Prag Revival 2015

Ein kräftiger Hauch von Ostalgie

Als selbst aktiver Motorsportler und Gründer der unabhängigen Bergrennserie „Edda Cup“ hatte der Prager Autohausbesitzer Eda Patera vor fünf Jahren eine neue Idee. Er wollte den längst vergessenen Namen der Rallye Prag, die es bis Mitte der 1970er Jahre gab, wieder aufleben zu lassen.

Ursprünglich als Treffen von ehemals aktiven Fahrern und Co-Piloten, insbesondere aus den Ländern hinter des eisernen Vorhangs geplant, wurde daraus eine Orientierungsfahrt wie aus den Frühzeiten des Rallyesports. Hier ist die hohe Kunst der Co-Piloten besonders gefragt.

Patera greift auf Strecken und Gegenden zurück, die zur damaligen Rallye auch angefahren wurden. Gestartet wird immer Freitag Nachmittags in Prag, direkt auf dem bekannten Wenzelsplatz im Herzen der Stadt. Während sich der gesamte Tross letztes Jahr Richtung Teplice bewegte, führte in diesem Jahr der Weg gen Süden nach Pilsen und Cheb. Unangekündigte und intern organisierte Radarkontrollen sorgen für das Einhalten der Straßenverkehrsordnung und treffen mit 10 Strafpunkten pro überschrittenem km/h die Teams empfindlich, vermeiden aber Ärger mit Anwohnern und Behörden.

Gespickt sind die Etappen mit sogenannten Showstages, einer Art kurzer Wertungsprüfungen auf der Helmpflicht besteht. Die durch das Konzept relativ lockeren Sicherheitsbeschränkungen sorgen für ein illustres Feld von über 170 Teilnehmern. Gefahren wird mit allem, was vier Räder hat und mindestens 20 Jahre alt ist. So treten eine Armada von Heckmotor-Skodas gegen bekannte Klassiker wie den Saab 96 V4 an, aber auch Exoten wie Matra Murena, Zastava 1100 oder Citroen AMI. Aber nicht nur Straßenfahrzeuge, auch voll präparierte Rallyeautos finden den Weg zu diesem Event. Der Polonez 2000 von Adam Dowgird ist auch in Deutschland bekannt, Guiseppe Volta führte wieder eine seiner Lancia 037 aus, Alessandro Pasquale einen Delta Evoluzione 2.

Patera schafft es mit seinem Konzept ein „Who is who“ aus Zeiten des Pokals für Frieden & Freundschaft anzulocken. Vom ehemaligen polnischen FSO-Werksteam waren Andrzej Jaroszewicz, Tomasz Ciecierzynski, Andrzej Jarowszewicz und Adam Polak am Start. Vom ehemaligen AZNP-Škoda Team die Monte Carlo erfahrenen Vaclav Blahna & Milan Zapadlo, dazu Vladimir Berger und der ex-Teamchef Pavel Janeba. Insgesamt zog es 44 ausländische Besatzungen nach Prag, der heimliche Star war jedoch der Norweger John Haugland, den über 40 Jahre Geschichte mit der tschechischen Automarke verbinden. Dakar Fahrer Jiri Moskal tat als Co-Pilot seinen Dienst, während sein ehemaliges Arbeitsgerät, der legendäre LIAZ mit der Startnummer 627 als Vorausfahrzeug voraneilte. Ein einmaliges Bild, das Dakar Monster auf einer Kartbahn zu erleben.

Auch der Pole Blazej Krupa mit Stammcopilot Piotr Mystkowski startete wieder, nach der Absage von Egon Culmbacher blieben nur Jürgen Hellmann/Gerhard Bedrich als DDR-Mannschaft übrig.
Vier französische Teams traten den Weg nach Prag an, Robert Tavet brachte seine seltene CG1200 an den Start, die er seit 40 Jahren besitzt und Motorsport damit betreibt. Daneben Henri Trautmann, Sohn des großen René Trautmann.  Ergänzt wird das Teilnehmerfeld von vielen ehemaligen Aktiven, aber auch von einer großen Menge jüngerer Motorsportfreunde, die den Sport kostengünstig und nach „alter Schule“ betreiben wollen.

Der Samstagabend steht für gemütliches Beisammensein, am Sonntag wird dementsprechend später gestartet, bevor es am frühen Nachmittag zurück nach Prag geht. Gewinner ist das Team mit den wenigsten Fehlerpunkten und so ging der diesjährige Sieg an Ladislav Hubalek/Ondrej Hasek (BMW 323i) vor Jan Trajbold Jr./Pavlina Trajboldova im Ford Sierra. Die separate Wertung für ausländische Crews gewannen Michel Vincent/Caroline Vincent aus Frankreich (Alfa Romeo GTV) vor John Haugland/Julie Haugland (Skoda 130). Der Spaßfaktor steht aber ganz klar im Vordergrund.

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