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Andreas Gerst: Nach spannendem Kampf aufs Treppchen.

Andreas Gerst fuhr mit 3 Zehntelsekunden Vorsprung auf Holger Knöbel auf Platz 3 bei Havellandrallye.

:: Andeas Gerst ::

Es war ein denkbar knappes Ergebnis. Nach einem spannenden Zweikampf, der sich fast über die gesamte Dauer der diesjährigen Havellandrallye in Berlin erstreckte, eroberte sich Andreas Gerst mit Beifahrer Bertram Schwalié auf dem Skoda Octavia Kit Car des Autohauses Fischbach in Mayen den dritten Platz der Gruppe A und den neunten Platz im Gesamtklassement.

 

Trotz relativ ungünstiger Ausgangsbedingungen, der angehende Bauingenieur Gerst hatte noch Tags zuvor eine wichtige Klausur absolviert und konnte daher am Training und der Sichtung der Wertungsprüfungen nicht teilnehmen, ging das WS Motorsport Team optimistisch an den Start, hatte doch Co-Pilot Bertram Schwalié alleine einen Teil-Aufschrieb angefertigt und dank Tips und Informationen eines befreundeten Teams konnten auch restliche Lücken in den Aufzeichnungen noch geschlossen werden.

 

Zusätzlich kam Gerst zugute, daß ihm einige der Prüfungen noch aus der Vorjahrsveranstaltung noch in Erinnerung waren. "Das war natürlich eine glückliche Fügung für mich", bekennt Gerst. "Zudem wurden alle Wertungsprüfungen doppelt gefahren, so daß ich zwar im ersten Durchgang noch etwas langsamere Zeiten gefahren bin, aber auch feststellen konnte, daß unser Aufschrieb korrekt war. Ich konnte unseren Notizen vertrauen und den zweiten Durchgang der Prüfungen voll fahren. Dadurch wurden meine Zeiten auch um einiges besser.?

 

Dennoch war es schwer, das Wunschergebnis eines Platzes auf dem Gruppe A Siegertreppchen zu erreichen. "Die Konkurrenz hier war unheimlich stark?, gibt Gerst unumwunden zu. "Ich hatte zu Beginn immer noch Schwierigkeiten, mich an das Fahrzeug zu gewöhnen. In der Gruppe A ist es, anders als bei den seriennahen Fahrzeugen. Hier muß man sich bei jeder Rallye neu an den veränderten Setup des Wagens gewöhnen. Aber ich habe darauf gehofft und gebaut, daß ich speziell auf den Schotterprüfungen meine Stärken ausspielen kann. Das hat zwar teilweise funktioniert, ich konnte eine Klassenbestzeit verbuchen, aber die Abstände waren nicht so groß, wie ich mir gewünscht hätte. Ich bin allerdings auch noch nicht so mit den Einstellungsmöglichkeiten des Wagens vertraut, wie ich mir das wünsche. Da bleibt noch Spielraum für Tüfteleien.

 

Als besonderer Leckerbissen für die Zuschauer entspann sich von Beginn an ein spannender Zweikampf um Platz 3 zwischen Holger Knöbel, der mit einem speziell auf Schotter spezifizierten VW Golf Kit Car an den Start ging und Gerst, der ein ausgewogenes Setup bevorzugte. Knöbel hatte durch diese Spezialisierung natürlich Nachteile auf den herkömmlichen Asphaltprüfungen und dementsprechend oft das Nachsehen gegenüber Gerst. Die entstehenden Rückstande versuchte er dann auf den Schotterprüfungen wieder wettzumachen.

 

"Unsere taktische Marschrichtung war klar?, erläutert Gerst, "Wir mußten unsere Vorteile auf Asphalt ausnutzen und einen möglichst großen Vorsprung herausfahren. Den galt es dann auf Schotter gegen Holger zu verteidigen. Das Umgekehrte galt natürlich für Holger." Konsequenz war ein ständiger Kampf um Sekunden, der sowohl die Fans als auch die betroffenen Teams in Atem hielt. Mal lag Knöbel 5 Sekunden vor Gerst, mal hatte Gerst um 3 Sekunden die Nase vorne. Am Ende gab wohl Gersts Stärke auf Schotter den letzten Ausschlag.

 

In einem Herzschlagfinale sah das Publikum Gerst/Schwallie drei Zehntel Sekunden eher die Ziellinie überqueren Die Anwesenden sahen einen überglücklichen Gerst, der mit Lob und Anerkennung für sein Team aber auch seinen Gegner nicht sparte: "Ích ziehe den Hut vor Holger. Er ist ein starkes Rennen gefahren und die drei Zehntel Sekunden sind ein solch knappes Ergebnis, das hätte auch ganz leicht umgekehrt ausgehen können. Ein ganz großes Kompliment geht auch an das Team von WS Motorsport, die sehr professionell gearbeitet haben. Es war ein Genuß zu sehen, wie am Samstag abend der Wagen innerhalb einer Stunde komplett für den zweiten Tag überholt und umgebaut wurde. Da hat jeder Handgriff gesessen.?

 

Befragt nach den Ambitionen für die folgenden Veranstaltungen, bleibt Gerst trotz des Berliner Erfolges eher vorsichtig: "Ich habe schon zu oft in meiner Karriere nach anfänglichen Erfolgen eine Reihe von Ausfällen erlebt und Punkte verloren, die auch durch beste Ergebnisse danach nicht mehr wettzumachen waren. Daher ist mein primäres Ziel, bei jeder Rallye ins Ziel zu kommen. Alles andere ergibt sich dann. Ich weiß, wir haben den Wagen und das entsprechende Team, wir haben das Potential, uns dauerhaft im Spitzenfeld zu etablieren. Der eine oder andere Platz auf dem Siegertreppchen ist immer drin und mein Traum wäre natürlich, dem Team, unserem Chef Rudi Fischbach und mir selbst einen Klassensieg dieses Jahr zu schenken. Bis dahin ist aber noch eine Menge Arbeit zu erledigen.?

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