Jänner-Rallye

Kubica: "Rallyesport ist sehr kompliziert"

Im neuen Jahr hat sich für Robert Kubica viel verändert. Der Pole startet in einem neuen Team, hat einen neuen Beifahrer und sitzt in einem neuen Auto. Vor dem Start der Jänner-Rallye erklärt er auch, warum er nicht zurück auf die Rundstrecke wechselte.

<strong>ZUGPFERD:</strong> Robert Kubica ist nicht nur in Polen ein Superstar, auch außerhalb seiner Heimat zieht der ehemalige F1-Pilot die Massen an

Robert, was sind Deine Ziele für die Jänner-Rallye?

„Wir sind hier um für die Rallye Monte Carlo zu testen. Die WM-Läufe sind mein Hauptziel in diesem Jahr. Es ist das erste Mal, dass ich mit Spikebesetzten Reifen unterwegs bin und daran musste ich mich heute Morgen erst gewöhnen. Ich habe ein gutes Gefühl im Auto, obwohl ich den Fiesta keinen Tag im Nassen testen konnte. Aber es fühlt sich gutmütig an und gibt einem Vertrauen, speziell bei anspruchsvollen Bedingungen. Hier gibt es viele neue Dinge für mich: Neuer Beifahrer, neues Auto, neue Bedingungen, neue Rallye, neue Prüfungen.“

 

Wie sehr kann man von Deiner Leistung im Qualifying auf die restliche Rallye schließen?

„Ich denke nicht viel. Eine zwei Kilometer lange Prüfung hat nichts mit dem Rest zu tun. Es gibt viele anspruchsvolle Prüfungen, die zwar nicht richtige schwierig sind, aber die Bedingungen werden sich verändern und die Mischung macht es zu einer großen Herausforderung. Wenn es trocken bleibt, dann gibt es beim zweiten Durchgang in jeder Kurve sicherlich viel Dreck in den Kurven. Gestern trainierte ich den Shakedown und die Strecke war komplett trocken. Heute morgen war sie komplett vereist.“

 

Vieles hat sich für Dich geändert, auch das Team ist neu. Was sprach für den Wechsel zu M-Sport?

„Dafür gibt es viele Gründe. Mit Sicherheit habe ich nach der besten Lösung für dieses Jahr gesucht und wollte mit meinem Partner ‚LOTOS’ weitermachen. Ohne sie wäre ich nicht hier und mit ihnen konnte ich im vergangenen Jahr mit einem Citroën starten. Ich wollte mit ‚LOTOS’ weitermachen und sah in M-Sport die beste Möglichkeit. Jetzt bin ich sehr zufrieden damit und fühle mich im Auto sehr wohl. Der Fiesta gab mir auf Anhieb ein gutes Gefühl und das mag ich.“

  

Mit Maciej Szczepaniak hast Du einen neuen Beifahrer. Warum hast Du dich für ihn entschieden?

„Nach der Trennung von Maciej Baran, mit dem ich bis zur Rallye Spanien fuhr, musste ich eine Lösung finden. Ich muss zugeben, dass ich mir damit nicht einfach getan habe. Bis jetzt hat die Suche viel Zeit gebraucht, aber die Rolle des Beifahrers ist sehr wichtig und es ist nicht einfach die richtige Person zu finden. Ich habe nicht viele Erfahrungen, aber meine Herausforderung in dieser Saison ist gewaltig. Ich werde mit Maciej Szczepaniak die Jänner-Rallye bestreiten und dann sehen wir weiter. Wenn man uns in der kommenden Woche gemeinsam bei den Monte-Tests sieht, dann kann man sich fast sicher sein, dass wir die ganze Saison zusammen fahren werden. Aber bis jetzt gibt es darüber noch keine Entscheidung.“

  

Welche Sprache wird im Auto gesprochen?

„Wir sprechen Polnisch. Ich habe in der Vergangenheit auch italienische Aufschriebe und italienische Beifahrer gehabt, aber das war nicht einfach. Die Wales Rally GB mit einem Italiener war nach einem Jahr mit einer Saison mit polnischem Schrieb enorm schwierig. Mit meiner Sprache fühle ich mich deutlich wohler und wenn man neue Prüfungen fährt, dann müssen die Informationen mit einem guten Rhythmus schnell in deinen Kopf kommen und man darf nicht darüber nachdenken.“

 

LOCKERE STIMMUNG: Robert Kubica fühlt sich in der Rallyeszene wohl

 

Wegen der Unfälle fürchtet Walter Röhrl um Dein Leben. Wie hast Du auf diese Aussage reagiert?

„Kein Kommentar.“ – Kurze Pause - „Ich hatte im letzten Jahr fünf Unfälle – keiner davon passierte deshalb, weil ich zu schnell gefahren bin. Der Grund war vielmehr, dass ich zu wenig Erfahrung im Rallyesport habe. Manche Leute werden das nie verstehen – bei Leuten, die nicht in diesem Sport involviert sind, ist das auch okay so. Aber Leute, die in diesem Sport tätig sind oder waren, sollten manchmal darüber nachdenken, was sie von sich geben. Denn meistens waren sie in der exakt gleichen Situation – nur haben sie das bereits vergessen. Wenn ich heute bei einem Test einen Crash habe, sind sofort Videos auf Youtube oder Facebook – wenn man vor zehn Jahren einen Unfall hatte, bekam das keiner mit. Aber es ist auch ganz normal – ich komme aus der Formel 1, die Leute kennen meinen Namen. In Frankreich gab es ein nettes Video anlässlich des Karriere-Endes von Sebastien Loeb. Da wurde davon gesprochen, wie viele Siege er schon hatte, wie viele Titel er bereits errungen hatte – doch keiner hat danach gefragt, wie viele Jahre er dazu benötigt hat, um dieses absolute Top-Level zu erreichen. Und das waren acht oder neun Jahre. Und ich betreibe erst seit einem Jahr Rallyesport.“

  

Wie nah standest Du vor einer Rückkehr auf die Rundstrecke?

„Zu Beginn des letzten Jahres musste ich eine wichtige Entscheidung treffen. Ich hatte ordentliche Angebote für die Rundstrecke und konnte gute Autos fahren. Außerdem testete ich erfolgreich ein DTM-Fahrzeug. Aber während der schwierigen Phase nach meinem Unfall suchte ich nach einer neuen Herausforderung und ich glaube, dass ich im Rallyesport erfolgreich sein kann. Auch wenn ich nicht mehr der Jüngste bin. Natürlich muss ich noch viel lernen. Der Erfolg ist eine Mischung aus Tempo und Erfahrungen, letzteres erscheint mir im Moment sogar wichtiger als die reine Geschwindigkeit.

 

Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, aber auch ein tolles Gefühl wenn man sie meistert. Der Rallyesport ist sehr kompliziert. Von außen betrachtet erscheint es sehr einfach, aber wenn man ihn auf einem höheren Level betreiben will, benötigt es viel Zeit und Erfahrungen. Wenn ich wieder auf die Rundstrecke zurückgekehrt wäre, hätte ich das letzte Jahr verschwendet, denn ich habe richtig hart dafür gearbeitet um ein gutes Programm zu finden und zu lernen.

 

Ich komme von der Rundstrecke, wo es sehr professionell zu geht, speziell in der Formel-1. Ich musste also sicherstellen, dass ich nicht nur eine gute Möglichkeit bekomme, sondern auch ein professionelles Umfeld finde, um mein Wissen zu erweitern und neben allen WM-Läufen auch viele Testfahrten bestreiten kann. Nur so kommt man nach vorn, denn Rallyesport ist auch deshalb schwierig, weil man nicht jeden Tag trainieren kann. Fußballspieler üben jeden Tag. Tennisspieler trainieren täglich und es gibt einen Grund dafür. Auch im Motorsport wird man besser, je öfter man im Auto sitzt. Man entwickelt sich schneller und lernt viele Dinge. Das war mein Ziel und Dank meines Sponsors konnten wir einen richtig schönes Programm für mich in dieser Saison auf die Beine stellen.“

 

Im Moment sind die Gedanken der Motorsportwelt bei Michael Schumacher. Was war Deine Reaktion als Du von seinem Unfall gehört hast?

„Natürlich ist das keine einfache Situation. Ich war in einer ganz ähnlichen Lage und es zeigt, dass jeden Tag etwas passieren kann. Als ich meinen Unfall im Rallyeauto hatte, fragten die Leute, warum ich so etwas überhaupt mache und ich sollte es nicht tun. Aber wenn einem Dinge Spaß machen, dann ist es ganz normal, dass man diese auch tun möchte. Ich wünsche ihm das Beste und drücke die Daumen, dass er sich wieder erholen wird. Ich kenne so eine ähnliche Situation und ich weiß, dass die Medien in einer schwierigen Phase für ihn und seine Familie einem ziemlich zusetzen können.“

 

GALERIE: Die Bilder der Jänner-Rallye 2014 ...

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