Interview Scandola

„Könnte ganz vorn dabei sein…“

Beim Namen Umberto Scandola denkt man unwillkürlich an die Rally Ypern und den folgenschweren Ausrutscher im Abarth S2000. Mittlerweile ist der Italiener kein Crash-Pilot mehr.

<strong>NEUE HERAUSFORDERUNG:</strong> Umberto Scandola im Ford Fiesta S2000

Umberto, bist du mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden?

Ja, wir sind zufrieden. Und das, obwohl wir wissen, dass der Fiesta auf Asphalt nicht konkurrenzfähig ist. Doch daran arbeiten wir gerade und bei der Mille Miglia war ich trotzdem bis zum Ausfall gut unterwegs und konnte zeitweise mit Andreucci mithalten.

 

Was war bei der Mille Miglia los, warum bist du dort ausgefallen?

Wir sind wegen eines elektrischen Problems mit der Kraftstoffpumpe ausgefallen.

 

Du fährst einen Ford Fiesta S2000, bist du mit diesem Auto glücklich?

Ich bin auf jeden Fall glücklich. Der Ford Fiesta ist sehr schnell auf Schotter und auf Asphalt wird er es auch noch werden. Wir haben schon viele verschiedene Abstimmungen ausprobiert, darunter auch viele Änderungen an der Aufhängung. Mit den Ergebnissen sind wir sehr glücklich, aber ich und das Team wissen, dass noch eine Menge Arbeit vor uns liegt.

 

Werdet ihr von M-Sport unterstützt?

Wir hatten ein Treffen bei M-Sport, da habe ich auch mit Macolm Wilson gesprochen. Er hat uns einen technischen Support versprochen. Bis jetzt haben wir aber nur Updates bekommen, aus Mangel an Kapazität bei M-Sport.

 

Was war in deiner bisherigen Saison wichtig? Welche Ziele hast du für den Rest der Saison?

Es war extrem wichtig bei den ersten beiden Meisterschaftsläufen auf Asphalt mit Andreucci und Rossetti mitzuhalten.Dieses Jahr wollen wir am Ende der Meisterschaft auf dem Podium sein.

 

Viele Leute haben dich als „Crash-Pilot“ in Erinnerung. Letztes Jahr hattest du jedoch nur einen Unfall, was machst du anders als noch zur der Zeit als Abarth-Werksfahrer?

Eigentlich hatte ich nur zwei blöde Unfälle, die mir diesen Ruf einbrachten. Der erste bei der Rallye Ypern, als ich in einen kleinen See rutschte, der zweiten beim Heimspiel in San Remo. Bei Abarth hat man mich immer gedrängt möglichst viel zu riskieren, deshalb war es nicht immer leicht und meine Vorgesetzten zeigten auch Verständnis.

 

Wieso trennten sich danach die Wege und in welchem Team bist du jetzt unterwegs?

Ich fahre nicht mehr für Abarth, weil sie weniger Fahrer brauchten. Mittlerweile ist es nur noch ein Ein-Mann-Team. Die Zusammenarbeit mit ihnen war toll, vielleicht ergibt sich noch mal die Möglichkeit für sie zu fahren.Mittlerweile bin ich beim A-STYLE-Team gelandet, unsere Zusammenarbeit begann vor einem Jahr.

 

Nun zu einem anderen Thema. Wie finanzierst du deine Einsätze und sind internationale Starts geplant?

Mein Bruder hat viele und auch gute Kontakte zu Unternehmen und das macht die Sponsorensuche leichter. Was wir genau für ein Saisonbudget haben, weiß ich selbst nicht. Doch 70% des Etats investiert das Team (A-Style, Team seines Bruders, Anmerkung der Redaktion). Und neben allen Läufen zum italienischen Championat planen wir auch an zwei bis drei IRC Läufen teilzunehmen.

 

Wurdest oder wirst du für das Rallyefahren bezahlt?

Früher, als ich für Abarth fuhr hatte ich ein Gehalt, dazu kamen die Gelder von persönlichen Sponsoren. Heute bekomme ich nur etwas von Sponsoren.

 

Giandomenico Basso war lange Zeit den Teamkollege, hast du etwas von ihm lernen können?

Ich halte sehr viel von Giandomenico, er war drei Jahre lang mein Teamkollege. Sicherlich konnte ich einige Dinge von ihm lernen. Er ist sehr entschlossen, weiß ganz genau, wann man angreifen muss, wie man sich eine Rallye einteilt. Dazu kommt noch, dass Basso so gut wie nie Fehler macht.

 

Du hast noch nie einen Lauf in der heimischen Meisterschaft gewonnen. Warum hat es noch nie geklappt?

Das Niveau ist sehr hoch und um zu gewinnen, muss dein Auto zu 100% passen. Außerdem musst du jede Veranstaltung, egal ob auf Asphalt oder Schotter perfekt kennen. In der Tat, gewinnen in der italienischen Meisterschaft meistens nur Fahrer, die zwischen 29-30 Jahren alt sind und schon sehr viel Erfahrung haben.

 

Glaubst du, dass du Andreucci in den nächsten Rallyes einmal schlagen kannst?

Andreucci ist sehr stark und hat ein wahnsinnig gutes Team. Sie fahren dann auch noch viele Pirelli-Tests. Aber trotzdem bin ich guter Dinge und denke, dass wir ihn schlagen können.

 

Was denkst du, hast du in deiner bisherigen Karriere einen Fehler gemacht?

Ich denke nicht. Ich bin für ein Werksteam gefahren und wurde bezahlt, das ist in Italien sehr schwierig.

 

Wo siehst du dich in der Reihenfolge der italienischen Piloten?

Wenn ich genau so viel Tests absolvieren würde, wie andere Fahrer, könnte ich ganz vorne dabei sein.

 

Möchtest du unseren Lesern am Schluss noch etwas sagen?

Ich weiß, dass VW ein World Rally Car baut! Ich wäre liebend gerne ein Teil des deutschen Teams…

 

Zur Person:

Umberto Scandola wurde am 05.12.1984 in Verona (Italien) geboren, dort lebt er auch heute noch. Mit dem Rallye-Sport kam er schon früh in Kontakt. Bereits sein Vater, sowie sein Onkel fuhren Rallyes. Sein Bruder Riccardo besitzt nicht nur das A-Style-Team, er fährt auch aktiv Rallyes. Für Umberto ist es sehr wichtig, dass ihn sein Bruder überall hin begleitet und unterstützt.

 

Seine erste Rallye bestritt Umberto Scandola erst mit 18 Jahren auf einem Renault Clio N3. Bereits mit 16 fuhr er einige Bergrennen, dort konnte der Italiener auch ohne Lizenz starten, allerdings machte ihm das nicht wirklich Spaß.

 

Das Rallyefahren brachte ihm sein Bruder bei, einen richtigen Mentor hatte er nicht. Außerdem besuchte Umberto einige Rallye-Schulen. Mittlerweile wird Scandola vom Ex-WM-Piloten Alex Fiorio gefördert, er hilft ihm auch, sich ständig zu verbessern.

 

Seine Rallyelaufbahn kam erst richtig in Schwung, als er 2005 mit einem Gruppe-N Subaru an der Italienischen Meisterschaft teilnahm. Auch wenn er bei fünf Veranstaltung nur einmal ins Ziel kam, konnte er überzeugen. Mit seinem Team stellte er im darauffolgenden Jahr ein Projekt mit einem Punto S2000 auf die Beine. In dieser Saison waren die Ergebnisse ebenfalls durchwachsen, trotzdem verpflichtete das Abarth-Werksteam das Jungtalent. Die Jahre bei Fiat waren wieder nicht die besten, Scandola fasste erst 2010 im Ford Fiesta wieder richtig Fuß und konnte mit guten Ergebnissen überzeugen.

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