Rallye Weiz

Anspannung vor der Elektro-Premiere

Bei der Rallye Weiz stellt sich erstmals ein vollelektrisch angetriebenes Fahrzeug dem direkten Vergleich mit den Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren.

Gestartet wurde das ambitionierte Projekt vor zwei Jahren im Mühlviertler Unternehmen Kreisel Electric, im November 2020 wurden gemeinsam mit Raimund Baumschlagers BRR Rallyeschmiede die ersten Kilometer gefahren, vor zwei Wochen wurde das Projekt zur Implementierung von neuen Fahrzeugtechnologien in den Rallyesport von der AMF (Austrian Motorsport Federation) samt Reglement der Öffentlichkeit vorgestellt und am kommenden Freitag, um 13.35Uhr, steht der RE-X1 ein erstes Mal am Start einer Prüfung.

Der in ein Skoda Fabia Rally2 evo Chassis eingebaute Kreisel Antrieb, mit einem 860 Volt Elektromotor und Lithium Ionen Batteriepaket, ist für die ÖRM mit 260 kW homologiert und liefert ein maximales Drehmoment von 600 Nm. Für den Renneinsatz des RE-X1, der über eine Kapazität von 52,65 KWh verfügt, hat Kreisel Electric die nötige Infrastruktur, in Form von speziellen Ladestationen, gleich mitentwickelt. Zwei dieser Supercharger, die ausschließlich mit Solarenergie, oder aus dem örtlichen Stromnetz gespeist werden, kommen am Wochenende bei der Rallye Weiz zum Einsatz. Der eine in der Servicezone, wo leere Battarien des RE-X1 in nur 17 Minuten wieder vollständig aufgeladen werden können, der zweite, mobile an festgelegten Nachladepunkten auf den Verbindungsetappen, wo unter Aufsicht eines AMF-Technikers nachgeladen wird.

Raimund Baumschlager, der in seiner langen Karriere schon so ziemlich alles erlebt hat, ist vom Interesse vor dem ersten Einsatz des RE-X1 überwältigt. „In meinem ganzen Leben habe ich noch nie so viele Interviews gegeben, wie in den letzten Wochen“, erzählt der Rekord-Staatsmeister, der das Vorzeigeprojekt vor wenigen Tagen in der Skoda Heimat Tschechien präsentiert hat. Darüber hinaus gibt es schon zahlreiche Anfragen von Teams und Piloten aus dem Ausland, die den RE-X1 in anderen nationalen und internationalen Rallyemeisterschaften einsetzen möchten.

Seinen Fahrstil musste der Raimund Baumschlager nach eigenen Angaben kaum an den neuen Boliden anpassen. Das Arbeitsumfeld im Cockpit hat sich dennoch geändert: „Das Schalten fällt weg und damit auch eine wichtige Hilfe, die Geschwindigkeit richtig einzuschätzen. Früher wusste ich, wie schnell ich bin, wenn ich zum Beispiel im fünften Gang unterwegs war. Jetzt, da ich sozusagen nur mehr einen Gang habe, fällt diese Hilfe weg und für den Blick auf den Tacho bleibt bei einer Prüfung ohnehin keine Zeit.“

Auch an das neue Bremsen musste sich Baumschlager erst gewöhnen. „Die Batterien laden beim Bremsen wieder auf, und dieses Rekuperieren muss man natürlich beim Betätigen des Bremspedals berücksichtigen.“ Selbst die Sitzposition von Baumschlager und seinem neuen Co-Piloten Jürgen Heigl ist jetzt eine andere. Da die Batterien auch im vorderen Teil des RE-X1 untergebracht sind, ist aus der Sitz- eher eine Liegeposition geworden, ähnlich wie in einem Formel-Rennwagen.

Die Entwicklung am Konzeptfahrzeug Skoda Kreisel RE-X1 ist noch nicht am Ende. „Es ist ein Test- und Entwicklungsjahr“, erzählt Baumschlager und verweist nicht ohne Stolz auf die Bedeutung des Rennsports für die Serienproduktion „Vieles, was im Renneisatz ausgetestet wurde, ist später in der Serie zum Einsatz gekommen. Das hat auch im Rallyesport Tradition. Und so setzen auch wir zum Beispiel Batterien oder Ladestationen ein, die in vier oder fünf Jahren jedermann zur Verfügung stehen werden.“

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