Rallye News

Quo vadis DRM?

Alfred Gorny, 55, kennt die Rallyeszene als Fahrer, Beifahrer, Veranstalter und Journalist. Er ist Mitglied im Fachausschuss Rallye (FAR) beim DMSB. Interview

<strong>Mittendrin:</strong> Alfred Gorny kennt die Rallyeszene wie kaum ein anderer

Ist Deutschlands Rallyesport in der Krise? Die Veranstalter klagen über rückläufige Teilnehmerzahlen.

"Die Analyse sieht anders aus. Wir haben an der Basis, also bei den Rallye-200-Veranstaltungen, seit 5 Jahren leichte und stetige Zuwachsraten. Wir haben eine erfreuliche Stabilisierung in der Challenge, die früher chronisch notleidend war. Allerdings haben wir in der DRM einen miserablen Trend, vor allem von 2004 auf 2005. Statt 42 Einschreibungen 2004 nur noch 31 in 2005, ein Minus von 25%. Entsprechend die Rallyes: 16% weniger im Oberland, 17% weniger im Vogelsberg, 28% weniger in Sachsen."

 

Warum stecken die Veranstalter so tief in der Geldnot?

" Bis 2001 haben die Veranstalter in Zusammenarbeit mit dem FAR das Marketing inclusive Fernsehen selbst organisiert ? nicht glänzend, aber es gab wenigstens regelmäßig Fernseh-Übertragungen. Seit 2002 hat der DMSB über seine Tochter DMS Wirtschafts GmbH die Vermarktungsrechte übernommen. Der geplante Höhenflug ist zu einer herben Bruchlandung geworden: Miserable Fernseh-Präsenz, hohe Kosten für den DMSB, minimale Einnahmen für die DRM-Veranstalter sind die traurige Bilanz. Seit einiger Zeit laufen Gespräche über einen Neuanfang, daher möchte ich jetzt nicht ins Detail gehen."

 

Sie nannten die Autos als zweite Ursache für den Rückgang. Wieso?

"Die DRM ist offen für Fahrzeuge, die von der FIA in den Gruppen A und N homologiert sind. Früher hatten alle halbwegs sportlichen Autos ihre Homologation, heute muss man homologierte Autos mit der Lupe suchen. VW Golf 5 GTI: nichts. Neuer VW Polo: nichts. Audi: kein homologiertes Auto. Mercedes kein homologiertes Auto. Das letzte Auto aus deutscher Produktion, das man bei Rallyes einsetzen kann, ist der Opel Astra OPC, homologiert am 1.4.2000. Seitdem nichts, seit fünf Jahren nichts!"

 

Wie will der FAR neue Autos in die DRM bringen?

"Wir haben seit 2004 Diesel-Fahrzeuge in der DRM zugelassen. Wir haben seit 2005 die Serien-GT-Fahrzeuge zugelassen. Das sind 4 von 31 Einschreibungen, die es früher nicht gegeben hätte. Startberechtigt sind seit 2004 die F-2005-Autos, sie bekommen aber keine Punkte. Das sollte für 2006 geändert werden. Denn im Rallye-200-Bereich hat die vom FAR angeschobene Gruppe F-2005 bereits einen Anteil von 27%."

 

Ist nicht eine Division mit 1600-ccm-Gruppe-N-Autos vielversprechend?

"Nein. Der Meister sollte schon ein starkes Auto pilotieren können, die Nachwuchspiloten sollen untereinander den besten Junior ausfechten. Wir brauchen nicht mehr sondern weniger Divisionen, wir brauchen mehr sportlichen Wettstreit, denn in der DRM werden in einigen Divisionen die Punkte nachgeschmissen. Wir sollten uns auch gedanklich lösen von den Hubraumklassen. Für 2006 sollte es für verbesserte Autos wie A, GT, evtl H mit Gruppe-A-Gewichten) zwei Divisionen geben: mit und ohne Allradantrieb. Das reicht, weil mehr Hubraum mehr Gewicht bedeutet. Die gleiche Unterteilung reicht auch für die seriennahen Autos: mit und ohne Allradantrieb. "

 

Für die Diesel-Fahrzeuge kommt das Aus?

"Das wollen wir nicht, denn der FAR hat die Diesel-Fahrzeuge (40% der PKW-Neuzulassungen!) in den Rallyesport gebracht. Wenn aber nur zwei oder drei Diesel-Fahrzeuge antreten, haben sie keine DRM-Punkte verdient. Wenn das Feld wächst, bleibt die Diesel-Division. Die Chancen stehen gut, denn Kat-Hersteller HJS will den Diesel-Cup (2005 gescheitert) im kommenden Jahr durchführen. Wenn die F-2005-Autos Punkte bekommen, spielt es auch keine Rolle mehr, dass Opel, Ford, Fiat und Peugeot keine Diesel-Modelle homologiert haben. "

 

Soll es noch weitere Änderungen für die DRM 2006 geben?

"Die Mindest-Starterzahl in der Division sollte bei 5 oder 8 liegen, für Einschreibungen sehe ich bei der jetzigen Situation keine Notwendigkeit. Dann gibt es auch kein Aufrücken mehr. Nur der Sieger bekommt dann 20 Punkte; heute kann manchmal noch der Fünfte volle 20 Punkte absahnen."

 

Die Veranstalter haben sich mehrheitlich für die Gruppe-H-Autos in der DRM ausgesprochen. Warum sprechen Sie sich dagegen aus?

"Ich habe von 1995 bis 2004 den Gruppe H Rallye-Cup geleitet, um den Gruppe-H-Autos ein angemessenes Betätigungsfeld zu geben. 1994 wurden sie beim DMSB-Vorgänger ONS nach wie "Schmuddelkinder" behandelt, 1996 konnten sie überall mitpunkten ? bis auf die DRM, wo sie immerhin im zweiten Feld mitfahren durften. Das ungezügelte Reglement hat aber die Kosten in der Gruppe H immer weiter nach oben getrieben, die Starterzahlen gingen stark zurück. Und es gibt technische Diffenzen: Ein 2-Liter-Gruppe-H-Auto hat gegenüber der Gruppe A einen Gewichtsvorteil von 110 kg und 3 Zoll breitere Reifen, da gibt es keine Chancengleichheit. Die DRM-Veranstalter sollen sich nicht rückwärts orientieren, sondern in die Zukunft schauen und - die Gruppe H sollte den Challenge-Veranstaltern erhalten bleiben."

 

Die Zuschauer begeistern sich aber für die Gruppe-H-Autos.

"Das sehe ich anders. Die Fans wollen ein Spektakel erleben, und zwar optisch und akustisch ? also keinen auf Schienen fahrenden Gruppe-N-Mitsubishi mit Fehlzündungen wie bei der Hasenjagd. Ein Gruppe-H-BMW M3 mit schönem Drift und kraftvollem 16-Ventil-Sound begeistert die Fans ? wegen Drift und Sound, nicht wegen des Alters. Wenn Matthias Kahle den Skoda Fabia WRC richtig um die Ecke fliegen lässt, ist die Begeisterung genau so groß. Und ein querfliegender BMW 120is könnte ebenso bejubelt werden, obwohl er brandneu ist."

 

Das komplette Interview gibt es in der kommenden Ausgabe von "Rallye-Das Magazin" - erhältlich ab kommenden Mittwoch: Hier Probeheft bestellen...

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