HISTO

60 Jahre Trabant-Rallyesport

Heute vor 60 Jahren – am 1. April 1960 – wurde die Sportabteilung des damaligen VEB Sachsenring gegründet. 30 Jahre lang setzten die Zwickauer ihre Trabants mit dem unverkennbaren Zweitakt-Sound zwischen Jyväskylä und Athen, zwischen Atlantik und Moskau ein.

Die Trabant-Sportabteilung wurde in der Versuchsabteilung des Sachsenring-Werkes angesiedelt. Die Einsätze erfolgten zunächst mit dem P50 (500 cm³, 30 PS), ab 1963 mit dem P60 (600 cm³, 36), ab 1964 dann mit dem P601 (600 cm³, zuletzt 52 PS) und zuletzt mit dem 800 RS (780 cm³, 64 PS).

In der Startphase bestand das Team aus elf Personen, die vier Fahrzeuge einsetzten. Manfred Georgie, Hans Ullmann, Werner Lange, Franz Galle, Eberhard Asmus, Helmut Piehler, Heinz Feldmann, Karl König, Lothar Sachse und Alfred Kießling waren die Männer der ersten Stunde.

Erster Erfolg beim Klassenfeind

Den ersten großen Erfolg schafften sie ausgerechnet beim „Klassenfeind“: Unter 287 Startern bei der Rallye Hanseat 1961 zwischen Hamburg und dem Nürburgring feierten sie einen Doppelsieg in der Gesamtwertung mit Galle/Georgie und Feldmann/König. Möglich war das zu jener Zeit, weil die Wertung nach Klassenrichtzeiten erfolgte und nicht wie heute nach Gesamtfahrzeiten.

In den Sechzigern traten die Trabant-Piloten bei zahlreichen Läufen zur Rallye-Europameisterschaft an und exportierten den Trabi-Sound auch zur belgischen Tour de Belgique, zur holländischen Tulpen-Rallye und zur österreichischen Alpenfahrt. Ab den Siebzigern lag der Einsatz-Schwerpunkt in den „sozialistischen“ Ländern, vor allem bei den Läufen zum Pokal für Frieden und Freundschaft.

Die zweite Generation greift an

An die Stelle der ersten Fahrergeneration rückten nach und nach Heinz Galle, Wolfgang Kießling, Jochen Müller, Christian Meischner, Rainer Leonhardt, Frank Ficker, Ulrich Weichsel, Jens Richter und Jens Meinig. Sie sammelten bei der Polen-Rallye, der Rallye Zlatni Piassatzi in Bulgarien, der Donau-Rallye in Rumänien und der – wegen der Temperaturen bis -30 Grad – gefürchteten Rallye Russischer Winter Punkte für die DDR-Nationalmannschaft und manch einen Pokal für den Klassensieg.

In der seit 1970 ausgetragen Weltmeisterschaft kamen die Trabant mit nur 600 cm³ natürlich nicht in die vorderen Ränge. Immerhin erreichten die Zwickauer bei der Rallye Monte Carlo, bei der sie zwischen 1968 und 1973 antraten, einen Klassensieg 1970 durch Asmus/Piehler und bei der Rallye Akropolis 1980 einen zweiten Klassenrang durch Heinz Galle und Wolfgang Kießling, die den Sieg in der 1150-cm³-Klasse gegen einen Autobianchi A112 Abarth um knappe 1 ½ Minuten verpassten – nach 950 WP-Kilometern mit einer Fahrzeit von über 17 Stunden!

Auf nach Finnland

Zum absoluten Klassiker für die Trabant entwickelte sich allerdings die 1.000-Seen-Rallye im politisch neutralen Finnland. Nicht weniger als 27-mal schickte die Sportabteilung drei oder vier Fahrzeuge nach Jyväskylä. Weil die Finnen lange Zeit an der 850-cm³-Klasse festhielten, kamen die Werksfahrer oftmals mit einem Klassensiegerpokal nach Hause; aber vereinzelt flogen die Trabant so vehement über die 1.000 Kuppen, dass auch mal eine „Pappe“ im finnischen Unterholz strandete.

Mit der Wende kam das Ende

1990 kam das Aus für die Trabant-Sportabteilung, kurz nachdem im März die Zahl von 3 Millionen produzierten Trabant erreicht wurde. Frank Ficker, Heinz Galle und Jens Richter – als Bester auf Rang 40 – setzten im Mai 1990 bei der Saturnus-Rallye in Jugoslawien den Schlussakkord unter die 30-jährige Geschichte des Trabant-Werksteams. Aber – eine Handvoll enthusiastischer Privatfahrer hält noch heute die Trabant-Fahne im Rallyesport hoch.

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