Rallye News

Die schnellen "Dakar" Helfer

Obwohl sie im Wettbewerb der Rallye Dakar fahren, geht es für die zwei Race-Trucks des Volkswagen Teams bei der "Dakar" vom 31. Dezember bis zum 15. Januar 2006 nicht um den Sieg.

Die schnellen Helfer für [b]Kleinschmidt[/b] und Co!

Die Aufgabe der Besatzungen der zwei 500 PS starken MAN-Trucks: Sie müssen schnellstmöglich zur Stelle sein, falls einer der fünf Volkswagen Race Touareg 2 auf 9.043 Kilometer langen Weg nach Dakar Hilfe benötigt. Die Volkswagen Werkspiloten Jutta Kleinschmidt (D), Bruno Saby (F), Carlos Sainz (E), Giniel de Villiers (SA) und Mark Miller (USA) bauen bei einem Defekt oder bei einem Unfall auf die Hilfe durch die Race-Trucks, um die Weiterfahrt ins abendliche Biwak zu ermöglichen, wo umfangreiche Hilfe durch das gesamte Team zur Verfügung steht.

 

"Die Bedeutung unserer beiden Race-Trucks wird oft unterschätzt. Sie sind während der Etappen die Rückversicherung unserer Race Touareg", bekräftigt Volkswagen Motorsport-Direktor Kris Nissen.

 

Volkswagen schickt bei der Rallye Dakar zwei zweiachsige MAN L90 Race-Trucks mit den Besatzungen Klaus Leihener/Thomas Baumann/Thorsten Goldberg und Josep Pujol/Lucas Cruz Senra/François Verbist in der LKW-Klasse an den Start. Im Gegensatz zu den reinen Renn-Prototypen mit Motorleistungen von 700 bis 1200 PS sind die von Volkswagen eingesetzten 500 PS starken LKW speziell vorbereitete Serienfahrzeuge, die mit Überrollkäfig, Rallyefahrwerk, Schalensitzen und einer Reifendruckregelanlage für den Wüsten-Einsatz modifiziert wurden.

 

[b]Race-Trucks als rollende Werkstatt für die fünf Volkswagen Race Touareg 2[/b]

 

"Unsere Aufgabe ist, mit unserem voll beladenen Fahrzeug so schnell wie möglich die Etappe zu bewältigen, dabei aber keine Risiken einzugehen", erklärt der 41 Jahre alte Klaus Leihener, in den Neunzigerjahren Vize-Europameister im Truck-Trial. Seit drei Jahren zählt er im Team von Volkswagen zu den schnellen Helfern. "Zwar spielt für uns die Platzierung in der Truck-Klasse keine Rolle. Dennoch ist die Fahrzeit wichtig, denn sie bestimmt die Startposition für die nächste Etappe, vor allem vor dem Hintergrund, dass die 80 eingeschriebenen Trucks in Afrika gemischt mit den 188 Startern aus der Auto-Klasse starten." Und je früher sich der Race-Truck auf den Weg machen kann, desto schneller kann er einem Race Touareg zur Hilfe eilen.

 

Die Aufgaben in den beiden Trucks sind fest verteilt: Klaus Leihener und Josep Pujol sind Fahrer, Thomas Baumann und Lucas Cruz Senra Navigatoren, Thorsten Goldberg und François Verbist Mechaniker. Bei den Reparaturen helfen Fahrer und Navigator tatkräftig mit, schließlich zählt jede Minute. "Die Mischung aus eigener Rallye und Teamsport macht für mich den besonderen Reiz im Race-Truck aus", erklärt Klaus Leihener.

 

Zehn bis elf Tonnen wiegt ein Race-Truck, davon fast eineinhalb Tonnen an Ersatzteilen. Von Getriebe über Differenziale, Achsteile, Antriebswellen, Motorteile, Elektronik und Ersatzrädern hat jeder der beiden "blauen Engel" alle wichtigen Komponenten an Bord. "Lediglich Karosserieteile schleppen wir nicht mit, in diesem Fall muss viel blaues Klebeband notdürftig helfen, bis im Biwak am Abend Teile getauscht werden", erklärt Mechaniker Thorsten Goldberg. Da es keinen Service für den Race-Truck gibt, muss sich die LKW-Besatzung zudem im Notfall selbst helfen. "Etwa zehn Prozent der Ersatzteile sind für den Race-Truck selbst", erklärt Klaus Leihener.

 

[b]Auf den Marathon-Etappen sind die "blauen Engel" die einzige erlaubte Hilfe[/b]

 

Am Abend des 12. Januar 2006 kommt den in der Rallye eingeschriebenen Helfern besondere Bedeutung zu, denn auf der Marathon-Etappe in Labé ist kein regulärer Service zugelassen. Lediglich die fünf Race Touareg 2 und die Race-Trucks steuern das Biwak in Guinea an. Dann schlägt die Stunde von Klaus Leihener und seinen Kollegen: "Wir müssen uns an diesem Abend um alle fünf Rallyefahrzeuge kümmern und nachher unsere Trucks für den nächsten Tag fit machen", erklärt er. "Zeit zum Schlafen bleibt da kaum." Keine leichte Aufgabe, nachdem die Renntrucks an diesem Tag zunächst 368 Kilometer bewältigen müssen. Bei der Rallye Dakar 2005 beispielsweise verhalfen die Truck-Besatzungen der Volkswagen Werkspilotin Jutta Kleinschmidt durch ihr schnelles Eingreifen zum ersten Podiumsplatz eines Diesel-Fahrzeugs bei der Rallye Dakar. "Als wir nach zwölf Stunden Fahrt nachts nach der Marathon-Etappe im Bamako in Mali eintrafen, musste an Juttas Touareg das Differenzial gewechselt werden." Zehn Minuten vor dem Start der nächsten Etappe war der Rallye-Prototyp einsatzbereit ? und auch für die Besatzung des Race-Trucks ging die Fahrt weiter ? ohne eine Minute Schlaf.

 

[b]Schnelle Entscheidungen und Improvisationstalent sind gefordert[/b]

 

Da das Reglement der Rallye Dakar den Gebrauch von Mobiltelefonen im Wettbewerb verbietet, weiß die Truck-Besatzung nicht, ob ein Rallyeauto auf der Etappe Hilfe benötigt und wo es sich befindet. "Während der Fahrt halten wir zu dritt Ausschau", erklärt Klaus Leihener. "Vor allem in den Dünen, wo verschiedene Spuren gefahren werden, ist es nicht leicht, ein parkendes Fahrzeug zu entdecken. Die Fahrer sind jedoch kreativ, wenn es darum geht, auf sich aufmerksam zu machen. Robby Gordon beispielsweise stellte nach seinem Überschlag bei der "Dakar" 2005 seine Motorhaube aufrecht auf die nächste hohe Düne. Für uns war damit weithin sichtbar, dass irgendwas nicht stimmt." Ist das Rallyeauto gefunden, muss blitzschnell über das weitere Vorgehen entschieden werden. "Wir wägen ab, was am meisten Sinn macht, Teile tauschen, defekte Komponenten reparieren oder das Auto ins Biwak schleppen", erklärt Leihener. "Wir sind für den Ernstfall gerüstet, hoffen aber, dass wir möglichst nicht gebraucht werden."

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