Dakar 2013

Allrad macht den Unterschied

Matthias Kahle nimmt im Januar zum siebten Mal an der Rallye Dakar teil, dennoch ist die 2013er-Ausgabe für ihn eine Besondere: Nach sechs Buggy-Starts, darunter zwei Klassensiege 2009 und 2011, tritt er diesmal in einem Allrad-Prototypen an. Grund genug, beide Fahrzeugkonzepte einmal genau zu vergleichen.

<strong>NEU:</strong> Matthias Kahle und Dr. Thomas M. Schünemann treten bei der Dakar 2013 in einem Allrad-Prototypen an

Wer das FIA-Reglement für Offroad-Fahrzeuge durchsucht, wird weder beim Begriff „Buggy“ noch bei „Prototypen“ fündig. Diese Wörter haben sich lediglich als Umschreibung für zwei verschiedene Fahrzeugtypen eingebürgert, die beide in die Kategorie T1 der „modifizierten Offroad-Fahrzeuge“ fallen. Das heißt, beide Fahrzeugtypen sind von Grund auf für den Wüstenrallyesport gebaut worden und beruhen in der Regel nicht auf einem Serienmodell – mögliche Ähnlichkeiten zu Serienautos sind nur optischer Natur.

 

Der Unterschied zwischen den Prototypen und Buggies wird durch den Antrieb definiert: Prototypen wie der SAM 30D CC des HS RallyeTeams werden von allen vier Rädern angetrieben (4x4), Buggies hingegen nur von zweien (4x2). Reine Offroad-Gefährte sind übrigens auch die Fahrzeuge der Kategorie Open. Autos wie der Hummer H3 von Robby Gordon basieren auf dem amerikanischen Score-Reglement, werden von zwei Rädern angetrieben, genießen aber deutlich mehr technische Freiheiten als die 4x2-Buggies der Kategorie T1.

 

Um den Vorteil der 4x4-Fraktion zu schmälern, erhalten die 4x2-Buggies auf anderen Gebieten größere Freiheiten, unter anderem bei den Karosserie-Abmessungen. So dürfen Buggies bei der „Dakar“ 40 cm breiter sein als Prototypen. Zudem gibt es bei den Allradlern Vorgaben in Bezug auf Überhang, Höhe und Radstand, die für Buggies nicht gelten. Viel gravierender fällt jedoch die Begrenzung des Federwegs ins Gewicht. Dieser ist bei den 4x4-Prototypen mit wenigen Ausnahmen auf 250 mm beschränkt, während es bei den Buggies keine Restriktionen gibt. Federwege von bis zu 500 mm sind hier keine Seltenheit.

 

Abweichungen gibt es auch beim vorgeschriebenen Mindestgewicht, das je nach Größe und Art des Motors variiert. Der SAM 30D CC von Matthias Kahle und Dr. Thomas M. Schünemann wird – ebenso wie der vorher verwendete SMG-Buggy – von einem Dreiliter-V6-Turbodieselmotor angetrieben und fällt nach Anwendung des Turbo-Koeffizienten von 1,3 in der Klasse bis 4.000 ccm Hubraum. Das entspricht einem Mindestgewicht von 1825 kg für den Prototypen, während der Buggy nur 1220 kg auf die Waage bringen muss – eine Differenz von 625 kg! Wobei der SAM durch die zusätzlichen Antriebskomponenten ohnehin schwerer ist als ein Buggy und beide Fahrzeuge nicht an ihr Gewichtslimit herankommen.

 

Das letzte wesentliche Unterscheidungsmerkmal betrifft die Räder. Der Durchmesser darf bei den Buggies 13 Zentimeter größer ausfallen als bei den Prototypen, zudem ist nur für die 4x4-Autos ein Mindestgewicht von 13 Kilogramm pro Rad vorgeschrieben. Um den 4x2-Fahrzeugen das Passieren von Dünen zu erleichtern, darf in diesen Autos ein automatisches Luftdrucksystem verbaut sein. Während Kahle/Schünemann den Luftdruck bei ihren bisherigen Dakar-Starts noch vom Cockpit aus steuern konnten, müssen sie mit dem SAM jetzt anhalten und aussteigen – so wie jeder normale Autofahrer, nur eben nicht an der örtlichen Tankstelle sondern mitten in der Wüste. Das Senken des Reifendrucks ist vor allem im weichen Sand wichtig. Durch geringen Druck vergrößert sich die Auflagefläche des Reifens, was wiederum die Traktion deutlich verbessert.

 

All diese Regeln haben ein Ziel: Sie sollen die Konkurrenzfähigkeit der Buggies im Vergleich zu den 4x4-Prototypen erhöhen und einen spannenderen Wettbewerb ermöglichen. Wobei die letzten Jahre gezeigt haben, dass der Allradvorteil trotz allem überwiegt. Seit dem Umzug der „Dakar“ nach Südamerika 2009 ist es nur dem HS RallyeTeam gelungen, mit einem Buggy in die Top Ten vorzudringen – Kahle/Schünemann wurden 2011 Zehnte in der Gesamtwertung.

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