluger Fahrt konnte Neubauer den Vorsprung schließlich auf über 50 Sekunden ausbauen und gab die Führung bis ins Ziel nicht mehr ab. Womit der Ford-Pilot seinen „Jänner-Rallye-Fluch“ – er war bis dato noch kein einziges Mal im Ziel der Rallye angekommen – endlich eindrucksvoll ablegen konnte.

„Dieser Sieg ist etwas ganz Besonders“, Hermann Neubauer dann beim Überfahren der Zielrampe in Freistadt: „Ich bin extrem stolz auf die gesamte Crew, vor allem auch auf meine Eisspione. Wir haben die eine oder andere konservative Entscheidung getroffen, aber die waren goldrichtig. Das alles noch dazu mit sehr wenig Erfahrung, denn wirklich viel bin ich bei der Jänner-Rallye bislang ja noch nicht gefahren. Das war die letzte Rallye in der österreichischen Meisterschaft, die ich noch nicht gewonnen hatte, umso größer ist nun die Freude.“

Lengauer wird Dritter

Den packenden Krimi um Platz drei entschied schließlich Michael Lengauer (Subaru) für sich. „Dass ich meinen vierten Platz vom letzten Jahr heuer noch toppen könnte, hätte ich nicht für möglich gehalten. Jetzt ist die Freude natürlich riesengroß“, so Lengauer. Nur 3,2 Sekunden hinter ihm kann sich auf der letzten Wertungsprüfung Günther Knobloch (Skoda) vor Martin Fischerlehner (Mitsubishi) schieben. 

Mehrere Führende gab es auch in der 2WD-Staatsmeisterschaft. Bis schließlich der Niederösterreicher Michael Franz (VW Golf III Kitcar) als dieser feststand, lachten vorerst Daniel Mayer (Peugeot 208 R2), dann wieder Michael Kogler (VW Scirocco) von Platz eins. Doch erst scheiterte Mayer an einem Bruch des Bremssattels an seinem Peugeot 208, dann holte Kogler ein technischer Defekt am VW Scirocco von der Spitze. Während Mayer aufgeben musste, rettete Kogler wenigstens Platz sieben und damit einige wichtige Meisterschaftspunkte. Zweiter wurde Luca Pröglhöf (Ford), Dritter Manuel Kurz (BMW).

Ergebnis Jänner-Rallye 2020
1.Neubauer / EttelFord Fiesta R51:51:50.8
2.Wagner S. / WinterŠkoda Fabia R5 evo+50.4
3.Lengauer / ThauerböckSubaru WRX STI+1:58.9
4.Knobloch / RauschŠkoda Fabia R5+2:02.1
5.Fischerlehner / SchmidtMitsubishi Lancer Evo 6.5+2:06.8
6.Aigner / WinklhoferŠkoda Fabia R5 evo+2:37.8
7.Haneder / AhornerMitsubishi Lancer Evo IX+3:12.2
8.Colombi / RivoirŠkoda Fabia R5+3:20.2
9.Keferböck / MinorŠkoda Fabia R5 evo+4:11.8
10.Gassner / ÖttlMitsubishi Lancer Evo X+4:45.5
ÖRM-Stand: 1. Hermann Neubauer 25 Punkte, 2. Simon Wagner 19, 3. Michael Lengauer 15, 4. Günther Knobloch 14, 5. Martin Fischerlehner 11

ÖRM-2WD: 1. Michael Franz 28 Punkte, 2. Luca Pröglhöf 18, 3. Manuel Kurz 15

Nächster Lauf: 27.-28.03. Rebenland-Rallye in Leutschach
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