RX 2016

Ekström siegt vor großer Prominenz

Das Team EKS hat das erfolgreichste Wochenende seiner Geschichte gefeiert. Mattias Ekström und Topi Heikkinen fuhren beim zweiten Lauf der Rallycross-Weltmeisterschaft auf dem Hockenheimring einen Doppelsieg ein.

So viele Weltmeisterehren hat man lange nicht auf einem Haufen gesehen. Und dann auch noch in einem verhältnismäßig kleinen und familiären Fahrerlager wie dem der Rallycross-Weltmeisterschaft. Klar, sobald Sebastien Loeb die Nase aus dem Zelt von Peugeot Hansen Motorsport reckte, bildete sich sofort eine Traube Autogrammsuchender Fans. Mit Loeb haben wir schon mal neun Titel aus der Rallye WM. Da hatte Solberg auch schon mal gewonnen, dazu die beiden Kronen aus der Rallycross-WM – mehr wurden ja noch nicht vergeben. Macht 12 Titel. Marcus Grönholm mischte sich gelegentlich unter die Zuschauer auf der Tribüne, um seinen Filius zu beobachten. Schon 14 Titel. Dann wurde Sebastien Ogier auch noch bei Hansens gesichtet, im Gespräch vertieft mit Loeb. Noch einmal drei dazu macht 17. Außerdem laut Zeugenaussagen gesichtet: Stig Blomqvist. So kamen bereits am Freitag schlappe 18 Weltmeistertitel zusammen.

Auf dem Hockenheimring sollte nun also das zweite von insgesamt zwölf Rennen der dritten Rallycross Weltmeisterschaft stattfinden. Nach Auftaktsieg in Portugal wollte Solberg den Sieg aus dem Vorjahr wiederholen. Er kam zwar als erster auf die Strecke und konnte seinen Heat auch gewinnen, doch die Zeit reichte nicht für die Top-Drei. Genauso in Q2, hier musste der Weltmeister von außen starten – bei der sehr engen und direkt nach dem Start kommenden Linkskurve kein Geschenk. Wieder keine Top-Zeit für den Norweger. Auch Loeb schien seinen Gegner gefunden zu haben. Er duellierte sich mit Niclas Grönholm, den er dann aber unter Verlust seiner Frontschürze überholen und in den beiden ersten Qualiläufen knapp hinter sich lassen konnte.

Loeb vs. Solberg

Am Samstag traf Solberg dann auf Loeb. Nebeneinander rasten die beiden auf die Sachskurve zu. Erst als Loeb kurz lupfte, weil er sich auf der ungünstigen Außenbahn befand, bekam Solberg die Nase nach vorn. Doch wenige Kurven später war der Vorsprung auch schon wieder verpufft. Loeb schloss auf Solberg auf, nebenher ging es erneut über die Piste, doch der unsanfte Kontakt zerbröselte die Aufhängung an Solbergs Citroen – ein Ausfall für den Weltmeister. Ebenfalls ein Streichresultat, allerdings in Q3, musste Timmy Hansen hinnehmen. Sein Peugeot fing plötzlich Feuer und Hansen floh. Zwar stand das Auto knapp eine halbe Stunde später wieder für Q4 bereit – und Hansen erzielte ein weiteres Mal die zweitbeste Zeit damit – doch es sollte noch schlimmer kommen. Die Kontrolle auf der Waage ergab Untergewicht – Hansen wurde vom vierten Lauf ausgeschlossen, was ihm sogar einen Rang in den Punkten versaute. Ein herber Schlag für den Vizeweltmeister. Offenbar fehlte beim Restart die Feuerlöschanlage, aber ob dieses Equipment ein Gewicht von fast 20 Kilo auf die Waage bringt, was letztlich wohl fehlte, bleibt unklar. Solberg fand sich aufgrund des Ausfalls nur auf Rang sechs wieder, hinter ihm lauerte Loeb, der als Siebter aus der Qualifikation hervorgegangen war.

Ekström im Rennstress

Mattias Ekström zeigte wie motiviert er bei seiner strapaziösen Doppelveranstaltung ist. Nach zwei Qualifikationsläufen hatte er die Tabellenspitze erklommen. Danach trainierte er mit seinem DTM-Boliden. Kaum hatte Ekström am Samstag gegen 17 Uhr Feierabend von der DTM, stieg er auch schon wieder in seinen Audi S1, um die letzten beiden Qualifikationsläufe bei den Rallycrossern zu absolvieren. Fast mühelos entschied er die Qualifikation für sich. Das konnte die Tabellenführung bedeuten! Besonders knapp wurde es aber am Sonntag. Im Zeitplan war ein freies Training der DTM vorgesehen, dann sollten schon kurz darauf die Semifinals starten. Zwischen Finale und Siegerehrung der WRX bis zum Start des Qualifyings für das Sonntagsrennen der DTM bleiben keine 20 Minuten. War das alles zu schaffen?

Das erste Semifinale wurde ein reiner Formationsflug der EKS Audis. Sie schienen es besonders eilig zu haben, damit der Zeitplan nicht ausgedehnt wird. Dahinter balgte sich die Konkurrenz wie ein Haufen hungriger Wölfe auf der Jagd nach Beute. Das erste Opfer war schnell gefunden: im zweiten Semifinale führte Johan Kristoffersson lange, allerdings schon früh mit Rauchentwicklung am Hinterrad. Den Reifen schleifte es langsam runter, es war nur eine Frage der Zeit, bis ein Plattfuß auftreten und sich die Drifteigenschaften des Polos merklich verändern sollten. Trotz Platfuß behauptete sich Kristoffersson tapfer, doch die gierige Meute witterte fette Beute, machte Druck und schließlich reichte ein ganz kleiner Schnitzer, damit die Konkurrenz durchschlüpfen konnte. Erst Liam Doran, dann Solberg – Kristoffersson bekam keinen Fuß mehr in die Ideallinie, soviel Verkehr spielte sich auf seiner Fahrerseite plötzlich ab. Alles wollte vorbei, als Dritter schaffte es Ken Block mit einem beherzten Überholmanöver. Nur der undankbare vierte Platz für Kristoffersson, der damit das Finale verpasste. Dort flogen wieder die EKS Audis davon, es war eigentlich klar, dass Ekström das Finale gewinnt – schließlich hatte er es ganz besonders eilig.

Eine Schrecksekunde dürfte das Team EKS erlebt haben, als Robin Larsson seinen Audi abrollte und mächtig Staub aufwirbelte. Jetzt bloß keinen Rennabbruch mögen sich die ersten gedacht haben, aber da hatte Larsson den Wagen schon wieder gestartet und seine Fahrt fortgesetzt. So blieb genug Zeit für Ekström, sich in den nächsten Rennwagen zu setzen. Der offiziellen Pressekonferenz blieb er als Sieger zwar fern, aber dies wurde ihm ausnahmsweise gestattet und hatte keine Folgen. So stand Teammanager Johan Svensson Rede und Antwort.

Harmlose Jokerlap

Die Jokerlap schien überhaupt keinen Einfluss auf das Renngeschehen zu haben. Die Positionen blieben meist unverändert, wenn jemand die Alternativroute wählte, dabei hätte diese doch einen Umweg bedeuten müssen. Man löste das Problem kurzerhand dahingehend, dass es für einen Fehlstart nicht mehr die herkömmliche Strafe gab. Eigentlich wäre der Fehlstarter verpflichtet, zweimal die Jokerlap zu durchqueren. Doch nun gab es wieder drei Sekunden Zeitstrafe, schließlich wurde die Jokerlap erstmals ihrem Namen gerecht, indem sie eine Abkürzung wurde. Auf die Frage, ob hier sonst taktische Spielchen aufkommen könnten, antwortete Sebastien Loeb nur mit einem Lächeln: „das haben alle gemerkt und jeder würde versuchen, Frühstarts zu machen“. Das gute dabei, die Startgruppen wurden nicht auseinandergerissen, wie es die Jokerlap sonst zu tun pflegt. Schließlich sollte die gefahrene Zeit, in der die Jokerlap aufgesucht wird, ungefähr zwei Sekunden langsamer sein als auf der originären Piste. Vielleicht deutet sich hier eine Regeländerung an?

GALERIE: RX Hockenheim 2016


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