Interview Sepp Wiegand

"Ein unglaubliches Gefühl"

Sepp Wiegand konnte in San Marino gehörig auftrumpfen. Der Skoda-Junior holte die erste Bestzeit und ging erstmals bei einem IRC-Lauf in Führung. Damit hatte er zunächst am allerwenigsten gerechnet.

<strong>PREMIERE:</strong> Sepp Wiegand stürmt bei der dritten Schotterrallye im S2000 erstmals an die IRC-Spitze

Glückwunsch zur ersten Bestzeit und der ersten Führung bei einem IRC-Lauf. Wie hast Du dich in diesem Moment gefühlt?

"Ich konnte es gar nicht richtig glauben, als ich auf die Zeitentabelle im Ziel schaute. Dort stand bei Andreas Mikkelsen eine 16:06 und Basso war 16:14 gefahren. Mein Beifahrer Timo [Gottschalk] sagte mir meine Zeit durch und ich verstand nur '58', da dachte ich, 'ohje, jetzt warst du 40 Sekunden langsamer als die', doch dann gratulierte er mir zu Bestzeit. Ein unglaubliches Gefühl!"

 

Woran lag es, dass Du am Nachmittag des ersten Tages zurückgefallen bist?

"Zu Beginn war die Wahl der weichen Reifenmischung richtig. Das hat uns einen Vorteil gebracht. Am Nachmittag war sie nicht optimal, die Reifen haben sehr stark abgebaut. Der schleichende Plattfuß hinten rechts - irgendein spitzer Stein hatte sich durch die Lauffläche gebohrt - auf der vierten Prüfung war eine Folge davon. Deshalb haben wir uns an einer engen Stelle gedreht und ich musste mehrfach zurücksetzen um weiterfahren zu können. Dennoch kann ich zufrieden sein. Meine Zeiten waren im Vergleich zu den Top-Jungs immer noch gut."

 

Am zweiten Tag hast Du zunächst über ein Setup-Problem geklagt. Kannst Du das näher erklären?

"Die Prüfungen am Samstag hatten einen anderen Charakter. Die Strecken waren langsamer und der Schotter rauer. Hier hat unsere Abstimmung nicht mehr gepasst. Ich hatte Mühe beim Einlenken in eine Kurve und musste oft die Handbremse nutzen. Im Service haben wir dann die Standhöhe, die Einstellung der Differenziale und andere Dinger geändert. Danach passte es. Ich muss das einfach unter Erfahrungswerte abbuchen, andere Fahrer hatten mit der Veränderung der Prüfungen weniger Probleme. Andreas Mikkelsen ließ an seinem Auto kaum etwas umbauen, er scheint bei der Abstimmung einen guten Kompromiss gefunden zu haben."

 

Du konntest mit Mikkelsen am Montag gemeinsam testen. Dort unterstützte dich auch erstmals Dieter Depping als Mentor. Wie war die Zusammenarbeit mit ihm?

"Der Test war für mich sehr wichtig. Ich bin vor vier Monaten zum letzten Mal auf Schotter gefahren und Dieter konnte mich enorm unterstützen. Er ist mit meinem Auto gefahren und hat seine Eindrücke vom Fahrverhalten geschildert, dann stieg er als Beifahrer zu mir und gab mir viele wertvolle Fahrtipps. Wir hatten außerdem zum ersten Mal einen Ingenieur dabei, was eine enorme Hilfe bedeutet. So konnten wir gemeinsam an einem guten Setup arbeiten, dass mir viel Vertrauen gab."

 

Ende August steht die Rallye Deutschland an. Vorausgesetzt Du kannst dort ebenfalls antreten, wie bereitest Du dich auf diesen Einsatz vor?

"Noch ist nichts entschieden. Aber wenn wir dort starten sollten, dann wird der Vergleich mit VW-Werkspilot Sebastien Ogier natürlich eine riesige Herausforderung. Ich erwarte auch, dass Hermann Gassner jr. enorm stark sein wird. Ich müsste mich natürlich gezielt vorbereiten und wir würden gemeinsam mit dem Team einen Plan erarbeiten, wie wir die Zeit bis zur Rallye Deutschland optimal nutzen." 

 

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