Spanischer Giftzwerg

Carlos Sainz' Seat Panda 45 Gruppe 2

Mit dem Seat Panda 45 verdiente sich Carlos Sainz seine ersten Sporen. Der spätere Doppel-Rallye-Weltmeister fuhr Gegnern mit dem leistungsschwachen Spanier um die Ohren.

Der Seat Panda 45 Gruppe 2 wurde 1982 von Carlos Sainz gefahren

Jeder fängt einmal klein an. Das gilt auch für Carlos Sainz. Bevor der Spanier in den Jahren 1990 und 1992 die Rallye-Weltmeisterschaft gewinnen konnte, musste der stolze Iberer erst durch die harte Schule der nationalen Rennserien. Eine davon war der Copa Seat. Wie der Name schon sagt, hob der spanische Autobauer diesen Wettbewerb 1981 aus der Taufe, um hoffnungsvollen Talenten die Chance zu geben, sich im Motorsport zu beweisen. Im ersten Jahr der Nachwuchs-Rennserie stach ein 19jähriger Madrilene heraus, der sich auch den Gesamtsieg holen sollte.

Mit dem Gewinn der Einstiegs-Meisterschaft erwarb sich „El Matador“ das Recht, mit einem Panda 45 in der Gruppe 2 an den Start gehen zu dürfen. Um mit den weitaus stärkeren Konkurrenten mithalten zu können, kitzelten die Spanier aus dem Motörchen mit einem Hubraum von 903 Kubikzentimeter durch einen Weber-Doppelvergaser, einer entkernten Auspuffanlage und einem Luftfilter, der mehr durchließ, als dass er filterte, auf nominell 62 PS. Im Renneinsatz dürften es ein paar mehr Vitamine gewesen sein. Sobald man den Panda zum Leben erweckt, brüllt das aufgepumpte Aggregat derart lauthals los, dass unbeteiligte Passanten gleich die Köpfe recken. Die Geräuschkulisse ist nicht nur akustische Untermalung, sondern Bedienungsanleitung. Der Vierzylinder will auch hart angefasst werden: Das heißt, ohne Drehzahlen geht gar nichts. Dann wird aus dem rauchigen Grummeln ein markerschütterndes Kreischen. Doch ein Panda bleibt immer ein Panda, egal wie viel Dampf unter der Motorhaube vorhanden ist. Sobald man sich an das diffizile Zusammenspiel aus Gas und Kupplung gewöhnt hat, geht der 655 Kilogramm schwere Italo-Spanier ab, wie die berühmte Feuerwehr.

Dank des geringen Radstands von 2,16 und der ebenfalls geringen Länge von 3,38 Metern flitzt der Panda um die Kurven, dass einem Hören und Sehen vergeht. Aufgrund des Fliegengewichtes des Autos, ist die Bremsanlage unverändert: Scheibenbremsen vorne mit 22,7 Zentimeter Durchmesser und hinten 185,53-Millimeter-Trommelbremsen. Trotzdem greifen die Bremsen herzhaft zu. Das Fahrwerk als „straff“ zu umschreiben, wäre ein Euphemismus, „knochenhart“ trifft es schon besser – im wörtlichen Sinne. Jede Unebenheit im Asphalt, jeder Kieselstein und jede Fuge wird unmittelbar an die Insassen weitergegeben und malträtiert die Wirbelsäule. Dank dieser kompromisslosen Abstimmung klebt der Panda förmlich auf dem Asphalt.

So gierig der Panda 45 auch auf Kurven ist, gegenüber der Konkurrenz in der Gruppe 2 war der kleine Flitzer PS-mäßig hoffnungslos unterlegen. Doch ein Ausnahmekönner, wie Carlos Sainz machte dieses Kraft-Defizit zu großen Teilen wieder wett. Deswegen ließ „El Matador“ zusammen mit seinem Copiloten Juanjo Lacallae den Panda 45 so richtig fliegen und sorgte für Aufsehen: Die Madrilenen erreichten den 14. Platz in der Rallye CS und bei der Rallye Shalymar wurden sie 17. Doch auch Top-Ten-Platzierungen waren drin. Bei den Rallyes El Gaucho und Talavera holte das Duo jeweils den fünften Platz.

Bei der Talavera-Rallye lieferte Sainz sein Meisterstück ab. Eine Wertungsprüfung lag im dichten Nebel. Während andere vom Gas gingen, ließ Sainz im Wissen um sein Können, das Pedal voll stehen und holte hinter dem Porsche 911 von Beny Fernández einen sensationellen zweiten Platz.

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