EM 2015

Der Tanz auf schmalen Wegen

Der EM-Lauf in Nordirland stellt besondere Anforderungen an die Fahrer. Entsprechend hochgehandelt werden die Lokalmadatore. Vor allem auf Craig Breen lastet einiger Druck.

Vor zwei Jahren mussten die Iren aufgrund schlechten Wetters auf ihren EM-Lauf verzichten. Davor und danach – also 2012 und 2014 – trugen sich Juho Hänninen und Esapekka Lappi in die Siegerliste der Circuit of Ireland ein; beide ließen sich am Ende der jeweiligen Saison zum Europameister krönen. Überhaupt macht ein Blick in die Annalen dieser Traditionsveranstaltung, die 1931 erstmals ausgetragen wurde und damals das Sternfahrt-Konzept der Rallye Monte Carlo aufgriff, großen Spaß. Denn zu den Gewinnern der irischen Veranstaltungen zählen zahlreiche Stars der Branche – von Paddy Hopkirk über Roger Clark und Pentti Airikkala bis hin zu Vater Jimmy und Sohn Colin McRae.

In diesem Jahr gilt Craig Breen als klarer Favorit auf den Sieg. Auf Reifen von Michelin und mit seinem 208 T16 der Peugeot Rally Academy will der 25-jährige Super 2000-Weltmeister von 2012 der Veranstaltung in der nordirischen Provinz Ulster den Stempel aufdrücken – auch wenn sein französisches Team einen zweiten R5-Turbo-Allradler für Charles Martin an den Start bringt. Für großes Aufsehen wird zudem der britische Schauspieler Idris Elba sorgen, der Nelson Mandela in „Der lange Weg zur Freiheit“ spielte. Elba versucht sich am Steuer eines Ford Fiesta R1 als Rallye-Fahrer.

Die Teilnehmerliste des ersten Asphaltlaufs der diesjährigen Rallye-Europameisterschaft weist rund 20 R5- und Super 2000-Fahrzeuge auf, viele davon in Händen bekannter Namen. So ist der Pole Kajetan Kajetanowizc als Tabellenführer mit einem Fiesta R5 ebenso mit von der Partie wie der Franzose Robert Consani, der sich aktuell mit Breen den zweiten Rang in der EM-Zwischenwertung teilt. Consani pilotiert erstmals seinen neuen Citroën DS3 R5. Sie alle werden es aber schwer haben gegen die auf Asphalt spezialisierten Heim-Askaris.

Die Junior-Klasse kann mit 19 Fahrern einen Teilnehmerrekord feiern. Der größte Druck lastet dabei auf den Schultern von Chris Ingram aus Manchester, der mit seinem Peugeot 208 R2 antritt. Bislang musste er zusehen, wie Opel Adam-Mann Emil Bergqvist und Peugeot-Markenkollege Steve Rokland die beiden ersten Saisonläufe dominierten.

Doch in Irland ticken die Rallye-Uhren anders. Die rasant schnellen, aber auch sehr unebenen und heimtückischen Sträßchen sind ein Fall für echte Spezialisten. Regnet es, und das kommt Anfang April in diesem Teil des Britischen Königreichs gerne vor, wird die ganze Sache noch unberechenbarer. In puncto Reifenwahl hält Michelin für seine Partner ein breites Angebot an verschiedenen Laufflächenprofilen und -mischungen bereit, die aus dem kommerziellen Programm stammen.

Die sogenannte „Qualifying Stage“ begann am frühen Donnerstag-Nachmittag und damit noch vor der eigentlichen Startzeremonie im Titanic Quartier von Belfast. Schnellster Fahrer war Lokalmatador Robert Barrable (Ford) mit einer Zeit von 2:01.6 Minuten. Hinter ihm erreichen Kajetan Kajetanowicz (Ford) und Charles Martin (Peugeot) die weiteren Plätze. Topfavorit Craig Breen (Peugeot) wurde nur Vierter. Entsprechend dem Ergebnis des Qualifying darf Barrable am Abend als erster Fahrer seine Startposition für die erste Etappe wählen. Am Freitag warten acht Wertungsprüfungen auf die Teilnehmer, am Samstag folgen zehn weitere – darunter auch zwei Durchgänge über die 26,02 Kilometer lange „McGaffins Corner“, bevor es über die Zielrampe geht.

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