Rallye News

Stoschek wird Europameister

Während Uwe Nittel bei der Rallye du Var vorzeitig ausschied, holt sich Porsche-Pilot Michael Stoschek den Titel in der historischen Rallye-EM.

<strong>AUSFALL:</strong> Uwe Nittel und Co-Pilot Dieter Schneppenheim

Eigentlich waren die Aufgaben bei der Rallye du Var klar verteilt. Uwe Nittel hatte beim Finallauf zur historischen Rallye-EM nur den Auftrag, dem angehenden Europameister Michael Stoschek aus Coburg Schützenhilfe zu leisten. Nittel startete mit der stärksten Version des legendären Lancia Stratos zur ersten Wertungsprüfung. Doch anstatt sich nur in der Nähe von Stoschek-Verfolger Antonio Parisi aufzuhalten, fuhr der Ex-Gruppe N-Weltmeister überraschend Bestzeit. ?Dabei wusste ich gar nicht, wie schnell die Konkurrenz überhaupt ist?, grinste Nittel.

 

Der 37-jährige Rallye-Profi aus Adelmannsfelden legte mit Copilot Dieter Schneppenheim noch einen Zahn zu. Nach zwei weiteren Bestzeiten führte Nittel nun das gesamte Feld mit über einer Minute Vorsprung an.

Um auch am zweiten Tag klarzustellen, wer der Herr im Ring ist, holte Nittel gleich zu Beginn mit der großen Keule aus. Der Stratos-Pilot knallte auf den ersten 30 Kilometern eine Zeit in den Asphalt, dass sogar die schnellsten Mitbewerber resigniert das Handtuch warfen.

 

Während es Titelanwärter Stoschek taktisch angehen ließ, kassiert Verfolger Parisi mit über fünf Minuten Rückstand gleich mehr als nur ein blaues Auge. ?Damit hätte ich selbst nicht gerechnet?, flachste Nittel, doch die Freude über die deutliche Führung hielt nur kurz. Auf der folgenden Etappe wunderte sich eine gut aufgelegte Lancia-Crew über den plötzlichen Wasserverlust, wenig später diagnostizierten die Mechaniker als Ursache eine defekte Zylinderkopfdichtung am 290 PS starken Stratos. Mangels Ersatzteile das Aus für Nittel, der die Rallye bereits uneinholbar angeführt hatte.

 

Zu diesem Zeitpunkt war mit Nittel aber nicht nur die schützende Hand von Stoschek futsch, auch Parisi musste auf Grund eines kranken Motors die Segel streichen. Obwohl der Italiener nach einer neuen Rallye-Regel mit jeder Menge Strafzeiten noch einmal ins Geschehen eingreifen durfte, schaltete Stoschek auf Grund des großen Vorsprungs in den Sicherheits-Modus. Nach acht Wertungsprüfungen und rund 185 Vollgas-Kilometern feierte der Coburger Stoschek nach einigen Laufsiegen im Vorjahr nun den lang ersehnten Titelgewinn.

 

Zu den ersten Gratulanten zählte auch Uwe Nittel, der die letzten Meter der Rallye nur als Zuschauer verfolgte. ?Schade, dass wir nicht auch bis zum Schluss dabei waren?, resümierte der Ex-Profi. Allerdings bekam Nittel vom frisch gebackenen Europameister an Ort und Stelle grünes Licht für einen zweiten Versuch. ?Hoffentlich wieder mit dem Stratos, denn das Auto macht einfach viel zu viel Spaß, um das hier nur einmal zu machen?, sagte Nittel bei der Meisterfeier.

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