HISTO

Walter Röhrl: „Meine Highlights“

Die Karriere von Walter Röhrl ist gespickt mit Erfolgen und Höhepunkten. Wir haben nachgefragt.

Das schönstes Rallyeauto … 

„Eigentlich gab es mehrere. Der Lancia Rally 037 war das Auto, das am perfektesten zu meinem Fahrstil gepasst hat. Er fuhr sich wie ein Formel 1, unglaublich präzise, aber trotzdem beherrschbar. Außerdem war er unglaublich schön. Wenn Kraft und Traktion die Kriterien sind, dann der Quattro S1. Aber einem ganz anderen Auto trauere ich bis heute noch nach. Mein Porsche 911 von der San Remo-Rallye 1981. Auf Asphalt war dieser wirklich unglaublich gut und sogar auf dem Schotter haben mich die Audis kaum abhängen können. Leider ist damals kurz vor Schluss die Halbwelle gebrochen. Die Rallye hätte ich gerne gewonnen.“

Das beste Team …                            

„Fiat, beziehungsweise Lancia, dort war es immer sehr angenehm. Dazu kam der italienische Lebensstil, immer die schönsten Hotels und das beste Essen. Das war bei Audi hinterher aber auch der Fall. Vielleicht kam es mir bei Fiat und Lancia aber auch deshalb nur so schön vor, weil man als „Ausländer“ die ganzen internen Querelen gar nicht mitbekommen hat.“

Das schönste Erlebnis …       

„Ganz bestimmt das Jahr bei Lancia, 1983. Ich war gerade zweimal Weltmeister und durfte mir meine fünf schönsten Rallyes raussuchen. Es ging nicht um den Titel, sondern nur um schnelle Zeiten und maximalen Spaß. Ich hätte zwar noch mal Weltmeister werden können, aber ich wollte gar nicht. Bis heute halte ich nichts von Statistiken, deshalb bereue ich auch nicht, dass ich in dem Jahr nicht noch mehr Rallyes gefahren bin. Schade ist eigentlich nur, dass ich damals nichts tun konnte, damit Alén Weltmeister wird.“

Der härteste Gegner …                     

„Als den Besten hatte ich immer Markku Alén gespeichert. Der verrückte Finne war überall schnell, auf Eis, Schnee, Schotter und Asphalt. Und er hat sehr wenige Fehler gemacht. Ich denke, in der Gesamtheit hatte er sogar ein noch höheres Niveau als Henri Toivonen. Der war manchmal sogar dann schneller, wenn ich mir fest vorgenommen hatte, Bestzeit zu fahren. Und eigentlich war ich dann auch immer der Beste. Aber Henri war oft über dem Limit und ist oft ein extrem hohes Risiko eingegangen.“

Das dramatischste Erlebnis …          

„Wahrscheinlich der Abflug in San Remo 1985. Ich fuhr im Audi gegen Vatanen im Peugeot. Wegen eines verstopften Wasserrohrs lief nach heftigem Regen plötzlich ein Bach über die Straße, den keiner kannte. Und das bei 150. Wir haben uns endlos überschlagen, am Ende war kein Reifen mehr auf den Felgen. Ich habe noch eine ganze Zeit nach dem Unfall im Auto gesessen und gegrübelt. Zum Glück ist uns nichts passiert.

Schlimm war auch der Testunfall mit dem Mercedes in Österreich. Beim Test ist uns ein Langholztransporter entgegengekommen, obwohl die Strecke gesperrt war. Wir waren auf Schnee unterwegs, es ging alles so schnell, dann hat es furchtbar geknallt, wir lagen hinter dem Laster. Der LKW-Fahrer wusste später nicht einmal mehr, aus welcher Richtung wir gekommen sind.“

Die längste Rallye … 

„Das muss 1978 gewesen sein, mit dem Fiat 131 in Kanada. Ich war da schon Werksfahrer. Die längste WP war glaube ich 162 Kilometer lang, alle anderen über 120. Nicht viel besser war es in Argentinien 1980. Die Prüfungen lagen im Schnitt bei 120 bis 140 Kilometer. Da hat das Benzin so gerade gereicht. Am Ende hat die Reserveleuchte immer geglüht. Die längste Rallye war wohl die Baltic 1972. Es ging 72 Stunden ohne Pause durch den Tag und die Nacht, mit langen Zwischenetappen. Geschlafen haben wir nur auf den Fährüberfahrten, einmal waren es zwei Stunden zwischen Schweden und Dänemark, unter einer Treppe. Am dritten Tag war ich dann so fertig, dass ich nicht einmal mehr wusste, in welchem Land wir sind. Es gibt da ein Bild von mir am Ziel. Dagegen sehe ich heute noch jugendlich aus.“

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