Lausitz-Rallye

Spannung vor dem Finale

Die beeindruckende Kulisse der Lausitz ist der Schauplatz für das große Finale der DRM 2009. Drei Fahrer können den Titel holen.

<strong>ALLES BEREIT:</strong> In der Lausitz findet am Wochenende das große Schotterfinale der DRM 2009 statt

Das DRM-Finale im vermutlich größten „Rallye-Sandkasten“ der Republik birgt viele Spannungsmomente. Erstmals in der Historie der Meisterschaft könnte ein Sohn seinen Vater in der Titelnachfolge beerben.

 

Seit 1993 war der 50-jährige Kfz-Meister Hermann Gaßner immer unter den Top-Drei der DRM-Wertung zu finden. Vier Meistertitel (1995, 2003, 2007 und 2008) gehen auf sein Konto. Egal wie er das Finale beendet, diese Serie wird reißen. Aber sein Sohn Hermann Gaßner junior hat gute Chancen, Deutscher Rallye-Meister 2009 zu werden – vielleicht der Beginn einer neuen Serie. Für den Vater wäre es „natürlich traumhaft“, wenn sein Sohn die Meisterschafts-Nachfolge antreten würde. Wer den stillen Bayern jedoch etwas besser kennt, kann ermessen, wie viel väterlicher Stolz in den wenigen Worten mitschwingt. Er selbst hat nach dem Wechsel auf die Evo-10-Variante des Lancer mit dem Meisterschaftsausgang nichts mehr zu tun.

 

„Ich habe große Hoffnungen, diesmal in der Spitzengruppe mitfahren zu können, weil ich denke, dass der Gewichtsnachteil unseres Zehners auf dem Schotter keine so große Rolle spielt“, erklärt der Senior. Wie ernst er es meint, macht er auch dadurch deutlich, dass er diesmal sogar am Shakedown teilnimmt. Seine Angriffslust hat er auch nach dem Abriss seiner 15-jährigen Erfolgsserie nicht verloren: „Jede Serie geht mal zu Ende“, resümiert der noch amtierende Meister. „Aber ich hoffe, es bleibt bei der einjährigen Unterbrechung und wir können im kommenden Jahr wieder von Beginn an voll angreifen.“

 

Für den 20-jährigen Junior ist es „ein komisches Gefühl, als Tabellenleader zum Finale zu fahren. Man steht irgendwie mehr unter Druck, obwohl es eigentlich keinen großen Unterschied macht, da Sandro und ich mit nur einem Punkt Unterschied ins Finale starten.“ Seine Marschrichtung ist klar: „Wir werden vom Start weg 100 Prozent geben und versuchen zu gewinnen. Für Taktik ist, wenn überhaupt, nur am zweiten Tag Raum. Ich befürchte aber, dass dazu die Zeitabstände zu gering sein werden.“ Die Ausgangslage im direkten Vergleich zwischen ihm und Wallenwein ist klar: Wer innerhalb der Punkteränge vor dem anderen ins Ziel kommt, ist Meister. Kein Wunder, dass es da kribbelt: „Es wäre schon schön, wenn ich die unglaubliche Tradition von meinem Vater fortführen könnte – dafür werde ich bis zum Schluss kämpfen“, verspricht der ADAC-Junior.

 

Dabei gibt es zwischen dem Bayern und seinem Hauptkonkurrenten aus Schwaben einen Unterschied, was das Erreichen der bisherigen Punkte angeht: Gaßner hat bislang drei der sechs ausgetragenen Läufe gewonnen, während Wallenwein 2009 noch bei keinem DRM-Lauf ganz oben auf dem Siegertreppchen stand. Und: Gaßners Punkte resultieren aus lediglich fünf Einsätzen, da er die zweite DRM-Runde durch einen Einsatz in der Weltmeisterschaft auslassen musste. Dafür bewies der schwäbische Konkurrent die beste Konstanz im gesamten Feld. Vier zweite Plätze, eine dritte und eine vierte Position fuhr er ein und rangierte damit stets in der Spitzengruppe.

 


HIGHLIGHT LAUSITZ-ARENA: Sprungkuppe, Driftkurve und
Wasserdurchfahrt an einer Stelle

 

Sandro Wallenwein ist „stolz, überhaupt so weit gekommen zu sein.“ Der Subaru-Pilot ist sich vor der Lausitz-Rallye vor allem über eines im Klaren: „Dort wird es nur volle Attacke geben, das wird ein Tanz auf der Rasierklinge.“ Sein größtes Manko sieht er dabei in der fehlenden Erfahrung auf dem losen Untergrund. Die Lausitz-Rallye 2008 war sein einziger Schottereinsatz in den vergangenen Jahren. „Ich war überrascht, dass ich vor einem Jahr das Tempo der anderen von Beginn an mitgehen konnte, damals war ich schneller als der Junior. Hermann hat aber inzwischen mehr als 1.000 WP-Kilometer auf Schotter absolviert, das ist


für ihn ein riesiger Vorteil.“ Doch Bange machen gilt nicht: „Ich freue mich riesig auf die Schotterpisten und werden versuchen, diesen Fahrspaß in gute Zeiten umzusetzen.“ Mit einem neuen Fahrwerk vom vierfachen Weltmeister Tommi Mäkinen und einer gründlichen Revision des Subaru Impreza haben sich Sandro Wallenwein und seine Rallye-Familie auf das Finale bestens präpariert. „Ich werde mein Bestens geben: Mal schauen was dabei rauskommt, “ verspricht der Stuttgarter vor dem Finale.

 

Der stets gut gelaunte Peter Corazza könnte bei dieser Konstellation der lachende Dritte sein – den Ruf als den DRM-Piloten mit dem breitesten Grinsen hat er ohnehin schon weg. Doch mit Blick auf das Finale kann der Sachse auch ganz ernste Rechenspiele durchführen. Sein schon etwas betagter Lancer der Evo-Stufe 7 ließ ihn beim vorletzten Lauf im Saarland im Stich. Der Ausfall kostete nicht nur die Tabellenführung sondern auch den direkten Anschluss an die Spitze. Jetzt hat er nur noch eine Chance: „Ich muss in der Lausitz gewinnen und darauf hoffen, dass die beiden anderen patzen“, so der Oelsnitzer. „Fehler kann sich keiner leisten und am Ende gehört auch das nötige Quäntchen Glück dazu.“

 

Wenig mit dem Geschehen an der Spitze des Feldes zu tun haben werden in der Lausitz wohl die Piloten der „kleineren“ DRM-Divisionen. So rüstet denn der ein oder andere auch eigens für das Schotterfest an der deutschen Ostgrenze um. So etwa Tim Stebani. Der 23-jährige Youngster pilotierte bislang einen Opel Corsa OPC in der Division 2. Für das DRM-Finale darf er nun auf einem Opel Corsa S2000 antreten. Vor der DRM-Premiere des Allradlers strahlt Stebani: „Ich habe immer davon geträumt, ein solches Fahrzeug mal bewegen zu dürfen, dieser Traum geht jetzt in Erfüllung und ich kann es kaum fassen.“

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