Unfall auf 3. Etappe

Dakar 2017: Al-Attiyah gibt auf

Nach einem Unfall auf der gestrigen Etappe ist der Toyota Hillux von Nasser Al-Attiyah zu stark beschädigt um weiterfahren zu können. Der Dakar-Veranstalter hielt Wort: Die Rallye ist härter als 2016.

Sébastien Loeb (Peugeot) brachte es auf den Punkt. „Die Rallye ist bisher deutlich härter als letztes Jahr. 2016 sind wir die komplette erste Woche auf Prüfungen ähnlich wie in der Rallye-WM gefahren. Dieses Mal kam schon am dritten Tag eine Hammer-Etappe“, sagte der Gesamtführende am Ende der dritten WP. Die hatte tatsächlich für reichlich Wirbel im Gesamtklassement geführt.

Zunächst sah es so aus, als müsste Loeb dafür büßen, die Etappe am Vortag gewonnen zu haben und deswegen als Erster starten zu müssen. Der neunmalige Rallye-Weltmeister war auch der Erste, der sich an einer navigatorisch kniffligen Stelle verirrte. Das gab dem hinter ihm gestarteten Nasser Al-Attiyah (Toyota) die Chance zum Überholen. Teilweise betrug sein Vorsprung rund zwei Minuten.

Doch der Katari wurde wieder einmal seinem Ruf gerecht, möglicherweise der schnellste, mit Sicherheit aber der risikofreudigste unter den Siegfavoriten zu sein. „Vor einem großen Loch habe ich zu spät gebremst. Der Aufschlag gegen einen Felsen hat ein Rad ausgerissen“, berichtete er hinterher. Al-Attiyah und Beifahrer Matthieu Baumel versuchten, das Toyota-Dreirad durch Umschichten der Ersatzräder Gleichgewicht und Zuladen von Steinen wieder halbwegs ins Gleichgewicht zu bringen. „Unser Service-Truck war noch zu weit weg, wir hatten keine andere Wahl.“

Al-Attiyah schaffte es tatsächlich, den angeschlagenen Pickup ins Etappenziel zu bringen, allerdings mit mehr als zwei Stunden Rückstand. Außerdem wurde das Auto durch die Tortur weiter beschädigt – irreparabel. Damit ist der erste große Siegfavorit bereits ausgeschieden.

Nasser Al-Attiyah beschädigte seinen Toyota stark - © A.Lavadinho - @World

Auf der ersten Etappe, auf der Navigation eine Rolle spielte, schlugen prompt die Teams mit den routinierten Beifahrern zu. Jean-Paul Cottret lotste Stéphane Peterhansel (Peugeot) zum Tagessieg – die beiden haben sechs gemeinsame Dakar-Siege auf dem Buckel. „Ich habe nicht voll attackiert, dazu ist es noch zu früh“, verriet Peterhansel.

Auch Michel Perin, der Copilot von Mikko Hirvonen (Mini), lief zu Höchstform auf. Im ersten Teilabschnitt der Prüfung waren die beiden sogar Zweite, bevor sie im navigatorisch weniger anspruchsvollen zweiten Teil auf Rang vier zurückfielen. Auch Andreas Schulz, zweimaliger Dakar-Sieger, trumpfte auf und führte Orlando Terranova (Mini) zum starken sechsten Platz.

Ausgerechnet Dirk von Zitzewitz, ebenfalls einer der besten Beifahrer, unterlief einer seiner seltenen Fehler. „Ein unglaublich harter Tag und definitiv nicht der unsrige“, beschrieb der norddeutsche Copilot von Giniel de Villiers (Toyota). „Zu Beginn haben wir bei Kilometer 28 lange nach einem Wegpunkt suchen müssen und sind so hinter Nani Roma zurückgefallen. In seinem Staub haben wir weitere Zeit verloren.“

Doch es kam noch schlimmer für die Toyota-Besatzung. Kurz vor dem Ziel kostete eine defekte Benzinpumpe weitere Zeit. „Gut 35 Minuten Rückstand sind natürlich so früh in der Rallye eine herbe Enttäuschung, aber der Weg bis ins Ziel ist noch ein langer – Aufgeben gilt also nicht“, meinte Von Zitzewitz trotzig.

Vorschau Etappe 4: Jujuy (Argentinien) – Tupiza (Bolivien)

Prüfung: 416 km; Tagesdistanz: 521 km - Grenzübergreifende „Dakar“-Action, gespickt mit Herausforderungen. Der vierte „Dakar“-Tag eröffnet eine Serie von hochgelegenen Prüfungen bis zum Ruhetag. Auf argentinischer Seite tauchen die ersten Dünen auf – in großer Höhe ist eine präzise und kluge Fahrweise gefragt, um sich bei der dünner werdenden Luft und der schwindenden Motorleistungen nicht festzufahren. Auch die Beifahrer haben jede Menge zu tun – vor allem nach der Grenzquerung gen Bolivien. Viele Abzweige wollen beherrscht werden. Alles in allem: echt „Dakar“.

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