RX Italien

Bakerud siegt - Aufregung um Stohl

Grundsätzlich schien es im italienischen Franciacorta beim vorletzten von insgesamt 13. WM-Läufen nur darum zu gehen, ob dem Schweden Timmy Hansen (Peugeot) die Überraschung gelingt, dem Titelverteidiger Petter Solberg (Citroën) noch weiter auf die Pelle zu rücken, oder ob der Weltmeister kurz vor Saisonende doch noch klarstellt, dass nur er und kein anderer Rallycross-Weltmeister werden kann.

Sozusagen im Rahmenprogramm der WM wurde das Finale der schlagkräftigen Europameisterschaft ausgetragen. Nach insgesamt nur fünf Rennen stand der Norweger Tommy Rustad (VW) mit sechs kleinen Pünktchen Vorsprung vor dem Franzosen Jerome Grosset-Janin (Peugeot) an der Tabellenspitze. Im direkten Duell der beiden hatte Rustad im zweiten Qualifikationslauf geführt, sich aber einen Plattfuß eingefangen. Dies ließ Janin wieder herankommen und ausgerechnet auf der Sprungkuppe hüpfte er an Rustad vorbei. Nach zwei Qualifikationsläufen hatte in der EM also der Verfolger einen kleinen Vorsprung herausgearbeitet. Umgekehrt verhielt es sich bei der WM, hier hatte Solberg am Samstag die Führung in der Qualifikation erkämpft, mit Blitzstarts, die die Konkurrenz erblassen ließen. Hansen blieb als Vierter zunächst in Schlagdistanz.

Aufregung um Stohl

Einen ganz unglücklichen Samstag erwischte Manfred Stohl. In einem unbeobachteten Moment, nämlich früh am Samstag im freien Training, schoss er über die Sprungkuppe und hakte ein, rollte seinen Ford Fiesta derart unsanft ab, dass das Auto kaum noch als solches erkennbar war. Die wenigen Fans, die das beobachtet hatten, gaben die Hoffnung schnell auf. Unter ihnen waren sehr viele Österreicher, die den Weg ins Nachbarland gefunden hatten und die Tribünen in weiß-rote Fahnen gehüllt hatten. Doch bereits im ersten Vorlauf stand Stohl wieder auf der Startplatte. Ohne Scheinwerfereinsätze und ohne Heckschürze. Auf den ersten und auch auf den zweiten Blick war das nicht für alle gleich ersichtlich, dass da der Stohl mit seinem Team mal eben auf die Schnelle das Auto wieder halbwegs  hinbekommen hatte – in wirklich sehr kurzer Zeit. Man musste fürchten, dass der zerrupfte Ford Fiesta kaum noch die Prüfung auf der Waage bestehen würde. Es reichte gerade so für einen 30. Platz, aber bereits im zweiten Qualifikationslauf legte Stohl – trotz deutlich mehr Karosserie am Fahrzeug – eine gute neunte Zeit hin. Mit Platz 8 und zwölf in den beiden Sonntagsläufen sicherte sich Stohl ganz knapp Platz zwölf und damit die wichtige Finalteilnahme.

Hansen konnte es spannend machen oder Solberg den Titel auch schon vor dem Finale in trockene Tücher wickeln – wenn er die Maximalpunktzahl holt und Hansen die Semifinals verpasst. Dafür hatte das Team Peugeot Hansen vorzeitig die Weltmeisterschaft in der Teamwertung sicher – wenn es mit den beiden Fahrern Hansen und Jeanney noch etwas mehr als 50 Zähler einfährt. „Im Motorsport kann alles passieren, deshalb wollen wir nicht zuviel rechnen“, erklärte Teamchef und Rekordeuropameister Kenneth Hansen.

Titelentscheidung erst im Finale

Am Sonntag kam dann die Abrechnung. Solberg leistete sich einen Aussetzer, als er nach einem Fehlstart die dafür vorgesehene Strafe nicht beachtete. Er hätte zweimal durch die Jokerlap fahren müssen, was er nicht tat und so dreißig Strafsekunden aufgebrummt bekam. Mit einer weiteren Bestzeit im vierten Qualifikationslauf rückte er die Verhältnisse aber schnell wieder klar. Hansen hatte sich derweil in der Qualifikation vor Solberg geschoben und dem dadurch einen weiteren Punkt Vorsprung abgetrotzt. Doch Hansen wurde in seinem Semifinale in die Bande gedrängt, drehte sich und musste aufgeben. So lag es an Solberg, mit einem Sieg im Finale den Punktevorsprung auf dreißig auszubauen – das wäre genau die Menge an Punkten gewesen, die maximal als Ausbeute möglich sind. Doch mit Position drei kam er zwar aufs Treppchen, ließ Hansen aber noch eine winzige Chance. Der Titel wird daher beim Finale in Argentinien beim dreizehnten und letzten Lauf vergeben werden.

 

Manfred Stohl legte einen beeindruckenden Lauf im Semifinale hin und zog als als Dritter verdient ins Finale ein. Hier führte er ein wildes Duell mit Anton Marklund, aus dem er jedoch als Verlierer hervorging. Nach einem sich aus diesem Duell ergebenden Dreher gab er jedoch nicht auf, sondern ließ den Fiesta weiter fliegen. So konnte er noch einen Platz aufrücken und Timur Timerzyanov hinter sich lassen, der aufgrund eines Reifenschadens langsamer geworden war. „Für mich ist mit dem erstmaligen Einzug in ein WM-Lauf-Finale ein Traum in Erfüllung gegangen. Ich war schon sehr oft nahe dran, diesmal hat es endlich geklappt. Diesen Erfolg möchte ich unserem gesamten Team widmen. Die Mannschaft hat Unmögliches doch noch möglich gemacht, dafür nochmals vielen Dank. Auf diesen Erfolg können wir für die Zukunft aufbauen“, meinte ein glücklicher Manfred Stohl unmittelbar nach der Zieldurchfahrt.

Ergebnis RX Italien

1. Andreas Bakkerud 4:45.216
2. Johan Kristoffersson 4:47.167
3. Petter Solberg 4:49.297
4. Anton Marklund 4:58.090
5. Manfred Stohl 5:09.237
6. Timur Timerzyanov 5:16.642

Zwischenstand nach 11 von 12 Läufen

1. Petter Solberg 279 Pkt.
2. Timmy Hansen 253
3. Johan Kristoffersson 228
4. Andreas Bakkerud 215
5. Davy Jeanney 189
6. Reinis Nitiss 164

VIDEO: Überschlag Manfred Stohl


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