Eifel-Rallye-Festival

"Die Resonanz ist gewaltig"

Rallye-Fotograf Reinhard Klein ist Gründer und Kopf von "Slowly Sideways". Im Interview spricht er seine persönlichen Highlights beim Rallye Festival.

<strong>MITTENDRIN:</strong> Reinhard Klein startet wie gewohnt mit seinem Metro

Reinhard, kannst Du für all diejenigen, die Slowly Sideways nicht so gut kennen, die Philosophie in wenigen Worten zusammenfassen.
„Gerne. Slowly Sideways ist eine Gruppe von Besitzern historischer Rallyeautos, die sich der Geschichtspflege des Rallyesports widmet. Unsere Fahrzeuge entsprechen von der Optik, vom Sound und von der Technik her weitestgehend jenen Autos, wie sie vor vielen Jahren von Stars wie Röhrl, Blomqvist oder Munari bewegt worden sind. Bei uns geht es nicht um die Quantität der Fahrzeuge, sondern um die Qualität. Wir wollen die Zuschauer an der Strecke auf eine authentische Zeitreise durch die verschiedenen Epochen dieses Sports mitnehmen – und wie sollte das besser gehen als mit fahrenden Autos auf abgesperrten Sonderprüfungen?“

 

Wie kamst du darauf, solch eine Interessengemeinschaft zu gründen?
„Im Jahr 1990 habe ich mir einen MG Metro 6R4 gekauft und schnell gemerkt, dass man mit dem Auto eigentlich nirgends fahren darf. Also habe ich Henning Wünsch als Veranstalter der Hunsrück-Rallye angesprochen und ihn gefragt, ob ich mit ein paar Freunden bei ihm als Vorauswagen starten kann. Wir durften, das war die Geburtsstunde von Slowly Sideways. Mir geht es aber um mehr als nur um das schnelle Autofahren. Der Rallyesport hat eine so faszinierende Geschichte, die nur leider viel zu wenig gepflegt wird. Auf der Rundstrecke werden die früheren Helden gefeiert. Aber was ist mit den großen Rallyestars, die nachts mit Slicks auf schwarzem Eis zwischen Felswänden herumgedriftet sind? Das sind doch die Könige des Motorsports, und entsprechend sollte man sie auch würdigen.“

 

Die Gruppe von Slowly Sideways bildet sonst meist das Rahmenprogramm, beim Eifel Rallye Festival seid ihr jedoch die Hauptdarsteller. Wie kam es zu dieser Entwicklung?
„Die ganze Slowly-Sideways-Bewegung ist in den letzten Jahren sehr viel größer geworden. In England, Irland und Belgien haben sich unter dem Dachnamen Slowly Sideways eigene Gruppen gebildet, die sich alle gegenseitig unterstützen. Als die Organisatoren in der Eifel beschlossen haben, künftig keinen DRM-Lauf mehr auszurichten, war uns schnell klar: Das ist unsere große Chance, etwas Eigenes aufzuziehen. Wir sind das Risiko eingegangen und, wie wir jetzt wissen, war diese Entscheidung richtig.“

 

Das Eifel Rallye Festival ist mit 125 Teilnehmern von Slowly Sideways komplett ausgebucht. Hast Du damit gerechnet?
„Nein, überhaupt nicht. In den vergangenen Jahren haben wir unser Maximum von 65 Startern zwar immer locker erreicht, aber dass wir so viel Zuspruch bekommen, das hat uns alle sehr überrascht. Vor ein paar Monaten fand ich 100 Teilnehmer schon sehr optimistisch. Jetzt müssen wir aufpassen, dass das Stadtzentrum in Daun nicht aus allen Nähten platzt. Die Resonanz ist gewaltig und macht uns allen große Freude.“

 

Welches Fahrzeug ist Dein persönliches Highlight im Starterfeld?
„Es ist schwer, ein Auto besonders hervorzuheben. Ein seltener Polski Fiat freut mich ebenso wie ein Stratos, eine Alpine oder ein Quattro. Die Vielfalt macht den Reiz aus. Sehr gespannt bin ich allerdings auf die drei Peugeot 205 T16 E2, die allesamt privat umgebaut wurden. Man muss sich nur vorstellen, dass früher ein ganzes Dutzend von Mechanikern gebraucht wurde, um diese komplizierten Geräte am Laufen zu halten. Erst dann begreift man, wie ehrgeizig dieses Unterfangen ist.
Ich finde es toll, dass Menschen diesen Enthusiasmus aufbringen und diese Autos auf die Sonderprüfungen zurückholen.“

 

Die Eifel Rallye war schon seit Jahren das größte Slowly-Sideways-Event des Jahres. Warum ist diese Veranstaltung für Euch der Saisonhöhepunkt?
„Als wir zum ersten Mal in der Eifel gefahren sind, das liegt über zehn Jahre zurück, da war die Veranstaltung noch ein kleiner aber feiner Rallye-Challenge-Lauf. Wir sind also gemeinsam groß geworden und liegen auf einer Wellenlänge. Die Organisatoren standen schon immer hinter unserer Idee und haben uns viel Spielraum gegeben. Finde mal einen Veranstalter, der sagt: ‚Klar, du kannst gerne 60 Vorauswagen einpacken und bei uns starten.‘ Dazu kommt, dass die Strecken in der Vulkaneifel perfekt sind für die historischen Autos, die Stadt mit viel Begeisterung dabei ist und sich die Ortschaften freuen, wenn die Rallye bei ihnen vorbeikommt. All diese Zutaten sind wichtig für ein so gigantisches Festival, wie wir es Mitte Juli erleben werden.“

 

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