Rallye Liezen

Baumschlager zündet endlich den Polo-Turbo

Raimund Baumschlager erwischt im VW Polo WRC einen perfekten Start in die Rallye Liezen und führt nach dem ersten Tag das Klassement an. Hermann Neubauer bleibt im Ford Fiesta WRC als Einziger in Schlagdistanz.

Zumindest am ersten Tag der Rallye Liezen war – bis vor dem finalen Zuschauer-Rundkurs in der Liezener Innenstadt – gegen Raimund Baumschlager kein Kraut gewachsen: Der oberösterreichische WRC-Pilot drückte der Freitags-Etappe seinen Stempel auf, gewann alle vier Prüfungen und stellt seinen VW Polo WRC als Führender zur Nachtruhe in den Parc Ferme. „Ich bin wirklich zufrieden“, so Raimund Baumschlager. „Nach all den Problemen, die wir in diesem Jahr schon hatten, war das heute eine Erleichterung. Erstmals passt alles ziemlich gut zusammen, auch die Reifenwahl war perfekt. Ich hoffe natürlich, dass es morgen so weitergeht.“

Der Einzige, der sich für den langen Samstag in Schlagdistanz halten konnte, war der Meisterschaftsführende Hermann Neubauer. Der Salzburger liegt mit seinem Ford Fiesta WRC nach vier von insgesamt 13 Prüfungen 12,5 Sekunden hinter Baumschlager: „Ich bin mit mir selber überhaupt nicht zufrieden, war auf den ersten beiden Prüfungen zwei Mal in der Wiese. Das hat viel Zeit gekostet. Der zweite Durchgang war wieder okay, man sieht jetzt halt auch, dass Raimund das Potential seines Autos immer besser nutzen kann. Aber morgen ist ein langer Tag und die Prüfungen kommen mir entgegen, noch ist es nicht vorbei!“

Gerwald Grössing (Ford Fiesta WRC), der Niederösterreicher mit steirischen Wurzeln, fuhr heute am Rundkurs in Treglwang an seinem Elternhaus vorbei, doch trotz voller Motivation ist sein Zeitrückstand mit 37,9 Sekunden bereits relativ groß: „Ich wollte heute nichts riskieren, lediglich die erste Prüfung war etwas zu verhalten. Sonst bin ich happy, nach dem Pech der letzten Rallyes möchte ich wieder eine Zielankunft.“ 

Gaßner jr. schon raus

In der „Tour European Rally“ gibt es einen wahren Ausfall-Reigen: Nicht weniger als fünf Teams mussten bereits vorzeitig die Segel streichen, aus österreichischer Sicht fällt dabei vor allem Luca Waldherr (Opel Adam R2) ins Auge. Aber auch die beiden holländischen Mitsubishi-Piloten Henk Bakkens (Mitsubishi Evo) und Jim van den Heuvel sind bereits draußen, ebenso Hermann Gaßner jr. (Toyota GT86 CS-3) und der Rumäne Filip Alexandru (Renault Clio RS R3T). Unbeeindruckt davon zeigt sich der Belgier Bernd Casier (Ford Fiesta R5), er führt nach wie vor, wenngleich auch äußerst knapp, 2,6 Sekunden vor dem Italiener Giandomenico Basso (Hyundai i20 R5) und dem Tschechen Jaroslav Orsak (Ford Fiesta R5 EVO). Bernd Casier: „An sich ist es okay, allerdings verlieren wir beim zweiten Durchgang auf den Prüfungen viel zu viel Zeit. Ich weiß nicht warum.“

Aigner und Dinkel stark

Die beiden härtesten Verfolger der drei WRCs sind zwei Skoda-Piloten: Veranstalter und Lokalmatador Andreas Aigner liegt mit 51,2 Sekunden Rückstand auf Gesamtrang vier, der deutsche Youngster Dominik Dinkel (wie Aigner mit einem Skoda Fabia R5 unterwegs) ist Sechster, ihm fehlen nur 2,6 Sekunden auf Aigner. Während Dinkel zufrieden ist („ich fahre kontrolliert am Limit, alles okay“) hadert Aigner mit dem Grip: „Ich habe kein Gefühl für das Auto und bin nur am Rutschen. Mir bleibt nur die Hoffnung, dass es morgen bei anderen Bedingungen besser wird.“

Nach seinem verhaltenen Start kam Niki Mayr Melnhof (Ford Fiesta R5) wieder etwas besser in Schwung, er ist gesamt Achter, hatte allerdings von Beginn an zusätzlich mit Technik-Troubles zu kämpfen: „Nach ein paar Metern auf der ersten Prüfung ist uns der Schalthebel gebrochen, die Motorleistung stimmt nicht und zwischendurch gab’s dann auch noch ein Problem mit der Handbremse. Mein WRC-Ausrutscher ist kein Thema, allerdings muss ich mich erst auf meinen neuen Beifahrer einstellen.“ Rang zehn und elf halten die nächsten Skoda-Fabia R5 Piloten, namentlich Christian Schuberth-Mrlik und Allrad-Debütant Andreas Kainer, letzterer hat als Elfter 1:36,9 Minuten Rückstand auf den Führenden Raimund Baumschlager.

Kogler führt 2WD an

In der 2WD-Wertung führt nach wie vor Michael Kogler (Citroen DS3 R3T). Er fährt, wie er sagt, „seine“ Rallye, ganz ohne Gedanken an den Titelkampf mit dem abwesenden Daniel Wolliner: „Ich habe es dieses Jahr schon zu oft verbissen versucht, jetzt fahre ich entspannt und mache mir keinen Druck. Das scheint zu funktionieren, zumal mein neuer Beifahrer Andre Kachel zwar ein Weltklasse-Mann ist, wir uns aber natürlich auch erst aneinander gewöhnen müssen.“ Erster Verfolger ist Julian Wagner (Opel Adam R2), der Oberösterreicher liegt nur acht Sekunden zurück und will auf der zweiten Etappe angreifen: „Morgen geht die Rallye erst richtig los, heute war bloß das Durchkommen wichtig.“ Drittbester „Zweiradler“ ist der Belgier Joachim Wagemans (Peugeot 208 R2), Vierter der Italiener Luca Rossetti im Toyota GT86 CS-R3, die beiden führen somit auch in der „TER“ 2WD-Wertung. 

Zwischenstand nach WP 4 

01. Raimund Baumschlager/Pirmin Winklhofer, VW Polo R WRC, 25:33.6 Min.
02. Hermann Neubauer/Bernhard Ettel, Ford Fiesta RS WRC, + 12,5 Sek.
03. Gerwald Grössing/Christina Ettel, Ford Fiesta WRC, + 37.9
04. Andreas Aigner/Ilka Minor, Škoda Fabia R5, + 51.2
05. Dominik Dinkel/Christina Kohl, Škoda Fabia R5, + 53.8
06. Bernd Casier/Pieter Vyncke, Ford Fiesta R5, + 58.6
07. Giandomenico Basso/Lorenzo Granai, Hyundai I20 R5, + 1:01.2
08. Niki Mayr-Melnhof/Daniel Foissner, Ford Fiesta R5, + 1:08.0
09. Jaroslav Orsák/David Šmeidler, Ford Fiesta R5 EVO, + 1:18.5
10. Christian Schuberth-Mrlik/Jasmin Kramer, Škoda Fabia R5, + 1:21.9

« zurück