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Ein Bürgermeister im Driftfieber

Klaus Bouillon, seit 1983 Bürgermeister von St. Wendel, ist weit über die Landesgrenzen bekannt und erfolgreich. Er macht keinen Hehl aus seinen politischen und sportlichen Ambitionen.

<strong>Im Einsatz:</strong> Klaus Bouillon bestreitet die Rallye Deutschland

Das saarländische Stadtoberhaupt frönt vielmehr beidem gleichzeitig bei der OMV ADAC Rallye. Dort vertritt er in gewohnter Manier die Interessen seiner sportbegeisterten Stadt. Schon etwas ungewöhnlicher ist, dass er auch aktiv am WM-Lauf teilnimmt. Ein Bürgermeister im Rallye-Drift sieht man sicher nicht alle Tage.

 

"Ich habe den Aufbau des Rallyesports im Saarland schon in früheren Jahren stark unterstützt und mich entscheidend für die Realisierung der Rallye-WM im Sankt Wendeler Land und im Saarland eingesetzt", blickt Bouillon zufrieden auf die vergangenen Jahre zurück. Die Begründung für sein Engagement schiebt er gleich nach: "Solche sportlichen Großveranstaltungen wie die deutsche Weltmeisterschaftsrunde sind starke Motoren für die Wirtschaft und den Tourismus in der Region."

 

Und wie sieht es sportlich aus? Nach seinen Einsätzen bei der Rallye

St. Wendeler Land in 2004 und bei der Saarland-Rallye 2005 glaubt Klaus Bouillon (57), für die Herausforderungen der deutschen WM-Runde rund um seine Heimatstadt gewappnet zu sein. Als Beifahrer und selbstverständlich mit DMSB-Fahrerlizenz ausgestattet fungiert der Bürgermeister nun als Copilot und sagt dem heimischen Privatier Lars Miysliwietz (36) im Honda Civic Type R wo es lang geht. Sein Chancen sieht er realistisch: Allein schon die Zielankunft wäre für ihn schon einen Achtungserfolg.

 

"Dieser WM-Lauf ist für mich eine persönliche Herausforderung", verrät Klaus Bouillon und gibt weiter zu: "Selbstverständlich ist mein Engagement auch als PR-Einsatz für das Saarland einzuordnen, schließlich will ich auch das Interesse am Rallyesport und die damit verbundenen starken Einflüsse auf den Tourismus und die Wirtschaft dokumentieren." Seine beiden Töchter schmunzeln über die Rallye-Ambitionen ihres Vaters, während seine Frau nur den Kopf schüttelt. Der 57-Jährige grinst ein wenig, wenn er meint: "Aber sie ist von mir ohnehin einiges gewöhnt. Bouillon verspricht: "Meine Dienstgeschäfte als Bürgermeister leiden auch nicht unterm diesem ersten WM-Einsatz. Einerseits haben wir noch sitzungsfreie Ferienzeit und dank meiner eingespielten Verwaltung kann ich die dringendsten Amtgeschäfte auch per Handy zwischen dem Training und während der Rallye-Pausen erledigen."

 

Erste Kontakte zum Rallyesport knüpfte der passionierte Autonarr Klaus Bouillon zwar bereits 1967/68 während seiner Bundeswehr-Dienstzeit in Diez/Lahn, doch erst der Sportleiter des ADAC-Saarland, Karl-Heinz Finkler, sorgte ab 1983 für die Auffrischung und holte den Bürgermeister als Rallye-Promotor ins Boot. "Die Rallyes damals standen nicht immer unter einem günstigen Stern - auch wenn sie als wahre Volksfeste galten und die Französin Michéle Mouton seinerzeit die Sterne vom Himmel holte", erinnert sich Bouillon. "Mein Freund Karl-Heinz und ich mussten da noch gegen viele politische Widerstände ankämpfen, heute hat sich die Situation erfreulicherweise genau ist Gegenteil verkehrt - diese Rallye genießt ein hohes Ansehen in der Region, bis hin zum Ministerpräsidenten Peter Müller und sollte hier auch langfristig erhalten bleiben."

 

So fädelte ADAC-Sportleiter Karl-Heinz Finkler ebenfalls die Verbindung zwischen dem Bürgermeister und seinem aktuellen Chauffeur Lars Miysliwietz ein. "Wir fanden uns auf Anhieb sympathisch und haben als weltoffene Saarländer schnell Vertrauen geschlossen", schmunzelt Klaus Bouillon und gibt zu, dass er eigentlich den Radsport zu seinen Favoriten zählt: "Seit rund 15 Jahren bin ich begeisterter Rennrad- sowie Mountainbike-Fahrer und nehme auch an Alpen-Marathons teil - aber momentan ist das nur mein Ausgleichssport oder Konditionstraining für die kommende OMV ADAC Rallye."

 

Mit noch einer Eigenart wartet der Bürgermeister der Kreisstadt St. Wendel auf: Während Saarländer generell als frankophil angesehen werden, liebt Klaus Bouillon mehr die italienische Küche und den Chianti. Der Rotwein ist zwar während der Rallye selbst tabu, doch mit mondänen Energy- und Power-Riegeln als Rallye-Imbiss gibt sich Klaus Bouillon nicht zufrieden. Freunde organisieren für den Hobbykoch Bouillon eigens eine Rallye-Cantina am Service-Truck im Servicepark am Bostalsee, damit die genüssliche Grundversorgung garantiert ist. Klaus Bouillon feixt: "Rallye geht durch den Magen."

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