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Andreas Klein: "Möchten ein Zeichen setzen"

Überraschendes in Sachen Deutsche Rallyemeisterschaft: Andreas Klein (39), Seat Cupra-Cup Teilnehmer der ersten Stunde und Vizemeister im diesjährigen Händlercup, startet 2003 auf einem vom Treburer Autohaus Timmerberg eingesetzten Seat Ibiza Kitcar.

2003 in der Deutschen Rallyemeisterschaft: Andreas Klein und das SEAT Ibiza KitCar

[jj] Rallye-Magazin stellte den beiden Idealisten, die für die Fans der deutschen Rallyemeisterschaft ein ehrgeiziges Vorhaben angehen, exklusiv einige Fragen.

 

[b]Andreas, Glückwunsch zum zweiten Platz im Seat Cup 2002. Für Dich ist schon Weihnachten, oder?[/b]

AK (Andreas Klein): Danke. Ja, ich konnte es anfangs nicht glauben, doch Dank des Einsatzes von Jürgen und seinem Team ist die Sache nun real und ich freue ich mich auf den Saisonstart. Beim ersten Anblick des neuen Autos sind mir fast die Tränen gekommen, denn damit wird ein Traum wahr.

 

[b]Jürgen, wie kam es zu der Idee, für Andreas einen Seat Ibiza Kitcar einzusetzen?[/b]

 

JT (Jürgen Timmerberg): Ich dachte nach der 3 Städte, daß es weiter gehen muß, denn die Fans möchten einen Seat im Starterfeld sehen. Andreas wollte eigentlich aufhören, doch ich konnte Ihn sehr schnell für diese Sache gewinnen. Wir sind beide der Meinung, daß jeder einen Beitrag zum Erhalt des deutschen Rallyesport leisten muß und sich viele Teams vorschnell mit Ausreden zurückziehen. Dadurch das wir in unserem Treburer Autohaus Seat anbieten und ich diese Fahrzeuge schätze lag die Entscheidung für den Ibiza Kitcar nahe. Außerdem ist Andreas ein erfahrener Fahrer und somit genau der richtige für unser Projekt, denn es bringt nichts, wenn das Auto bei dem persönlichen Einsatz am ersten Veranstaltunsgtag im Wald liegt.

 

[b]Jürgen, wie entdeckt man als ehemaliger Joest Mitarbeiter, der zu Calibra Zeiten in der DTM arbeitete, den Rallyesport?[/b]

 

JT: Der Ibiza Cup war für mich die Gelegenheit das Kennenzulernen, wovon immer alle schwärmten - den Rallyesport und seine spezielle Atmosphäre. Durch die Einsätze mit Thomas Hölzlhammer konnten wir die ersten Erfahrungen sammeln und es machte eine Menge Spaß.

 

AK: Die Idee wurde ja auch geboren, um als Privatteam allen zu zeigen, daß man solch ein Projekt angehen kann und gleichzeitig etwas für die Fans getan wird, die ja derzeit aufgrund der Dezimierungen oder auch teilweise der Vereinheitlichung der Starterfelder etwas enttäuscht sind. Wir möchten ein Zeichen setzen.

 

[b]Wäre wünschenswert, wenn einige dem folgen. Aber sicher ist doch auch bei so einem Projekt der Erfolgswille da?[/b]

 

JT: Jeder in unserem Sport strebt nach einem gewissen Erfolg. Doch stellt sich die Frage, wie man Erfolg definiert. Wenn uns die Fans für unser Engagement Beifall schenken, dann haben wir Erfolg. Wenn wir dies mit einer schönen Gesamtplatzierung kombinieren, uns einige andere Gruppe A Fahrer folgen und die Presse die ein oder andere Zeile über uns schreibt, dann haben wir ?einen Volltreffer? gelandet.

 

[b]Andreas, ein Kitcar zu bewegen ist für Dich neu. Wie bereitest Du Dich darauf vor?[/b]

 

AK: Ich habe seit einigen Jahren Erfahrung mit dem Seat Ibiza, doch natürlich ist das Kitcar eine andere Welt. Daher werden wir vor Saisonbeginn auch bei verschiedenen Veranstaltungen als Vorauswagen starten und uns steht zu Testfahrten ein entsprechendes Gelände zur Verfügung. Dafür sagen wir an dieser Stelle Danke.

 

[b]Du hast zwar vor einigen Jahren einmal gezeigt, daß Du ein zäher Hund bist, als Du mit einem eingeklemmten Nerv eine ganze Veranstaltungen fast unter Tränen gefahren bist, doch wie bereitest Du Dich von der körperlichen Fitneß her vor?[/b]

 

AK: Das ist richtig. Was mich erwartet konnte ich beim ersten Rollout erfahren. Die Bremskräfte und die Temperaturen sind enorm und die körperliche Fitneß muß stimmen. Den Zigarettengenuß werde ich wohl etwas einschränken müssen und gut und gerne 10 kg muß ich mein Gewicht noch reduzieren und das alles für die Fans.

 

[b]Soviel positives Denken findet doch sicherlich Anklang. Welche Partner habt Ihr für diesen Projekt bisher gewinnen können?[/b]

 

JT: Dies ist schwierig und im Moment finanzieren wir alles selbst. Wir versprechen uns von diesem Schritt an die Öffentlichkeit, daß der ein oder andere sagt: das Team Timmerberg macht was für die Fans, da sind wir dabei. Dank eurer Hilfe vom Rallye-Magazin wird das vielleicht gelingen.

 

[b]Das Rallye-Magazin unterstützt dieses Vorhaben gerne und wir würden uns freuen, wenn Ihr Partner für euer Projekt gewinnt. Für welchen Zeitraum ist das Projekt angesetzt, zumal man ja nun lesen konnte, daß sich Seat zur Tourenwagen-EM bekennt?[/b]

 

AK: Eigentlich wollte ich nach der 3-Städte dem aktiven Sport den Rücken kehren und nun trete ich vom Rücktritt zurück. Daher habe ich es mir abgewöhnt, zeitlich zu planen. Doch wir möchten auf jeden Fall in der Saison 2003 unseren Beitrag zur Vielfalt in der DM und damit zum Erhalt der Meisterschaft leisten. Doch betrifft uns auch das Herstellerengagement nicht unmittelbar, denn es ist ein reiner Privateinsatz.

 

[b]Wie weit seid Ihr mit dem Fahrzeug?[/b]

 

JT: Wir haben ein komplettes Fahrzeug als Basis und derzeit arbeiten wir mit vereinten Kräften an der endgültigen Fertigstellung sowie dem Aufbau eines weiteren Modells zur Präsentation. An Bauteile zu gelangen, ist natürlich schwer. Zwischendrin dachten wir schon einmal fast, unser Projekt könnte kippen, doch dann ergab sich eine Lösung und wir konnten loslegen.

 

[b]Ihr trefft in der DM im nächsten Jahr auf teilweise harte Konkurrenz aus dem Super1600 Bereich. Wo glaubt Ihr, euch plazieren zu können?[/b]

 

AK: Wie bereits erwähnt möchten wir in erster Linie alle gemeinsam Spaß haben. Wir möchten ein Rallyewochenende erleben, an dem der Fan zu uns sagt: Klasse Leute. Dem ein oder anderen werde ich vielleicht am Service rasch ne Bratwurst grillen zwischen dem Radwechsel und wenn wir ehrlich sind, fahren wir außer Konkurrenz. Im Super 1600 Bereich wird sich sicherlich der ein oder andere selbst eliminieren und so denken wir, daß wir zwischen 5 und 10 ins Ziel laufen. Alles andere wäre vermessen.

 

[b]Was vermag euer Fahrzeug zu leisten und welchen Stand hat es?[/b]

 

JT: Wir werden ein Fahrzeug einsetzen, daß genügend Potenzial für Verbesserungen in der laufenden Saison hat. Doch unser Ziel ist ganz klar das Ziel der Rallye und das setzt voraus, mit 100% Kopf, aber nicht mit 100 % Gasfuß zu fahren. Die Saison starten wir mit dem EVO 1 Stand.

 

[b]Vor kurzem gab es in unserem Forum einen Aufruf, ein Team zu unterstützen, daß ein Fahrzeug für die Fans einsetzen will. Die Vermutung liegt nahe, daß Ihr dahintersteckt?[/b]

 

JT: Ja, es ist richtig. Wir arbeiten gemeinsam mit Jens J. an unserem Projekt und durch diesen Aufruf wollten wir sehen, ob wir mit unserem Denken auf dem richtigen Weg sind. Die Resonanz war wahnsinnig erfreulich und die Reaktionen zeigen uns, daß die Fans unseren Ehrgeiz und unser Engagement schätzen. Wir werden diese Sache weiter ausbauen, denn die Stimmen der Fans sind uns wichtig und wir brauchen jede Unterstützung, die wir bekommen können und wir werden sicherlich auf die angebotenen Hilfen gerne zurückkommen ? Interessenten können sich gerne an Jens wenden.

 

[b]Was genau wollt Ihr für die Fans neben der Strecke tun?[/b]

 

AK: Wir werden den Fans die Möglichkeit geben, Rallyesport Hautnah zu erleben, so weit, wie uns die Regularien die Möglichkeit geben. Außerdem werden wir uns u.a. drei Tage lang in Saarbrücken auf der Motorsport Expo sowie eventuell mit zwei Fahrzeugen bei Nationalen Veranstaltungen zeigen. Wir freuen uns, wenn wir angesprochen werden und so unsere Events (von Mitfahrgelegenheit bis Festivalteilnahmen) nach den Wünschen der Fans ausrichten können.

 

[b]Abschließende Frage. Werdet Ihr am deutschen WM Lauf teilnehmen?[/b]

 

JK: Als Teamchef muß ich ganz klar sagen, daß das ein Highlight wäre und wir die Teilnahme planen. Doch diese Entscheidung ist nicht alleine von uns abhängig ? wir arbeiten daran.

AK: Für mich als Fahrer wäre es ein Traum vor dieser einzigartigen Kulisse. Es wäre eine phantastische Gelegenheit unsere Botschaft auf die Weltmeisterschaft zu übertragen. Man kann alles erreichen, wenn man es wirklich will. Ich glaubte nicht an ein Start in einem solchen Fahrzeug und nun habe ich vorzeitig Weihnachten.

 

[b]Wir bedanken uns für das Gespräch und wir wünschen euch, daß dieses Projekt Nachahmer findet, denn es sollte anderen zeigen, daß mit viel persönlichem Einsatz so etwas zu realisieren ist. Viel Glück und wir behalten euch im Auge.[/b]

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