DRM 2016

Fahrer sprechen sich für massive Schikanen aus

Die Geschehnisse während der Sachsen-Rallye machten deutlich: Die Art und Weise wie dort eine Schikane aufgebaut wurde, muss dringend überdacht werden. Die Fahrer sprechen sich schon seit langer Zeit für einen anderen Aufbau aus.

Die Schikane auf WP5/7 der Sachsen-Rallye wurde mehrfach abgeräumt

Peter Corazza wollte es genau wissen. Nach der Sachsen-Rallye fuhr der DRM-Routinier zu der Stelle auf der Neuschönburg-Prüfung, an der sich am Samstag jene Schikane befand, die seit Tagen die Szene beschäftigt. „Die Abstände der Hindernisse entsprachen dem ‚German Standard’, sprich die Empfehlungen von mindestens 7,5 Meter zwischen den Elementen wurden korrekt eingehalten“, erklärte Corazza. „Allerdings war das mittlere Hindernisse viel zu weit nach innen aufgestellt, sodass es kaum einem Fahrer möglich war, mit seinem Rallyefahrzeug sauber durchzukommen, auch weil der Fuß der Innenstange ein Stück nach außen ragte.“ 

Der verwendete Aufbau der Schikane ist der kostengünstigste für einen Veranstalter. Sechs Eisenstangen, drei Banner, fertig ist das künstliche Hindernis. Aber wie man sehen konnte, ist es auch eine gefährliche Bauweise. Nachdem Christian Riedemann durch das mittlere Banner gerauscht war, schleifte er dieses inklusive der umherwirbelnden Eisenstange noch ein ganzes Stück hinter sich her. Man kann von Glück sprechen, dass diese im wenig später folgenden Zuschauerpunkt nicht für Verletzungen sorgte. Ebenso glücklich dürfen sich die Fans schätzen, die in der Nähe der Schikane standen und dort keine umherfliegenden Teile abbekamen. Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn Yannick Neuville bei seinem Vollgasritt den einsamen Fuß der abgeräumten Eisenstange getroffen hätte und dieser sich in ein Geschoss verwandelt hätte.

Forderung nach klaren Vorgaben

Viele Fahrer sprechen sich deshalb für die Verwendung von massiven Schikanen aus, sei es mit Strohballen, oder Wassertonnen. „Dafür plädiere ich schon seit Jahren, denn es sind genau diese Vorfälle am Wochenende, die zeigen, dass solche Schikanen gefährlich sind“, sagte Corazza. DRM-Spitzenreiter Riedemann spricht sich für die Verwendung von Strohballen aus, eine Meinung, der sich sein Titelkonkurrent Fabian Kreim anschließt: „Eine Standardisierung der Schikanen ist dringend erforderlich. Nur so weiß man bei der Streckenbesichtigung, was einen erwartet und eine massive Bauweise mit Strohballen empfinde ich als beste Lösung.“ Hermann Gassner jr., Führender der 2WD-Wertung pflichtet bei: „Ich bin für Strohballen-Schikanen, allerdings etwas offener als in Sachsen. Alles was relativ leicht umgefahren werden kann, hat einfach zu wenig Abschreckungscharakter und ist zudem gefährlich für diejenigen, die das immer wieder aufstellen müssen. Zudem finde ich es sportlich nicht ganz in Ordnung wenn die Rallye so entschieden wird.“ ADAC-Junior Johannes Dambach schrieb bei Facebook: „Ich habe lieber einen Schaden an der Front der durch einen Heuballen verursacht wurde, als eine Eisenstange im Fahrzeug stecken.“

Auch der Leiter der Sportkommissare der Sachsen-Rallye spricht sich dafür aus, dass der Aufbau einer Schikane noch klarer geregelt wird. „Damit können auch wir leichter eine Entscheidung treffen“, sagte Torsten Johne, nach Sichtung des Videos die Sachlage anders sieht, als noch am Samstag. „Wir werden nochmals einen Bericht an den Rallyeleiter verfassen.“ Allerdings kennt Johne auch die finanziellen Nöte der Veranstalter, wenn dieser auf die preisgünstige Variante ausweicht: „Aus meiner Zeit als Leiter der Wikinger-Rallye weiß ich wovon ich spreche. Aber ein gewisser Grundstandard muss vorhanden sein.“

Natürlich stellt sich auch Sachsen-Rallyeleiter Michael Görlich die Frage, warum ausgerechnet diese Schikane so viele Probleme bereitete. „Entgegen unseren Planungen wurden hier runde Kunststofffüße verwendet, die im Gegensatz zu den vorgesehenen eckigen Füßen nicht abgeschrägt sind. Dadurch könnten die Stangen in die Bewegung versetzt worden sein“, meinte Görlich, der gleichzeitig betonte, dass man schon viele Bauweisen von Schikanen ausprobiert hätte und die genutzte Art nicht wegen der Kosten gewählt wurde. „Letztendlich kommt es auf die Disziplin der Teilnehmer an“, so Görlich und vom DRM-Vermarkter ADAC war zu hören: „Das Sportgericht des DMSB befasst sich mit dem Fall. Wir werden gemeinsam mit dem DMSB darauf einwirken, das so etwas in Zukunft nicht mehr vorkommt.“

Übrigens: Sollte sich der DMSB entschließen, die fünfte und siebte Prüfung der Sachsen-Rallye nachträglich zu annullieren, dann würde Rainer Noller zehn Sekunden Vorsprung auf Kreim einbüßen. Damit würden nicht nur Neuville und Riedemann die Plätze tauschen, es gäbe auch einen neuen Sachsen-Sieger: Fabian Kreim im Skoda Fabia R5!

GALERIE: Sachsen-Rallye 2016


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