Baja Hungaria

Kahle musste vorzeitig aufgeben

Was mit einer guten Zeit auf der ersten WP begann, endete bereits zu Beginn des zweiten Tages. Nach Problemen mit der Lenkung musste Matthias Kahle aufgeben.

<strong>PROBLEME:</strong> Matthias Kahle kämpfte mit Kinderkrankheiten des SAM-Mercedes

Bei der zum Weltcup zählenden Baja Hungaria rund um Dabas wollte das SAM-Team erste Erfahrungen mit dem brandneuen Auto sammeln, und der Auftakt sah mehr als vielversprechend aus. In der ersten Wertungsprüfung fuhr der Deutsche Rallyechampion auf Anhieb eine fünfte Gesamtzeit, knappe zwei Sekunden fehlten auf den dritten Rang. "Leider klemmte das Gaspedal ein paar Mal, ansonsten wären wir am nächsten Tag gleich einmal als drittes Auto auf die Strecke gegangen", rechnete Kahle.

 

Doch der Samstag begann nicht gut. Es regnete in Strömen, die Scheibenwischer hatten ihre Mühe und nach 16 Kilometern verwandelte sich die Windschutzscheibe in einen undurchsichtigen Glasbaustein. Fast gleichzeitig fiel die Servolenkung am 1,9 Tonnen schweren SAM-Mercedes aus. Kahle reduzierte das Tempo deutlich, "alles andere wäre zu viel Risiko." Im Zeitraffer kurbelte und wischte sich das Rallye-Duo über die verbleibenden 75 Kilometer, am Ende blieb die Uhr ganze 16 Minuten hinter der Bestzeit stehen. Die dritte WP über gerade einmal sechs Kilometer absolvierte Kahle zwar auch noch mit dicken Oberarmen, "doch was sollen wir anderes machen", gab er den ungarischen Journalisten zu Protokoll. Das Kahle bei der Dakar um ein Haar einmal mit dem Buggy 100 Kilometer im Rückwärtsgang fahren musste, ehe sich die Vorwärtsgänge dann doch wieder einlegen ließen, tröstete den Rallyeprofi kaum darüber hinweg, dass die Servicecrew das aktuelle Lenkungsproblem nicht in der zur Verfügung stehenden Servicezeit beheben konnte.

 

Nach vier Stunden war das defekte Bauteil zwar repariert und ein Re-Start wäre bei der Baja Hungaria durchaus möglich gewesen, doch Teamchef Sven Knorr verzichtete nach ausgiebiger Diskussion mit dem Ingenieur und Fahrer dann aus Sicherheitsgründen darauf, den Wagen in den abschließeden Parc fermé des Tages zu stellen. Damit waren Kahle/Göbel bei ihrer ersten gemeinsamen Baja aus dem Rennen.

 

Nicht viel besser erging es dem zu Beginn Führenden Krzysztof Holowczyc im Nissan Overdrive. Mit der Startnummer 1 wurde der hoch gehandelte Sieganwärter losgelassen, doch auf der fünften WP donnerte er seinen Wagen mit Co Jean-Marc Fortin irreparabel ins Unterholz. Danach nahmen die beiden russischen G-Force Prototypen von Boris Gadasin und Bogdan Novitskiy das Zepter in die Hand. Und auch die Ungarn Erik Korda (Nissan Pickup) und Balazs Szalay (Chevrolet Blazer) drehten mächtig auf. Kurz vor Schluss der letzten Wertungsprüfung wäre die Rallye dann auch für Boris Gadasin zu Ende gewesen. Vor den Augen der zuschauenden SAM-Crew katapulierte Gadasin seinen fahrbaren Untersatz mit voller Härte über mehrere Wellen, der G-Force Prototyp landete im falschen Winkel und bog ohne Vorankündigung mit gut 100 km/h in den Wald ab. Doch Gadasin hatte Glück, mit Vollgas kam er nach rund 90 Metern zurück auf den Feldweg, zurück blieb ein dezent massakrieten Maisfeld und der Schreck bei den beiden Insassen.

 

Am Ende konnte das russische Duo ihren Wagen unter 71 gestarteten Teams (37 Autos, 30 Motorräder, 4 Renn-LKW) dann doch als Erste auf die Zielrampe fahren. Mit einer Gesamtfahrzeit von 4:28:48 Stunden (über rund 400 WP-Kilometer) und einem Vorsprung von 8:30 min feierten sie einen deutlichen Sieg. Zweite wurde das ungarische Team Erik Korda und Co György Toth im Nissan Pick Up. Sein Landsmann Balazs Szalay und Beifahrer László Bunkoczi kamen mit weiteren 1:12 min Rückstand auf dem dritten Platz im Gesamtklassement.

 

Für Matthias Kahle und Peter Göbel geht es mit der Saarland-Rallye am kommenden Wochenende schon wieder weiter, doch der SAM-Mercedes soll noch in diesem Jahr ein weiteres Mal auf die Piste geschickt werden. "Zuerst einmal müssen alle Bedenken in Punkto Lenkung behoben werden", meinte Sven Knorr kurz vor der Heimreise ins sächsische Plauen. Bevor die nächsten Startnummern an den SAM-Mercedes geklebt werden, wird Kahle auch noch weitere Feinarbeiten am Fahrwerk vornehmen. Ob ein Start bei der Rallye Porta Legre Ende Oktober stattfinden kann, steht derzeit noch in den Sternen, zumal die Deutsche Rallyemeisterschaft ihre Ehrungen zeitgleich beim EU-Rallyesprint im hessischen Storndorf feiern will. "Außerdem sollte die FIA bis dahin klären, ob wir den nach aktuellem 2010er-Reglement gebauten Wagen inklusive Serienmotor weiterhin mit einem 33mm-Airrestriktor fahren lassen müssen", meint Knorr. "Gegenüber den Prototypen-Motoren von 2009 sind wir dadurch deutlich im Nachteil, wenn wieder Chancengleichheit herrscht, sind wir gerne dabei." 

 

Bilder von der Baja Hungaria gibt es auf www.plusrallye.com

 

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