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Prillwitz: "Es machte viel Freude Quer ums Eck zu fahren!"

Mit dem 6.Platz in der Gruppe N4 endete für den jungen Matthias Prillwitz der Einsatz im Evo III von Gassner Motorsport. Der Junior-Cup-Pilot schildert aus seiner Sicht die Rallye.

Prillwitz im EVO III

?Mit dem Ergebnis bin ich voll und ganz zufrieden. Vor einem Jahr habe ich hier meine erste Rallye als Fahrer bestritten, hätte mir damals einer gesagt, dass ich heute ein Evo III ins Ziel bringen würde und rein theoretisch mir Hermann Gassner um die Wette fahren werde, hätte ich diesen wohl glatt für verrückt erklärt? äußerte Matthias im Ziel.

 

Wir haben nichts am Auto beschädigt und haben uns stets Reserven gelassen. Auf den Asphalt Prüfungen in Zossen musste ich mich erst einmal an das Auto gewöhnen. Ich hatte den Blick mehr auf dem Drehzahlmesser als auf der Strecke. Das der EVO III viel schneller als der Polo ist war uns selbstverständlich klar, doch an die völlig andere Kraftentfaltung musste ich mich erst gewöhnen. Beim Polo kann ich nach Gehör fahren, der braucht immer Drehzahl und die darf nie unter 5000 U/min kommen. Beim Lancer ist jedoch bei 5000 U/min bereits der Gangwechsel angesagt um sofort wieder das Drehmoment nutzen zu können. Der Zeitverlust zu den Etablierten in der Gruppe N war auch nicht so erdrückend wie wir dachten, er bewegte sich meist im Rahmen von 1 ? 1,8sec. pro Kilometer. Auf dem Rundkurs ? Teltow Fläming? besser bekannt unter Kallinchen, fing ich dann langsam an mit dem Auto zu fahren, vorher war es eher umgekehrt. Ich versuchte das Fahrzeug stets in Schwung zu halten und die Vorteile des Allrads auf den rutschigen Passagen zu nutzen. Zum Nachteil der Zeiten merkte ich hier jedoch auch, wie viel Freude es macht Quer ums Eck zu fahren. Einen Laster den ich das ganze Wochenende nicht mehr loswerden konnte.

 

Die Erste Etappe im Berliner Umland war schnell abgehakt und das gesamte Team von Gassner Motorsport setzte zum Lausitzring um. Genau an dieser Stelle passierte uns im letzten Jahr ein Missgeschick. Unser Serviceteam schaffte es damals nicht rechtzeitig zum Reifenservice auf dem Euro Speedway und wir mussten den Grand Prix Kurs mit den vormontierten Winterrädern absolvieren. ? das waren schreckliche Minuten.? Diesmal war jedoch alles perfekt, die Reifenwahl war optimal, das Auto lief so wie das gesamte Wochenende, auch auf den Rallye untypischen High-Speed Prüfungen wie ein Uhrwerk. Lediglich eine Schrecksekunde gab es auf dem Ring. ? Auf der Start-Ziel Geraden liefen wir auf den Gr. A Citroen Saxo von Tina Grewe auf. Sie machte sofort fair Platz doch mir war klar, dass ich mit den seriennahen Bremsen wohl 30m früher bremsen muss als sie. Genau diesen Vorsprung wollte ich mir vor der engen Reifenschikane herausfahren. Und ich glaube es waren dann 30,5 m. Aus Tempo 200 musste ich auf ca. 50km/h runterbremsen und die Geschwindigkeit nahm aber nicht ausreichend ab. So touchierte ich leicht mit dem Spiegel einen Reifenstapel. Er blieb zum Glück heile.?

 

Erleichtert und ziemlich ausgepowert erreichten war am Samstag das Etappenziel. Aufgrund des kurzfristigen Starts haben wir keine Unterkunft mehr buchen können. So mussten wir den 120km Heimweg in Kauf nehmen und am nächsten morgen wieder zurück zum Rallye Zentrum. Viel Zeit zum Schlaf blieb also nicht. Am Sonntag standen dann die Schotterprüfungen im Tagebau an und hier muss man die Vorteile vom Allrad nutzen können. ? Ja das war so leicht gesagt.. nur leider sind mir nicht mal die Nachteile eines Frontangetriebenen Fahrzeuges bekannt. Denn meine Erfahrung auf losem Untergrund tendiert zu Null, abgesehen von dem Dreck auf den Asphaltprüfungen, der von den vorderen Starten (sehr zum Leidtragen der Hinteren) beim ?Räubern? auf die Strecke getragen wird.

 

Nach dem Start der ersten Schotterprüfung wusste ich gar nicht was ich zuerst machen sollte. ?Lenkrad festhalten, Schalten, immer Fuß auf dem Gas, Gegenlenken, Hallo.. Schalten nicht vergessen ;-)? Der Vortrieb war beeindruckend und so kämpfte ich mich von Kurve zu Kurve, mal Quer, mal wenige Quer, mal zu früh am Gas mal zu spät. Den ersten Durchlauf haben wir heil überstanden und mir kam es eigentlich verdammt schnell vor. Nur leider war die Zeittafel anderer Meinung. Na ja gut? dann eben nicht. Im Service grübelte ich dann, wo ich mir den 40 Sekunden Rückstand auf den letzten 3 Prüfungen eingehandelt habe und eigentlich kann das nur auf den Vollgas Passagen möglich sein. Sicherlich hatten wir im Aufschrieb 300 Rechts 5+ in Links 5+ notiert, doch mir war natürlich nicht bewusst, das die im Mitsubishi erreichte Geschwindigkeit jenseits von Gut und Böse lag. Beim Abflug hätten wir entweder einen der zahlreichen Telegrafenpfeiler getroffen oder die Absuche nach dem von der Strecke abgekommen gelb/blauen Lancer hätte bis in die frühen Morgenstunden angedauert.

 

Also gut, mit diesen Erkenntnissen ging es zum zweiten Durchgang. Nach dem Start wussten auch diesmal Hände und Füße was sie zuerst machen sollten. Es lief ganz prima? bis zu dem Punkt, wo ich angesichts der Drehzahl in den 5. Gang schalten musste. Ich habe es zwar dann getan, aber ich glaube es war eher für den Verbrauch als für die Tempoerhöhung dienlich. Im Hinterkopf hatte ich aber den bedrohlich nahe kommenden Ruben Zeltner auf einem Subaru Impreza, der nach einem Reifenschaden jede Chance auf eine Top Platzierung verloren hatte. So musste ich also doch mal etwas mehr Gas geben? 160, 170, 180 nun war aber Schluss, denn mittlerweile brauchte ich die gesamte Breite des Weges um den Wagen auf Kurs zu halten. Mit dieser Geschwindigkeit ging es dann durch eine tiefe Senke wo mich links und rechts zwei große dicke Steinpfeiler erwarteten. ? Augen zu und durch dachte ich mir? In diesem Augenblick dachte ich zum ersten Mal an Micha auf dem Beifahrersitz, hatte einfach noch keine Zeit gefunden mich mit seiner Verfassung auseinander zu setzen? Ich glaube er war genauso beeindruckt von der ganzen Sache wie ich, nicht viel anders ging es unserem Teamchef Christian, den Mechanikern Sebastian und Martin und unseren zahlreichen Freunden an der Strecke.

 

Glücklich war auch das Team von Gassner Motorsport, denn der EVO III erreichte unbeschadet mit einem Vorsprung von 19 Sek. vor Ruben Zeltner das Parc Ferme. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Karin, Olli, Hermann und Sigi und all die anderen die am Erfolg der Havelland Rallye mitgewirkt haben. Aufgrund der fehlenden Fremdsprache ( oberbayerisch ) sei es uns verziehen, dass wir hin und wieder zweimal nachfragen mussten *grins* Für uns geht es an diesem Wochenende zum nächsten Junior Cup Lauf nach Vogelsberg. Der Polo wird mal wieder in letzter Minute fertig aber daran haben wir uns alle mittlerweile gewöhnt.

 

[b]Ergebnis Gruppe N über 2000ccm[/b]

 

1.Gassner/Schrankl Mitsubishi EVO V

2.Svedlund/Nilson Mitsubishi Lancer EVO VI

3.Hesse/Kunze Mitsubishi Lancer EVO V

4.Dietl/Lerch Mitsubishi Lancer EVO VI

5.Liebehenschel/Heiler-King Subaru Impreza WRX

6.Prillwitz/Steinborn Mitsubishi Lance EVO III

7.Zeltner/Hawranke Subaru Impreza WRX

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