Legends of Speed

Legenden: Delta schlägt Stratos

Bei der Rallye Legends of Speed in Sachsen siegt Kay Annemüller im Lancia Delta vor den Klassik-Experten Michael Stoschek, Claus Aulenbacher und Burghard Brink.

<strong>SIEG:</strong> Kay Annemüller und Sascha Heinze gewinnen die Legend of Speed 2012

Zwei Etappen, 18 Wertungsprüfungen, 137 WP-Kilometer bei einer Gesamtdistanz von 610 km – die zweite Auflage der Legends of Speed präsentiert sich im DRM-Format. Am Donnerstag steht Schloss Wackerbarth in der Karl-May-Stadt Radebeul zweimal im Blickpunkt: Nachmittags werden die Fahrzeuge im Park ausgestellt, dann die Teams beim Show-Start den zahlreichen Zuschauern vorgestellt; ein Gewitterguss im letzten Viertel des Feldes durchnässt zwar Fans und Fahrer – einige der Oldies fahren oben ohne! -, doch beim Begrüßungsabend im Keller des sächsischen Staatsweingutes sind alle wieder trocken.

 

51 Fahrzeuge, zwischen 20 und 79 Jahre alt, starten vor dem Dresdner Zwinger zur Freitagsetappe nach Chemnitz. Bei den 16 gestarteten Fahrzeugen der Competition-Wertung, also der echten Rallye, überlebt der Vorjahressieger nicht einmal die erste Prüfung: Heinz Walter Schewe muss seinen Porsche 911 Turbo nach einem Motorschaden schon nach wenigen Kilometern abstellen. Überraschend setzt sich Kay Annemüller im 88er Lancia Delta an die Spitze, gefolgt von Michael Stoschek im 73er Porsche Carrera, Claus Aulenbacher im 74er Lancia Stratos, Dirk Richter im 93er Ford Escort Cosworth und Burghard Brink im zweiten Stratos des Feldes. Annemüller und sein Co Sascha Heinze holen auch die beiden nächsten Bestzeiten und erreichen die Pause in Chemnitz mit einem kleinen Polster vor Stoschek und Brink, während Aulenbacher von seinem Co auf der Verbindungsstrecke in die falsche Richtung geleitet wird und anschließend die Leubsdorf-Prüfung vergeigt. Auf der nächtlichen Rückfahrt nach Radebeul baut Annemüller seinen Vorsprung auf 45 Sekunden vor Stoschek, Brink und Aulenbacher aus, während sich Richter mit einer defekten Hinterachse herumplagt und zweieinhalb Minuten einbüßt.

 

Die zweite Etappe führt am Samstag gen Osten, in die Lausitz bis Bautzen. Beim morgendlichen Auftakt auf dem Rundkurs Liegau-Augustusbad – mit einer Stunde Verspätung gestartet – steigt die Motortemperatur des Lancia Delta in gefährliche Bereiche. Annemüller geht vom Gas, verliert fast eine Minute - und die Führung an Stoschek. Fortan bekommt der Delta nach jeder Wertungsprüfung einige Liter Kühlwasser verabreicht. Annemüller übernimmt schon auf der folgenden Wachau-WP wieder die Führung und baut sie auf den beiden Sprints im Lausitzer Bergland aus. Die Mittagspause auf dem Bautzener Kornmarkt erreicht er mit 17 Sekunden Vorsprung auf Stoschek, die beiden Stratos von Brink und Aulenbacher weisen 47 bzw. 52 Sekunden Rückstand auf. Sie liefern sich auf den vier Prüfungen am Nachmittag ein heftiges Duell um den dritten Podestplatz. Beim Finale, wiederum in Liegau-Augustusbad, ziehen Claus Aulenbacher und Andreas Mirow, deren Stratos deutlich kerniger klingt, noch an Burghard Brink und Lothar Bökamp vorbei. Michael Stoschek und Dieter Hawranke bringen den 300-PS-Carrera auf Platz 2 und freuen sich über den Sieg bei den „Klassikern“ der Gruppe K. Kay Annemüller und Sascha Heinze zittern sich mit Wassertemperaturen um 120 Grad und blauen Ölwölkchen zum Sieg. Der 36-jährige Flugzeugingenieur und der 32-jährige Kfz-Mechaniker behalten mit dem moderneren Fahrzeug die Oberhand und jubeln über den ersten Sieg in ihrer Laufbahn.

 

Schnellster Mann am Samstag ist Dirk Richter im Ford Escort Cosworth. Mit neuer Hinterachse fährt der Dresdner fünf Bestzeiten auf den acht Prüfungen der zweiten Etappe und schiebt sich noch auf Rang 5 nach vorn vor den Porsche Carrera des Regensburgers Hans-Peter Schleicher. Dessen Nachbar Lars Stiller driftet im 72er Opel Ascona auf Rang 7 und wird bester 2-Liter-Pilot. Beifall und ungläubiges Kopfschütteln ernten Johannes und Thomas Kupke, deren Trabant mit 1300er Polo-Motor mit viel Getöse auf Platz 9 fährt. Albert Otten hingegen löst mit seinem BMW 328 Roadster aus dem Jahr 1939 regelmäßig ehrfürchtiges Raunen bei den Zuschauern aus. Der Silberpfeil mit der langen Motorhaube, unter der ein 2-Liter-Sechszylinder rund 130 PS entwickelt, mit den geschwungenen Kotflügeln und dem Überrollbügel ist das erste Vorkriegsauto, das bei einer Bestzeit-Rallye in Deutschland mitfährt. Matthias Kahle tritt am Samstag mit einem 77er Skoda 130 RS als Vorauswagen an. Driftend und auf der letzten Rille fahrend erobert er in seiner alten Heimat schnell die Herzen der vielen Zuschauer.

 

Ergebnis 2. ADAC-Rallye Legends of Speed am 1./2. Juni 2012:

01. Kay Annemüller/Sascha Heinze, Lancia Delta Integrale, H16, 57:54,4

02. Michael Stoschek/Dieter Hawranke, Porsche 911 RS, K70-75, +29,5

03. Claus Aulenbacher/Andreas Mirow, Lancia Stratos, K70-75, +46,4

04. Burghard Brink/Lothar Bökamp, Lancia Stratos, K70-75, +50,2

05. Dirk Richter/Arndt Surner, Ford Escort Cosworth, C28, 1:09,9

06. Hans-P. Schleicher/C.Geiger, Porsche 911 RS, K76-81, +2:49,5

07. Lars Stiller/Fred Winklhofer, Opel Ascona A, C24, +3:23,1

08. Hans Koppitz/Thomas Stern, Porsche 911 RS, K70-75, +8:17,1

09. Johannes +Thomas Kupke, Trabant 1.1 16V, H12, +14:45,1

10. Uwe Biegner/Patrick Morgenstern, Porsche 356, K 46-61, +18:42,2

11. Dr. Albert Otten/Henning Wuttke, BMW 328, K 30-39, +28:10,1

12. Elke Middeldorp/Gaby Stech, Porsche 911 E, C24, +30:05,0

 

44 Teams nehmen an der Regularity-Wertung teil. Die Gleichmäßigkeitsprüfung führt über die gleichen Prüfungen wie die Rallye. In der Modus-2-Wertung fällt Vorjahressieger Tom Amlacher (Polski-Fiat) am Samstagnachmittag knapp in Führung liegend aus, Christian Loch und Peter Bauer holen sich im 57er Porsche 356 vom Penske-Team den Sieg vor den Brüdern Michael und Hagen Henkel im Trabant 601, die um fünf Hundertstelsekunden vor Diethelm Horbach und Kurt Peter Müller im Porsche Carrera den Zielbogen in Radebeul durchrollen. Bei der Wertung nach Modus 1 haben Jürgen Klaiber und Matthias Pfister die Nase ihrer Alfa Romeo Giulia aus dem Jahr 1974 vorn. Zwei extrem unterschiedliche Porsche stehen neben ihnen auf dem Podium: Den ultraflachen 550 Spyder aus dem Jahr 1955 fahren Stefan Neukirchen und Marcel Deggau auf Rang 2, die Vorjahressieger Thomas und Nico Meyer beenden ihr Debüt im 88er Porsche 911 als Dritte.

 

Eine zu dünne Decke von Sportwarten und Schwächen in der Vorbereitung sorgen für Verspätungen und sportliche Mängel bei den Legends of Speed. Auf der anderen Seite besticht Deutschlands einzige Rallye nach FIA-Leitlinien durch die Faszination, die die historischen Fahrzeuge vor der Kulisse von Schlössern und historischen Gebäuden erzeugen, und durch die große Zahl der Zuschauern, die die Strecke durch Sachsen Berglandschaft säumen. 

 

GALERIE:Die Bilder der Legend of Speed 2012 ...

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