In einem turbulenten ersten Tag sorgte Weiz-Dreifachsieger Hermann Neubauer noch für relativ klare Verhältnisse. Mit fünf Bestzeiten auf den ersten sechs Prüfungen baute der Ex-Staatsmeister im Ford Fiesta R5 bis zum späten Abend einen Polster von 17,2 Sekunden zwischen sich und seinem schärfsten Verfolger, dem in der aktuellen Meisterschaft führenden Julian Wagner auf und ging mit diesem in die „Halbzeit“-Pause.
Gleich mit einer Schrecksekunde begann für den Dominator aus Salzburg jedoch der zweite Tag. Genaugenommen waren es ja 18 Schrecksekunden, denn so viel Zeit kostete ihn eine Unachtsamkeit gleich in der Früh auf der Prüfung ‚Thannhausen I‘. Hermann Neubauer ritt kurz aus, touchierte einen Strohballen, wurde zurück auf die Strecke, jedoch dort gegen einen Zaun geschleudert und konnte sein Auto nur mit Glück und Können wieder unter Kontrolle bringen.
Wagner übernimmt Spitze
Ein Präsent, das Verfolger Julian Wagner im Skoda Fabia R5 dankbar annahm. Er kam fehlerfrei durch den Wertungsabschnitt und machte so seinen Rückstand vom Vortag nahezu gänzlich wett. Und als der Oberösterreicher auch noch die nächste Prüfung am Gollersattel knapp für sich entschied, war damit sogar der überraschende Führungswechsel vollzogen, wenngleich dieser nur 2,5 Sekunden an Vorsprung ausmachte.
Zu wenig, wie sich zeigte. Denn schon eine Prüfung später schlug Neubauer zurück, absolvierte Thannhausen II um 3,3 Sekunden schneller als Wagner und übernahm mit 0,8 Sekunden Guthaben seinerseits wieder die Spitze. Ein Zehntelsekundenkrimi, der Zehntausende Fans an den Strecken von ihren nicht vorhandenen Sesseln riss, war spätestens jetzt eröffnet.
Doch dem war noch nicht genug: WP 10 Gollersattel II: Nach den 12,7 Kilometern lagen zwischen Sieger Neubauer und dem Zweitem Wagner nur 1,2 Sekunden. Womit Neubauer mit lediglich zwei Sekunden Vorsprung in die Mittagspause ging und die Fahrer und Fans nicht nur von den Temperaturen her ein brennend heißer Nachmittag erwartete.
Gleich vorweg: Kein einziger wurde enttäuscht, denn der Wahnsinn ging weiter. WP 11 ging wieder an den Verfolger. Den Rundkurs in Naas bewältigte Julian Wagner um 2,4 Sekunden flinker als Hermann Neubauer, und schon war der insgesamt vierte Wechsel an der Spitze Realität – Differenz zwischen Wagner und Neubauer 0,4 Sekunden! Und der Jungspund aus Mauthausen legte gleich nach, holte sich auch die Prüfung Fladnitz, diesmal mit 1,3 Sekunden Vorsprung.
Bevor also der Naaser Rundkurs und Fladnitz als Rallye-Abschluss noch einmal auf dem Programm standen, hatte Julian Wagner seinen zwei-Sekunden-Rückstand von zu Mittag in einen Zwei-Sekunden-Vorteil verwandelt. Der sogar noch größer wurde, als Wagner auch die vorletzte Übung besser meisterte als Neubauer. Vor der allerletzten Prüfung, 9,5 Kilometer in Fladnitz, wo es auch noch um die Power Stage-Zusatzpunkte für die ersten Drei ging, waren die Nerven der nationalen Weizer Hauptdarsteller 2019 zum Zerreißen gespannt – 3,5 Sekunden musste Neubauer auf Wagner aufholen, um hier seinen vierten Sieg feiern zu können, aber dieser Jubel blieb ihm verwehrt.
Zweiter Ausrutscher von Neubauer
Das volle Risiko, zu dem ihn ein entfesselter Julian Wagner zwang, wurde nicht belohnt. Hermann Neubauer rutschte kurz ins Out und kam um 13,2 Sekunden später ins Ziel als Julian Wagner, und dieser wiederum beende nicht nur eine Siegesserie, sondern einen in allen Belangen historischen Sekundenkrimi in der Geschichte der elfjährigen Rallye Weiz.
„Ich bin wirklich überglücklich, dass es mir hier bei Hermanns Lieblingsrallye gelungen ist, vor ihm zu sein. Das war ein rundum perfektes Wochenende“, jubelte Wagner und Neubauer zeigte sich als fairer Verlierer: „Ich gratuliere Julian zu seiner sehr guten Leistung. Offensichtlich hat er weniger Fehler gemacht als ich.“
Knobloch wird Dritter
Als sicherer Dritter hat sich abseits der beiden Hauptdarsteller der Steirer Günther Knobloch (Skoda Fabia R5) etabliert. Dieser stand nach einem zunächst harten Kampf mit Rok Turk, der schließlich mit einem wilden Abflug des Slowenen endete, eigentlich nie in Frage. Knobloch genügte eine abgeklärte Leistung, um den dritten Podestplatz in seinem vierten Lauf souverän abzusichern.
Ergebnis Rallye Weiz 2019 | ||
01. Wagner / Stein | Skoda Fabia R5 | 1:32:58,5 |
02. Neubauer / Ettel | Ford Fiesta R5 | +0:16,7 |
03. Knobloch / Rausch | Skoda Fabia R5 | +1:57,4 |
04. Bisaha / Tesinsky | Ford Fiesta R5 | +2:56,9 |
05. Keferböck / Minor | SkodaFabia R5 | +4:19,9 |
06. Zeiringer / Stampfl | Skoda Fabia S2000 | +5:13,0 |
07. Raith / Wögerer | Peugeot 208 R5 | +6:14,4 |
08. Gassner / Mayrhofer | Toyota GT86 | +8:18,0 |
09. Fischer / Buna | Skoda Fabia R5 | +8:22,1 |
10. Mühlberger / Totschnig | Mitsubishi Evo VI | +10:19,1 |