Rallye Weiz

Baumschlager: „Hoffentlich dieses Mal ohne Motorsäge“

Spannung pur in der Österreichischen Staatsmeisterschaft. Alle Favoriten haben bereits zwei Ausfälle auf dem Konto und dürfen sich keinen Fehler mehr leisten. Ausgerechnet jetzt steht die Rallye Weiz mit einem starken Starterfeld auf dem Programm.

An der Spitze der Rallye Weiz (21. bis 22. Juli) dürfen sich die Fans auf spannende Duelle freuen. Staatsmeister Hermann Neubauer, Rekord-Champion und vierfacher Weiz-Sieger Raimund Baumschlager und Gerwald Grössing – für alle drei World-Rally-Car-Piloten gilt nur eines: Jeder Fehler ist verboten! Alle drei Favoriten haben schon je zwei Ausfälle auf dem Konto – sprich: Der Streichresultats-Bonus ist bei jedem längst aufgebraucht. 

Sogar Raimund Baumschlager, der allein in den letzten neun Jahren keine drei „Hoppalas“ fabrizierte, sah sich bereits zwei Mal nicht im Ziel. Der 13-fache Staatsmeister bringt mit dem VW Polo WRC das aktuelle Weltmeister-Auto nach Weiz und weiß: „Die diesjährige Saison verläuft leider noch nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Nachdem wir schon zwei Mal in den Bäumen gehangen sind, hoffe ich, dass wir diesmal keine Motorsäge mitbrauchen. Aber die Meisterschaft ist noch komplett offen und es ist noch alles möglich. Vor der Weiz werden wir noch einen Test einlegen, und dann greifen wir an. Dass wir uns keine Fehler mehr leisten dürfen, wissen wir. Aber das trifft auf unsere Kontrahenten genauso zu.“

Auch der regierende Meister und letztjährige Rallye-Weiz-Sieger Hermann Neubauer steht nach bereits zwei Nullnummern unter Druck. Trotzdem fiebert der Salzburger in Ford Fiesta WRC der kommenden Aufgabe entgegen, denn: „Es gibt keine Rallye, die ich lieber fahre als die in Weiz. Ich mag die Leute dort und ich mag die Prüfungen. In Weiz war ich immer schnell. Daher ist es sicher nicht mein Plan, dort hinzufahren, um Zweiter zu werden. Das größere Problem ist momentan noch das Auto. Beim Motorbrand im Schneebergland sind doch einige heikle Teile der Elektronik vernichtet worden, aber ich bin sicher, dass das mein Team hinkriegt. Möglicherweise ist dann aber zum Testen nicht mehr viel Zeit. Optimistisch stimmt mich, dass wir von unserem Reifenhersteller Michelin völlig neues Material bekommen, mit dem ich für den Asphalt in Weiz ganz besonders gerüstet sein sollte.“

Grössing: Kaum Zeit für Test

Der dritte im WRC-Bund ist Gerwald Grössing. Er sieht sich mit seinem Ford Fiesta aber gerade bei der Rallye Weiz von vornherein in einer gewissen Außenseiterrolle: „Mit der Rallye Weiz habe ich immer so meine Probleme. Ich komme dort mit dem relativ rutschigen Asphalt nicht so zurecht. Deshalb will ich mich auch heuer nicht auf eine Prognose einlassen. Zumal es so aussieht, als ob unser Fiesta überhaupt erst knapp vor dem Start fertig wird. Der Motor, der ja im Schneebergland den Geist aufgegeben hat, ist noch bei M-Sport in England und dürfte erst eine Woche vor der Rallye wieder bei uns eintreffen. Dann muss er erst eingebaut werden. Viel Zeit zum Testen bleibt dann nicht mehr. Kurzum: Der Weitzer Parkett ist mir lieber als der Weizer Asphalt!“ 

Es wäre jedoch ein fataler Fehler, wenn sich die drei WRC-Konkurrenten nur untereinander beäugen würden, denn immerhin werden ihnen in Weiz gleich neun R5-Kollegen, zwei S2000-Piloten und weitere vier Klasse-2-Autos das Leben schwer machen. 

Im Fokus der Fans wird dahingehend sicher der Steirer Niki Mayr-Melnhof stehen, der mit seinem Ford Fiesta R5 nach seinem allerersten ORM-Sieg zuletzt im Schneebergland sogar die Meisterschaft anführt. Der flinke Überraschungsmann weiß den Momentanstand jedoch realistisch einzuschätzen „Ich bin noch immer überglücklich über meinen Sieg. Doch auf Asphalt wird die Sache sicher anders aussehen als zuletzt auf Schotter. Nichtsdestotrotz werden wir in Weiz wieder voll angreifen und versuchen, mit schnellen Zeiten vielleicht den einen oder anderen Favoriten nervös zu machen.“

Gryazin als heimlicher Favorit

Trotz seiner Jugend kommt der erst 19-jährige Russe Nikolay Gryazin mit der wahrscheinlich meisten internationalen Erfahrung in die Oststeiermark. Heuer parkte er seinen Skoda Fabia R5 im Rahmen der European Rallye Trophy (ERT) bereits vier Mal (zwei Mal in Lettland, je ein Mal in Estland sowie in Finnland) auf dem Podest. Die zur Baltic Rallye Trophy zählende Rallye Talsi in Lettland hat er gewonnen. Gryazin ist zwar nicht für die österreichische Meisterschaft punktberechtigt, kommt für ein Spitzenresultat in Weiz aber natürlich trotzdem in Frage. 

In diesem Feld ist auch Dominik Dinkel zu finden, der die Rallye zum Testen für die kommenden Läufe in der Deutschen Rallye Meisterschaft nutzen will. Für Unruhe bei den um jeden Meisterschaftspunkt kämpfenden heimischen Piloten könnte wohl das Trio Vojtech Stajf (Skoda Fabia R5), Antonin Tlustak (Skoda Fabia R5) und Ondrej Bisaha (Ford Fiesta R5) sorgen. Die drei Tschechen haben zwar hauptsächlich hinsichtlich der FIA ERT in Weiz genannt, sind aber für die ORM voll punktberechtigt.

Die weiteste Anreise hat mit Sicherheit Peter Scharmach hinter sich. Der 1964 geborene Deutsche lebt in Christchurch und verfügt sowohl über die deutsche als auch die neuseeländische Staatsbürgerschaft. Scharmach kommt aus dem Rundstreckensport, war dort u. a.  schon in der Deutschen Tourenwagen Challenge, im Porsche Supercup für das Lechner Racing Team oder in der WTCC für Engstler Motorsport unterwegs. Bei der zur Central Rallye Trophy zählenden INA Delta Rallye in Kroatien steuerte er heuer seinen Ford Fiesta R5 auf den dritten Gesamtrang.

Zur Freude seiner zahlreichen Fans steht der Weizer Lokalmatador Stefan Fritz diesmal ebenfalls mit einem absoluten Spitzenfahrzeug am Start. Der Besitzer des Weizer In-Lokals „Tollhaus“ hat sich einen Skoda Fabia S2000 zugelegt und will mit diesem als Hecht im Karpfenteich mitschwimmen. Eine Ausgangslage, die auch auf den Bayern Maximilian Koch zutrifft, der wie Fritz ebenfalls in einem Skoda Fabia S2000 sitzt.

Selbst wenn also die Anzahl der Klasse-1-Fahrzeuge – also WRC, R5 und S2000 – unglaublich hoch in Weiz ist, blicken auch fünf Klasse-2-Piloten zuversichtlich in Richtung der Top-ten-Plätze. Und das zu Recht: Die beiden Oberösterreicher Robert Zitta (Subaru WRX STi) und Peter Oelsinger (Mitsubishi Lancer Evo X) sowie der Steirer Franz Kohlhofer (Mitsubishi Lancer Evo IX) und Hermann Haslauer (Subaru) sind für gute Plätze in der stärksten Allrad-Kategorie genauso gut wie der Deutsche Björn Satorius im Subaru Impreza WRX). 

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