Abenteuer Schweden

Expedition nach Sundsvall

Mitte Februar machte sich die Reisegruppe Jochen Walther, Stefanie Fritzensmeier und Karl Friedrich „Charlie“ Beck auf den Weg ins schwedische Sundsvall.

<strong>DIE DEUTSCHE VOLVO-ABORDNUNG:</strong> Charlie Beck, Bianca Lustig, Hubert Spindler, Siggi Mayr, Stefanie Fritzensmeier und Jochen Walther

Für Jochen Walther und Stefanie Fritzensmeier ist das nichts Neues: Sie sind bereits alte Hasen in Schweden. Als Team sind beide schon etwa zehn Veranstaltungen in ganz Schweden gefahren und wissen, was bei den winterlichen Verhältnissen bei den Strecken in etwa auf sie zukommt. Für Charlie Beck ist es allerdings eine mehrfache Premiere: Der 57-jährige fährt zum ersten Mal eine Rallye in Schweden, zum ersten Mal auf Schnee und mit dem Volvo 940 zum ersten Mal einen Hecktriebler. Und Charlie Beck fuhr auch zum ersten Mal mit der Bielefelderin Bianca Lustig an seiner Seite und war glücklich über seine Schwedenerprobte Beifahrerin. Diese reiste gemeinsam mit dem dritten Rallyeteam im Bunde, Siegfried „Siggi“ Mayr und Hubert Spindler an, die im Volvo 740 an den Start gingen. Beide bezeichnen sich als „Fun Driver“ und gehen gemeinsam als Team seit drei Jahren an den Start. Siggi Mayr fährt allerdings schon viele Jahre in Schweden Rallyes und kennt sich hier bestens aus.

 

Auf dem Weg nach Sundsvall erlebten Jochen Walther, Stefanie Fritzensmeier und Charlie Beck gleich das erste Highlight: Als sie die Spikes bei dem Reifen-Center Däckproffsen in Växjö abholten, erhielten sie gleich noch eine exklusive Führung von Firmenchef Thomas Carlsson durch den Familienbetrieb und hatten die Möglichkeit, den Mitarbeitern bei der Herstellung direkt über die Schulter zu schauen. Das Reifen-Center Däckproffsen produzieret als einziges Unternehmen weltweit alle Spike Michelin Reifen, seien es die Schweden, oder die Monte Spikes.

 

Nach weiteren Zwischenstopps erreichte die Rallye-Gruppe am Abend das verschneite Sundsvall - Schneemassen wo man nur hinschaut! Es lagen gut zwei Meter Schnee. Dieses Jahr ist es sehr extrem, berichteten die Einheimischen, es habe seit gut 40 Jahren nicht mehr so viel geschneit. Die Auswirkungen spürte das Team bereits sogleich hautnah: Mit dem Gespann war kein Hochkommen auf dem Berg, an dem die Jugendherberge lag. Also hieß es Buddeln und Schieben - eine Erfahrung, die es in den kommenden Tagen noch so einige Male zu wiederholen galt. Dabei haben Jochen Walther, Stefanie Fritzensmeier und Charlie Beck gelernt: Immer mehrere Schaufeln mit dabei haben und vor allem kann man sich immer auf einen oder mehrere hilfsbereite Schweden verlassen, die einen wieder aus dem Schnee ziehen und mit anpacken.

 

Dank der Hilfe des schwedischen Volvo-Fahrers Fredrik L‘Estrade (SMS Sundsvall) erhielt Charlie Beck noch die Gelegenheit, in der Nähe von Sundsvall „sein“ Auto auf Schnee zu testen und ein Gefühl für die Bedingungen auf Schnee zu bekommen. Das Haus von Fredrik L Estrade, 20 Kilometer entfernt von Sundsvall, verwandelte sich dann auch am Freitag zum Presse- und Werkstatt-Zentrum: Zunächst kamen zwei Reporter vom „Sundsvall Tidning“ und führten nicht nur ein Interview mit dem deutschen Export Jochen Walther und Charlie Beck, sondern filmten die beiden auch gleich in Aktion mit dem Volvo 940 für einen kurzen Clip im Web-TV der lokalen Zeitung. Leider stellte sich dabei heraus, dass die Krümmerdichtung beschädigt war und so wurde am Abend vor der technischen Abnahme noch fleißig in der Werkstatt der L Estrades gemeinsam mit Siggi Mayr und Hubert Spindler gewerkelt.

 

Die Bedingungen an den beiden Rallye-Tagen Samstag und Sonntag hätten nicht besser sein können: blauer Himmel und strahlender Sonnenschein. Die Veranstaltung bestand aus insgesamt zwei Rallyes, die Stjärnsvängen 1 (Sa) und Stjärnsvängen 2 (So). Am Samstag führten die vier Wertungsprüfungen die 62 Teilnehmern (davon 50 Volvos) gut 80 Kilometer rund um Liden. Insgesamt waren es sehr schnelle Wertungsprüfungen auf (im Vergleich zu Sonntag) breiteren Straßen. Die erste Prüfung mit 28 Kilometern gleich ein ganz schöner Kracher zum Auftakt, besonders für den Schweden-Neuling Charlie. Aber haben alle Teams bewältigten die Herausforderungen gut. Als erstes Auto auf der Strecke stand Siggi Mayr vor der besonderen Herausforderung, sich mit dem Volvo 740 erst die Spuren in den Schnee ziehen zu müssen. „Es hat super viel Spaß gemacht“, grinsten er und Hubert Spindler dennoch nach jeder Prüfung. Am Ende reichte es in der Klasse VOC - A für den 15. Platz und Siggi war unheimlich froh, dass er dicht an Cup-Chef Jochen dran geblieben war. Walther und Stefanie Fritzensmeier erreichten in der Klasse VOC - A nach vier Wertungsprüfungen mit ihrem Volvo 740 als 13. Platzierte ins Ziel. Eine erfolgreiche Premiere gelang Charlie Beck und Bianca Lustig: Sie erfuhren in der Klasse VOC - C den vierten Platz und waren hoch zufrieden. „Am besten hat mir die WP 4 gefallen“, so Charlie Beck. „Nur schade dass es da bei uns schon etwas dämmrig war, sonst wäre die Zeit bestimmt nicht schlecht gewesen.“

 

Sonntags war das Rallye-Zentrum an der Trabrennbahn in Sundsvall Dreh- und Angelpunkt für die Rallye Stjärnsvängen 2. Gleich zu Beginn zeigte sich wieder die schwedische Hilfsbereitschaft und Netzwerken: Als der Lüftermotor am Volvo 940 war, wurde das Auto gleich nach der technischen Abnahme in die Werkstatt nebenan gebracht, wo zahlreiche helfende Hände mit anpackten. Carlerik Johansson gelang es schließlich sogar noch auf die Schnelle eine Original-Lüftung zu besorgen und es konnte los gehen.

 

Insgesamt fuhren die 70 Teilnehmer (48 Volvos) drei Wertungsprüfungen über 21 Kilometer, die bei den Teams wahre Begeisterung auslösten. Allen voran Jochen Walther, der nach der Ankunft gar nicht mehr aufhören konnte zu lächeln. „Die erste Prüfung war die beste Prüfung, die ich je in meinem Leben gefahren bin“, freute er sich über die engen Straßen, die gute Mischung aus Geschwindigkeit und vor allem einen tollen Rhythmus. „Ich habe gelernt: um vorne mitfahren zu können, muss man immer 110 Prozent Risiko fahren. Das ist einfach so.“ Für das Team Jochen Walther und Stefanie Fritzensmeier liefen die WPs sehr gut und sie fuhren in seiner Klasse auf den 15. Platz. Einziger Wermutstropfen: Sie büßten in der dritten WP 22 Sekunden und somit fünf Plätze ein, da der Starter vor ihnen sich gedreht hatte und sie ihn, auf Straße stehend, nur langsam passieren konnten. „Nach einer sicheren Fahrt am Samstag, sind wir am Sonntag volles Risiko gegangen. Die Zeiten waren sehr gut und wir konnten zeigen, dass wir mit den Schweden auch mithalten können. Leider macht uns der Zeitverlust auf der letzten Prüfung eine bessere Platzierung zunichte“, zieht Stefanie Fritzensmeier Bilanz.

 

Charlie Beck und Bianca Lustig erheilten bei der Siegerehrung am Sonntag den zweiten Pokal aus den Händen von Carlerik Johansson, nachdem sie als Drittplatzierte ihrer Klasse das Ziel erreichen. „Es war einfach super, eine tolle Erfahrung“, zog Charlie Beck anschließend Bilanz. „Zum ersten Mal mit Heckantrieb, zu ersten Mal mit Spikes auf Eis und Schnee, mit "neuer" Beifahrerin, einem Veranstalteraufschrieb und so weiter - das war mal wieder echtes Rallyefahren! Der ganze Einsatz hat mich sehr an meine Anfangszeit erinnert.“

 

Beeindruckend sei für ihm vor allem gewesen schnell die Schweden mit dem Volvo fahren. „Davor hab ich großen Respekt. Das Ganze könnte jetzt schon meinen sportlichen Ehrgeiz anstacheln, wer weiß, vielleicht fahre ich ja nochmals“, erzählte Charlie Beck weiter. Mit ihrer ersten Fahrt als Team waren sowohl Charlie Beck als auch Bianca Lustig sehr zufrieden. „Das hat super geklappt. Es war eine tolle Veranstaltung mit anspruchsvollen Prüfungen und einfach toll auf Schnee zu fahren“, so Bianca Lustig.

 

Für Siggi Mayr und Hubert Spindler endete die Rallye leider in der letzten Wertungsprüfung in einer Schneewehe, aus der es bei metertiefem Schnee kein Entkommen gab, aber zum Glück nichts und niemand weiter beschädigt wurde. 

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