ÖRM 2020

Jänner-Rallye: Schnee stellt das Ergebnis auf den Kopf

Nach einem völlig irren Vormittag führt vor den letzten beiden Prüfungen plötzlich Hermann Neubauer, der gestern noch hoffnungslos zurückzuliegen schien. Zweiter ist Simon Wagner vor Überraschungsmann Michael Lengauer

Das Ergebnis von gestern ist auf den Kopf gestellt. Nach mittlerweile insgesamt 12 Wertungsprüfungen liegt nämlich plötzlich Hermann Neubauer vor dem gestrigen Führenden Simon Wagner in Führung. Zumindest genauso überraschend wie der Führungswechsel ist der momentane dritte Platz des Mühlviertler Lokalmatadors Michael Lengauer.

In der Früh ging es für die noch 59 verbliebenen Starter ins gefürchtete, weil an die 1.000 m hoch gelegene Liebenau und dann gleich weiter nach Unterweißenbach, wo blankes Eis und eine gefrorene Schneefahrbahn warteten.

Wagner im Nachteil

Während praktisch alle Teams gestern in der Nacht noch vorsorglich auf Schotter-Fahrwerk und schmale Spikes umstellten, musste Simon Wagner weiter auf breitere Pneus und das am Vortag erfolgreiche Asphalt-Fahrwerk vertrauen, weil es seiner Crew nicht möglich war, den Skoda in der vorgeschriebenen Servicezeit umzubauen. Eine fatale Situation, wie sich herausstellen sollte.

Der Oberösterreicher verspielte in nur zwei Vormittagsprüfungen seinen gesamten Vorsprung von 1:46 Minuten (!) und damit sogar die Führung an Staatsmeister Hermann Neubauer, der nach seinem gestrigen Fauxpas, als sein Ford Fiesta über eine Minute lang nicht anspringen wollte, schon wie der sichere Verlierer ausgesehen hatte. Aber das ist eben Rallye in Reinkultur und die Jänner-Rallye im Besonderen.

Völlig andere Verhältnisse haben hier in Freistadt im Lauf der 35-jährigen Geschichte nicht erst einmal für kapitale Umstürze in der Ergebnisliste gesorgt.

Hoffnung für Wagner

Ein kleiner Hoffnungsschimmer, an den sich auch Simon Wagner noch klammert: „Am Nachmittag sind noch zwei lange Prüfungen im viel niedriger liegenden Lasberg zu fahren, da kann noch viel passieren. Dort ist es vor allem sicher trocken, und da bin ich dann mit meinem Setup sicher wieder konkurrenzfähig. Ich bin im zweiten Umlauf auf jeden Fall um mein Leben gefahren, um den Rückstand so gering als möglich zu halten.“

Glücklicher schaute da naturgemäß Hermann Neubauer drein. „Wir haben gestern entschieden, das Auto für heute umzubauen. Das ist vorerst einmal aufgegangen. Aber ganz traue ich der Sache noch nicht. Die Jänner-Rallye hat eigene Gesetze, das habe gerade ich hier schon einige Male erleben müssen. Der Nachmittag wird noch ein unglaublich schwieriges Stück Arbeit. Man weiß hier nie, was passiert. Aber gerade das ist der Flair dieser Rallye.“

Ein packendes Duell um den dritten Platz liefern sich die Mühlviertler Lokalmatadore Michael Lengauer im Subaru WRX und Martin Fischerlehner im Mitsubishi Evo VI. Aktuell hat Lengauer trotz eines Drehers auf WP 11 in Liebenau den Fuß am Podest. Doch sein Vorsprung auf Fischerlehner, der sich auch auf WP 11 an einer Schneestange die Windschutzscheibe zertrümmert hat, beträgt nur drei Sekunden, also praktisch nichts!

Wie geht es eigentlich Julian Wagner? Der Sieger der letztjährigen Jänner-Rallye, der gestern wegen einem Radwechsel zwölf Minuten und somit jede Chance auf die Titelverteidigung verlor, holte auf den bisherigen vier heutigen Prüfungen drei Bestzeiten und einen zweiten Platz. Für einen Platz unter den ersten 15, also einen, der noch ORM-Punkte bringen würde, sieht er selber jedoch „keine allzu großen Chancen. Ich spekuliere da eher auf die Powerstage am Nachmittag. Da möchte ich wenn möglich voll anschreiben und mir wenigstens die drei Zusatzpunkte holen.“

Einen Führungswechsel gab es auch in der 2WD-Staatsmeisterschaft. Hier holte der Niederösterreicher Michael Kogler (VW Scirocco TDI) seinen Landsmann Michael Franz (VW Golf III Kitcar) von der Spitze. Zwischen die beiden drängte sich nun auch noch der steirische Rookie Luca Pröglhöf (Ford Fiesta) auf Platz zwei.

Ab 14.30 Uhr geht es bei der Jänner-Rallye mit den bereits angesprochenen zwei Prüfungen in Lasberg in die hochspannende finale Phase. Dort warten noch jeweils 14,3 höchst anspruchsvolle Kilometer auf die Piloten. Zudem zählt die allerletzte Prüfung als Power-Stage, bei der die jeweils drei Klassen-Schnellsten Zusatzpunkte (3, 2, 1) holen können.

Zwischenstand nach WP12
1.Neubauer / EttelFord Fiesta R51:31:51.3
2.Wagner S. / Winter Škoda Fabia R5 evo+20.1
3.Lengauer / Thauerböck Subaru WRX STI+54.5
4.Fischerlehner / Schmidt Mitsubishi Lancer Evo 6.5+58.2
5.Knobloch / Rausch Škoda Fabia R5+1:42.4
6.Aigner / WinklhoferŠkoda Fabia R5 evo+2:00.9
7.Colombi / RivoirŠkoda Fabia R5+2:13.2
8.Haneder / AhornerMitsubishi Lancer Evo IX+2:14.1
9.Gassner / ÖttlMitsubishi Lancer Evo X+3:01.6
10.Keferböck / Minor Škoda Fabia R5 evo+3:04.9
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