Der 39-jährige Giandomenico Basso führte den vorletzten Lauf zur IRC vom Start weg an und sicherte sich am Ende den nie gefährdeten Sieg. Als einziger Fahrer im Feld pilotierte er einen Ford Fiesta, der nach dem „RRC“-Reglement (Regional Rally Car) aufgebaut ist. Dieses Auto zählt zwar zur Klasse der S2000, verfügt jedoch über einen Turbolader. In den Bergen rund um San Remo gewann Basso fünf von zehn möglichen Wertungsprüfungen. Erst am Samstagnachmittag nahm der Italiener etwas Tempo raus.
Gleich zwei seiner Hauptkonkurrenten, Juho Hänninen und Umberto Scandola, mussten ihre Hoffnungen auf den Sieg bereits nach der zweiten Prüfung begraben. Beide beschädigten ihre Fahrzeuge bei Unfällen. Nach seinem Ausfall startete Scandola am Samstagmorgen außerhalb der Wertung. Damit lagen die Hoffnungen von Skoda für den vorzeitigen Gewinn der Herstellerwertung allein auf Jan Kopecky.
Der Tscheche schien sich auf den meisten Prüfungen mit Rang zwei zu begnügen und ließ Basso den Vortritt. Doch als der Drittplatzierte Peugeot-Pilot Alessandro Perico am Morgen des zweiten Rallye-Tages näher rückte, reagierte Kopecky prompt und sicherte sich am Nachmittag alle drei Bestzeiten. Damit verkürzte er seinen Rückstand auf Basso von 52,6 Sekunden nach WP 7 bis ins Ziel auf 35,7 Sekunden. Bei Skoda knallten im Rahmen der offiziellen Zieldurchfahrt denn auch die Champagnerkorken, denn die tschechische Marke feierte ihren dritten Herstellertitel in Folge. Bereits in wenigen Wochen könnte das Team erneut in Feierlaune geraten, sollte Andreas Mikkelsen – der für Skoda UK an den Start geht – in Zypern den IRC-Fahrertitel in trockene Tücher bringen.
Dank konstant schneller Zeiten und einer fehlerfreien Rallye eroberte Alessandro Perico am Ende den letzten Podiumsplatz. Der Italiener behauptete einen komfortablen Vorsprung vor seinen beiden Landsmännern und Peugeot-Markenkollegen Stefano Albertini (Rang vier) und Paolo Andreucci (Platz fünf). Beide leisteten sich auf der zweiten Etappe jeweils einen Dreher. Mit Rang fünf sicherte sich Andreucci gleichzeitig den Titel in der italienischen Rallye-Meisterschaft.
Für Craig Breen war es eine emotionale Rallye. Nach dem Unfall auf Sizilien im Juni, bei dem sein Beifahrer Gareth Roberts ums Leben kam, ging der Ire zum ersten Mal wieder in Italien an den Start. Der Youngster lag zwischenzeitlich auf Platz vier und gewann zusehends Vertrauen in sein Fahrzeug. Doch nachdem er einen Stein touchiert hatte, musste er in WP 8 anhalten und den beschädigten Reifen wechseln. Aufgrund des enormen Zeitverlustes fiel der Gewinner der WM-Akademie 2011 auf den sechsten Platz zurück.
Optimal verlief das Debüt des neuen, Michelin bereiften Peugeot 208 R2: Bryan Bouffier gewann seine Klasse auf Anhieb. Pech hatte hingegen Robert Consani in seinem Gruppe N Renault Mégane. Der Franzose, der in der IRC sowohl in der Klasse der zweiradgetriebenen Fahrzeuge als auch in der Produktionswagen-Meisterschaft in Führung liegt, musste die Rallye San Remo nach einem Unfall am Samstagmorgen aufgeben. Da auch sein Konkurrent Mario Tempestini in seinem Subaru Impreza aufgrund einer Lebensmittelvergiftung nicht ins Ziel kam, ist die Ausgangssituation vor dem letzten IRC-Lauf auf Zypern in beiden Meisterschaften so spannend wie nie. Die letzte Rallye der Saison startet am 4. November. Das Besondere: Die hier erzielten Punkte zählen doppelt.
Ergebnis Rallye San Remo 2012
01. Giandomenico Basso/Mitia Dotta, Ford Fiesta RRC 2:19:03.6
02. Jan Kopecký/Pavel Dresler, ŠKODA Fabia S2000 +35.7
03. Alessandro Perico/Fabrizio Carrara, Peugeot 207 S2000 +2:13.7
04. Stefano Albertini/Simone Scattolin, Peugeot 207 S2000 +3:08.3
05. Paolo Andreucci/Anna Andreussi, Peugeot 207 S2000 +3:55.5
06. Craig Breen/Paul Nagle, Peugeot 207 S2000 +5:00.2
07. Frigyes Turán/Gábor Zsiros, Ford Fiesta S2000 +6:50.8
08. Pierre Campana/Sabrina de Castelli, Peugeot 207 S2000 +8:07.0
09. Roberto Vescovi/Giancarla Guzzi, Renault Clio R3 +8:18.9
10. Federico Gasperetti/Federico Ferrari, Renault Mégane RS +8:33.5
IRC-Zwischenstand
1. Andreas Mikkelsen 136; 2. Jan Kopecký 101; 3. Juho Hänninen 93; 4. Giandomenico Basso 65; 5. Sepp Wiegand 53; 6. Ya?iz Avci 35; 7. Robert Consani 32; 8. Patrik Flodin 28
